Seit mehr als einem Jahr steht die Kulturbranche still. Perspektiven für diese Branche bietet die Politik schon seit langem nicht mehr.
Stellen Sie sich vor, dass Sie wegen eines Arbeitsverbots über ein Jahr lang nichts verdienen können, während aber trotzdem ihre laufenden Kosten weiterlaufen. So ergeht es derzeit vielen Leuten aus der Kulturbranche und die Berichte über Künstler, die Pizza ausliefern oder beim Supermarkt an der Kasse sitzen, mehren sich. Es ist nach wievor die größte Schande im Land der Dichter und Denker, dass man ausgerechnet in Deutschland seine Künstler im Regen stehen lässt. Die Wertschätzung für diese Branche ist derart gering, dass den Soloselbständigen lediglich Hartz IV zur Bestreitung ihres Lebensunterhaltes angeboten wird. Wir haben uns mit sieben Wormsern getroffen, die in der Veranstaltungsbranche tätig sind und uns mit ihnen darüber unterhalten, wie sie die Corona Pandemie bisher erlebt haben und welche Perspektiven sie für die Zukunft sehen.
DER DAUERLOCKDOWN
Bis mindestens 19.04. befindet sich Deutschland in einem Dauerlockdown, der bereits fünf Monate anhält. Zwar empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation WHO Lockdowns nur in besonderen Situationen und Wissenschaftler kritisieren die ihrer Meinung nach wirkungslosen Ausgangssperren, aber die Politik hält weiterhin unbeirrbar an ihrem Weg fest. Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt fordert dagegen, auch andere Möglichkeiten in den Blick zu nehmen: „Der monatelange Jo-Jo-Dauerlockdown zermürbt die Menschen. Er darf nicht unsere einzige Antwort auf die dritte Corona-Welle sein.“ Aber auch nach einem Jahr Corona sind die Rezepte, mit denen unsere Regierung der Pandemie begegnen will, an Einfallslosigkeit kaum zu überbieten. Zudem entstanden durch den Föderalismus teilweise absurde Regelungen, dank deren Sinnlosigkeit das Vertrauen der Bürger zunehmend schwindend. Womöglich fehlt der Bezug zu den Menschen und ihre gelebte Realität, wenn man zwar nach Mallorca oder Dubai in Urlaub fliegen darf, aber die heimische Gastronomie und Hotels geschlossen bleiben müssen? Wer sich dann auch noch in Zeiten einer Pandemie bei der Vermittlung von FFP2-Masken persönlich bereichert, muss sich nicht wundern, wenn die Bürger sich von der Politik abwenden. In der aktuellen Situation ist das sehr gefährlich, da man zur Bekämpfung des Virus dringend den Rückhalt aus der Bevölkerung braucht. Diesen verspielt man aber zusehends, wenn der Bürger den Eindruck gewinnt, dass ihre Regierung unfähig ist, genug Testungen zu organisieren oder eine zügige Impfstrategie aufzubauen. Jeder weitere Tag, den wir vergeuden, kommt uns teuer zu stehen durch Tote, Corona-Erkrankungen und ihre Langzeitfolgen, Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit, Geschäftsinsolvenzen, die Vereinsamung alter Menschen oder die Verwahrlosung von Kindern. Das ist alles schon lange bekannt und es wäre dringend an der Zeit, dass unsere Regierungsvertreter endlich ihre Arbeit ordentlich machen.
Viel Durchhaltevermögen beim Lesen der 184. Ausgabe von:
WO! – DAS Wormser Stadtmagazin
wünscht Ihnen
Frank Fischer, Chefredakteur