Ehret + klein stellt Pläne für das „Licht Luftbad Wohnquartier“ vor
Gäbe es in Worms einen Preis für den Investor des Jahres, das Unternehmen ehret + klein könnte sich diesem sicher sein. Nachdem bereits die Pläne zur Wiederbelebung des Kaufhof Gebäudes auf viel Zustimmung stießen, sorgte die Präsentation des Wohnquartiers auf dem ehemaligen Rheinmöve-Gelände im Wormser Bauausschuss Anfang Mai schlichtweg für Begeisterung.
Ein rundum-sorglos-Konzept für alle
Der Name klingt zunächst sperrig und wenig nahbar, suggeriert andererseits aber viel Raum und Sonne. Unter dem Titel „Licht Luftbad Quartier“ entsteht in den nächsten Jahren auf dem Areal des ehemaligen Möbelkaufhauses Rheinmöve ein Wohnquartier, das durch das Starnberger Unternehmen ehret + klein geplant und umgesetzt wird. Auf 32.000 Quadratmetern soll Wohnfläche geschaffen werden, aufgeteilt in 425 Wohneinheiten. Ein- bis Zweizimmerwohnungen sollen hierbei 50 Prozent ausmachen. Insgesamt strebt man zudem sozial geförderten Wohnraum mit dem politisch gewünschten Anteil von 25 Prozent an. Auch soll es Wohnangebote für Behinderte und Senioren geben, ergänzt durch Wohnheime. Darüber hinaus möchte man Räume für Beratungseinrichtungen, Service- und Vereinszentren, Arztpraxen und Kanzleien anbieten. Um der sozialen Verantwortung gerecht zu werden, sind zudem eine Kita mit 50 Plätzen geplant sowie ein öffentlicher Spielplatz. Das Konzept sieht außerdem vor, dass man in den erdgeschossigen Teilen Gewerbe wie Gastronomie, Handel (Bäcker, Metzger, Frisör) ansiedeln möchte. Vorstellbar seien auch ein Drogeriemarkt sowie ein Supermarkt für die Nahversorgung. Dabei soll darauf geachtet werden, nicht in Konkurrenz zur Innenstadt und Gewerbeparks zu treten, weshalb die Handelsflächen auf maximal 800 Quadratmeter begrenzt sind.
Bürgerbeteiligung und ein freier Domblick
Bei der Präsentation erklärte Projektleiterin Christiane Fischer, dass man bei der Entwicklung des Projekts darauf geachtet hätte, die Anregungen und Gedanken der Anwohner zu berücksichtigen. 2019 lud das Unternehmen die Anwohner zu einem Bürgerworkshop ein. In verschiedenen Workshops wurden dabei Wünsche und Ängste der Anlieger herausgearbeitet. Zu den Ängsten gehörte unter anderem die Befürchtung, dass die Gebäude in ihrer Höhe die Blickachse in dem Viertel stören könnten. Aber auch hier gab Fischer Entwarnung und erklärte, dass die höheren Gebäude mit maximal sieben Etagen in dem tieferliegenden Teil des Areals, auf dem sich zuletzt die Tankstelle befand, errichtet werden. Alle anderen Gebäude sollen maximal drei Etagen hoch sein, sodass diese sich harmonisch in das Gesamtbild einfügen. Die Dächer sollen vollflächig begrünt werden, außer bei den Dachterrassen, die man mit Blick auf den Dom plant und die nicht nur von den Bewohnern besucht werden können. Ein Anliegen der Anwohner war es auch, den Baumbestand entlang des Leimenkautweg zu sichern, sowie eine mächtige Eiche, die sich auf dem Gelände befindet. Auch hier konnte die ehret + klein Mitarbeiterin vermelden, dass man dem Rechnung trägt. Ergänzend ist sogar eine Neupflanzung vorgesehen.
Nachhaltigkeit für ein sauberes Wohnquartier
Ebenfalls beschäftigte man sich mit dem Thema Frischluftschneise und der Lärmimmission, die vor allem in Verbindung mit der Bahnstrecke südlich des Geländes entsteht. Im Gutachten zu dem Projekt erklärt das Unternehmen, dass insbesondere in der Nacht eine hohe Vorbelastung besteht, verursacht durch den Güterverkehr auf der Strecke Mainz – Mannheim. Dem möchte man durch eine entsprechende städtebauliche Planung begegnen. Dies geschieht vorliegend durch die Anordnung einer Quartiersgarage als Lärmriegel, sowie durch entsprechende Festsetzungen zum Schallschutz innerhalb des Plangebietes. Gedacht wurde auch an eine nachhaltige Energieversorgung, die über ein eigenes Blockheizkraftwerk und Photovoltaikanlagen sichergestellt werden soll. Um den Charakter eines nachhaltigen, umweltnahen Wohnquartiers zu unterstreichen, soll das Gelände autofrei bleiben. „Wir setzen auf das Bewusstsein der künftigen Bewohner, dass man auf den eigenen Pkw verzichten kann“, erläuterte Christiane Fischer das Anliegen und verwies darauf, dass man Stadtteilautos und Lastenfahrräder anbieten wolle. Ladesäulen für E-Bikes und ähnliches möchte man ebenfalls integrieren. Fahrradabstellplätze sind sowohl in der Quartiergarage als auch in den Wohngebäuden vorgesehen.
Viel Lob, aber auch Kritik
Das Lob ließ im Anschluss an die Präsentation nicht lange auf sich warten. Richard Grünewald (Bündnis 90/Die Grünen) erklärte, dass er noch nie Planungen von solcher Qualität gesehen hätte. Überdies zeigten diese, dass es für Investoren möglich sei, 25 Prozent geförderten Wohnraum auf privater Ebene zu schaffen. Karl Müller (FWG/Bürgerforum) erkannte, dass dies ein besonderes Projekt mit einer interessanten Entwicklung sei. Baudezernatsbewerber Timo Horst (SPD) freute sich, dass viele politische Wünsche mit eingeflossen seien und lobte insbesondere die Bürgerbeteiligung. Kritik gab es lediglich in Bezug auf das Verkehrskonzept bzw. die Anzahl der Stellplätze. Der Plan sieht vor, dass 555 Garagenstellplätze sowie 40 Außenstellplätze geschaffen werden. Da der Verkehr ausschließlich über die Monsheimer Straße Richtung Kirschgartenweg und über die Töpferstraße Richtung Alzeyer Straße führen wird, fragte Klaus Karlin (CDU) nach entsprechenden Verkehrsberechnungen. Hier beteuerte Fischer, dass man auch hierzu ein Gutachten erstellt hätte und man lediglich mit einer „minimalen Verschlechterung“ rechne. Unserem Magazin gegenüber erklärte Unternehmenspressesprecherin Kerstin Kruppok, dass natürlich von einer Veränderung des Verkehrsaufkommens auszugehen sei. Derzeit kalkuliere man mit einer maximalen Belastung in der Morgenspitze mit 170 Fahrzeugen pro Stunde und in der Nachmittagsspitze von ca. 240 Fahrzeugen pro Stunde. Insgesamt rechnet man mit einem Aufkommen über den Tag verteilt von rund 1.120 Fahrzeugen. Für Dieter Herrmann, Abteilungsleiter Straßenverkehrsangelegenheiten, stand nach der Präsentation vor allem die Parksituation im Fokus. Hermann gab zu bedenken, dass die Parkkonzepte in den vergangenen Jahren zu knapp gefasst waren, wodurch es immer wieder zu „Konkurrenzsituationen“ käme. In diesem Zusammenhang verwies er auf das Wohnquartier Liebenauerfeld.
Wie geht es weiter?
Auf Nachfrage von WO! erklärt Hans Brecht, Pressesprecher der Stadt Worms, dass das Unternehmen bei der Erstellung des Gutachtens mit den städtischen Fachbüros in Kontakt stand und man diese auf Plausibilität geprüft hätte. Im nächsten Schritt liegt es an den Fachbehörden, Stellung zu beziehen. Im Anschluss erfolgt eine erneute Beratung in den politischen Gremien. Dem folgend erfolgt die Offenlage des Bebauungsplans für einen Monat. Dann kann jeder Bürger/in die Pläne einsehen. Ehret + klein Sprecherin Kruppok geht davon aus, dass im Frühherbst 2021 die ersten Bauanträge gestellt werden können, sodass im kommenden Frühjahr mit den Bauarbeiten begonnen werden könne. Läuft alles nach Plan, sollen die ersten Wohnungen im Herbst 2024 bezugsfertig sein.