Die Diskussionen um die Corona-Krise und die damit verbundenen staatlichen Restriktionen driften aktuell in die gleiche Richtung, wie zuvor die durch Greta Thunberg angestoßene Klimadiskussion oder die Flüchtlingsdebatte. Beide Seiten reklamieren für sich, im Besitz der einzig gültigen Wahrheit zu sein. Da reicht mitunter bereits die kleinste Kritik an bestehenden Verhältnissen, um in die Ecke der Verschwörungstheoretiker geschoben zu werden.
Das Virus gibt es gar nicht. SARS-COV-2 wurde von den Chinesen in einem Labor gezüchtet und Bill Gates hatte bei der Verbreitung des Virus seine Finger im Spiel, um uns alle anschließend zu chippen. Manche Corona-Verschwörungstheorien sind so absurd, dass man als normaler Mensch nur den Kopf schütteln kann. Aber fernab der Schwurbeleien, die von jüdischen Netzwerken, Chemtrails und geheimnisvollen Mächten faseln, gibt es auch eine große Anzahl an Demonstranten, die ernsthafte und nachvollziehbare Kritik anbringen. Manchen geht es um die Einschränkung der Grundrechte, andere stört die angebliche „Demokratiefeindlichkeit“ der Corona-Auflagen, wiederum andere treibt schlichtweg die Angst um ihren Arbeitsplatz oder ihr Unternehmen auf die Straßen. DER SPIEGEL schreibt hierzu: „Die „alte Mittelklasse“…()…wittert die weitere Abwertung ihrer statusprägenden Gewohnheiten wie zum Beispiel Massentourismus, Volksfest oder Stadiondauerkarte. Diese Bürger wollen, dass sie nach der Pandemie, die sie keineswegs leugnen, ihr zuvor gelebtes Leben zurückbekommen. Und sie merken, wie die Politik gerade sehr viel verspricht, nur eben das nicht.“ Überhaupt trifft sich bei den landesweit stattfindenden Anti-Corona-Demos derzeit eine grotesk bunte Mischung aus Bürgern nahezu aller Schichten und Altersklassen. Linke, Impfgegner, Normalos und natürlich Rechte. Apropos Rechte. Da sich bei vielen Demos auch Anhänger der AfD unters Volk gemischt hatten, war das Etikett, das den Demonstranten fortan anheften sollte, für Viele klar: „Rechte Verschwörungstheoretiker“. Als dann aber die Kabarettistin Lisa Fitz den Tamiflu-Skandal aufs Korn nahm, bei dem sich Ex-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld als Mehrheitsaktionär an den millionenfach verkauften Tabletten gegen die Vogelgrippe kräftig die Taschen vollgemacht hat, wurde auch sie in die Ecke der Verschwörungstheoretiker geschoben. Dabei könnte man, wenn man wollte, diese vorsätzliche Täuschung der Menschen, die seinerzeit stattgefunden hat, mit nur wenigen Klicks auch auf seriösen Seiten nachlesen. Einfacher ist es aber, auch die Kabarettistin in einen Topf mit Xavier Naidoo oder Atila Hildmann zu werfen, die wiederum so viel Unsinn erzählen und offensichtlich auch glauben, dass man darüber gar nicht mehr zu debattieren braucht. Will sagen: Nicht jede vermeintliche Verschwörungstheorie ist blanker Unsinn und es täte auch der Gegenseite gut, sich umfassender darüber zu informieren, wie oft man in der Vergangenheit bereits von Regierungen getäuscht wurde und sei es auch „nur“, um mal wieder einen Krieg anzetteln zu können.
Reizfigur Bill Gates
Sobald dann der Name Bill Gates ins Spiel kommt, landet man sowieso pauschal in der Ecke der „Verschwörungstheoretiker“. Und zwar von den, nennen wir sie an dieser Stelle: „Gutgläubigen“. Denn welche Seite im Besitz der einzig gültigen Wahrheit ist, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht abschließend beurteilen. Dabei lohnt sich durchaus ein Blick auf den zweitreichsten Menschen der Welt, der sein Geld schon längst nicht mehr mit Microsoft verdient, da er aus dem Tagesgeschäft ausgeschieden ist, als die Aktie ihren Höchststand erreicht hatte. Zu dieser Zeit beschloss Gates, einen Großteil seines beträchtlichen Vermögens in eine karitative Stiftung auszulagern, die sich dem Thema Gesundheit widmen sollte, die „Bill & Melinda Gates Foundation“. Mit knapp 47 Milliarden US-Dollar verfügt die Stiftung über die Wirtschaftsleistung eines Landes wie Ghana. Dieses Kapital investiert Gates in ein beträchtliches Aktiendepot von gestandenen krisenfesten Firmen, die auch während der Corona-Krise Rekordumsätze einfuhren (eine ausführliche Aufzählung war bereits in unserer Mai-Ausgabe nachzulesen). Aus den Gewinnen und Dividenden dieser Aktiengeschäfte finanziert die Stiftung wiederum vielfältige Hilfsprojekte auf der ganzen Welt. Unter anderem hängt auch die Weltgesundheitsorganisation am Tropf ihres Großspenders Gates, der seit der Jahrtausendwende 2,5 Milliarden US-Dollar an die WHO überwiesen hat. Überhaupt sind 80 Prozent des Budgets der WHO von privaten Spenden abhängig, was vor allem damit zu tun hat, dass die 194 Mitgliedsstaaten ihre Beiträge seit den 90er Jahren massiv zurückgefahren haben. Würden also alle Länder, auch Deutschland, ihrer Verpflichtung nachkommen und die WHO mit ausreichend finanziellen Mitteln ausstatten, befände sich diese gar nicht in diesem Dilemma. Aktuell sind noch die USA stärkster Geldgeber, aber nach der Ankündigung von Präsident Donald Trump, die Beiträge zukünftig einzustellen, wird Bill Gates mit seiner Foundation zum größten und wichtigsten Geldgeber der WHO. Da die Spenden zweckgebunden sind, kann Gates darüber bestimmen, auf welchen Fokus die WHO ihre Arbeit legt. Kritiker werfen Gates in diesem Zusammenhang vor, dass seine Stiftung auch Aktienpakete von Coca Cola, Pepsi-Co, Kraft-Heinz oder Alkoholfirmen wie Anheuser-Busch oder Pernod besitzt, die nur wenig mit dem Thema Gesundheit zu tun haben. Dass die WHO im Gegenzug keine Kampagnen gegen überzuckerte Getränke, Alkoholkonsum oder Medikamentenmissbrauch startet, die immer noch für die meisten Toten weltweit verantwortlich sind, kann man vor diesem Hintergrund nachvollziehen, würde man doch damit die Gates-Stiftung daran hindern, das Geld zu erwirtschaften, mit dem sie u.a. auch die WHO nicht unerheblich unterstützt. Eine andere Kritik bezieht sich auf die enge Verknüpfung der Gates Stiftung mit dem Agrochemiekonzern Monsanto, der in der Kritik steht, die angestammte Landwirtschaft in Afrika zu bedrohen und die Menschen dort vor allem über die Patentierung von bestimmten Pflanzen-, Gemüse- und Getreidesamen in wirtschaftlicher Abhängigkeit zu halten.
Die Wandlung der WHO
Interessanterweise hatte die Weltgesundheitsorganisation in den 80er Jahren eine Kommission gegründet, die im Hinblick auf soziale Fragen und Gesundheitsfragen zu einem verblüffenden Ergebnis kam. Laut diesem Bericht der WHO sei der wesentliche Killer des Menschen nicht irgendein Virus, nicht irgendeine Krankheit, sondern die meisten Todesfälle würden aufgrund von sozialer Ungleichheit existieren. Gesundheit ist etwas, was geschützt wird über hygienische Wohnverhältnisse, über gute Ernährung, über Zufriedenheit am Arbeitsplatz, über ein gutes Einkommen – alles Dinge, die primär nichts mit medizinischem Handeln zu tun haben, aber umso mehr mit sozialen Faktoren, die die Gesundheit negativ beeinflussen können. Seit der Einfluss von Bill Gates gewachsen ist, hat sich auch der Fokus der WHO verändert. Nun steht weniger die Beseitigung der sozialen Ungerechtigkeit in vielen Ländern im Mittelpunkt des Bestrebens der WHO. Gates legt vor allem Wert auf Maßnahmen zur Eindämmung von Infektionskrankheiten,darunter Impfkampagnen, und die Verteilung von Medikamenten. Im Zuge der Corona- Krise ließ sich Gates zitieren: „Man kann durchaus sagen, dass die Dinge erst dann wieder wirklich normal werden, wenn wir einen Impfstoff haben, den wir nahezu der ganzen Welt zur Verfügung gestellt haben.“ Hierzu sollte man wissen, dass der Mann, der in der Tagesschau neun Minuten lang über die Massenimpfung von sieben Milliarden Menschen referieren durfte, auch Anteile an Pharmakonzernen wie Novartis, Pfizer, Sanofi, Roche und an der Mainzer Biotechfirma Biontech oder der Tübinger CureVac AG besitzt, die derzeit fieberhaft nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus SARS-COV-2 suchen. Natürlich unterstützt Gates mit seiner Stiftung in erster Linie deren Forschungsarbeit. Bei entsprechendem Erfolg ist es aber auch gleichzeitig ein Milliardengeschäft für die oben genannten Pharmaunternehmen. Die Frage, ob sich die WHO in Anbetracht der Abhängigkeit von Gates in einem Interessenskonflikt befindet, darf man also durchaus stellen. Dieser Interessenskonflikt gilt natürlich auch für das Robert-Koch-Institut, die Berliner Charité, Die Zeit oder Spiegel online, die allesamt von Gates projektbezogenen Spenden profitierten. Denn wie sagt der Volksmund so schön: „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.“ Wenn man also keine Kritik an der Person Bill Gates zulässt, muss man dann nicht auch den vermeintlichen Gutgläubigen unterstellen, dass sie sich offensichtlich weigern, Negatives über seine keinesfalls unumstrittene Stiftung zur Kenntnis zu nehmen? Vermutlich ist Bill Gates genau der von vielen Menschen gewünschte Philanthrop, der irgendwann beschlossen hat, mit seinem Geld den Menschen weltweit, die sich in Not befinden, helfen zu wollen und der dies nach bestem Wissen und Gewissen tut. Wer aber hinter der Figur Bill Gates das Streben eines Mannes, der gerne die Fäden in der Hand hält, den Wunsch nach Macht oder cleveren Geschäftssinn sieht, sollte nicht gleich als Verschwörungstheoretiker abgestempelt werden.
Keine konstruktive Kritik mehr möglich
Überhaupt ist bedenklich, dass der Begriff „Verschwörungstheorie“ mittlerweile zu einem beliebig einsetzbaren Begriff geworden ist, mit dem so ziemlich jede abweichende und unliebsame Meinung diffamiert und Kritik an den herrschenden Verhältnissen abgewürgt werden kann. Wie schon bei der Flüchtlingsdebatte oder auch der Klimadiskussion stehen ganz viele Menschen zwischen den Stühlen und es gibt nun mal nicht die einzige gültige Wahrheit. Wollen wir also auch diesmal wieder die Menschen, die durchaus berechtigte Kritik an den Lock-Down-Maßnahmen oder den Einschränkungen der Grundrechte üben, alle in einen Sack werfen, nur weil ein paar Rechte die Unzufriedenheit im Land für ihre Zwecke missbrauchen wollen? Die Folge wird sein, dass die meisten Bürger ihre ehrliche Meinung gar nicht mehr öffentlich kundtun, weil sie Angst haben, in die rechte Ecke geschoben zu werden oder als Verschwörungstheoretiker zu gelten. Das kann nicht im Sinne einer ordentlichen Meinungsbildung sein.