Nach 13 Jahren ist es fast schon so etwas wie ein wiederkehrendes Ritual. Anfang April lädt die KVG zur offiziellen Pressekonferenz der Nibelungen Festspiele und eröffnet damit die Aussicht auf einen aufregenden Wormser Kultursommer. Dieses Mal war es jedoch etwas anders.
Ok, zurzeit wird das Andreasstift saniert, was zur Folge hatte, dass sich die Fotografen, entgegen den bisherigen Gepflogenheiten, mit dem kleinen Garten hinter dem Stift als Fototapete zufrieden geben mussten. Das aber nur am Rande. Anders war, dass es sich bei dieser Konferenz um Dieter Wedels letzte handelte, denn nach 13 Jahren wird der „Herr der Nibelungen“ ein letztes Mal vor den 1000 Jahren alten Mauern des Wormser Doms inszenieren. OB Kissel nahm das als erster Redner dieser Konferenz zum Anlass, Wedels Leistung außerordentlich zu loben und sprach sogar vom „Wunder von Worms“. Wie Kissel erläuterte, seien Wunder dazu in der Lage, Naturgesetze zu brechen – und das sei in dieser Stadt gelungen. Nun, über die Wortwahl kann man durchaus streiten, allerdings nicht darüber, dass die Festspiele tatsächlich ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsmotor für die Stadt geworden sind. Dass dies gelungen ist, ist ein großer Verdienst der Personalie Wedel, der immer wieder durch geschicktes Rühren der Werbetrommeln für großes mediales Interesse sorgte.
Wie spielt man Krieg?
Groß war auch der mediale Andrang an diesem Tag. Rund 80 Journalisten fanden den Weg in die Nibelungenstadt, um unter anderem zu erfahren, dass die beiden untrennbar mit den Nibelungen verbundenen Köpfe, Richard Wagner und Friedrich Hebbel, füreinander tiefste Verachtung empfanden – andererseits einte sie beide die Vision, einen deutschen Mythos zu schaffen. Dieser fragwürdige Gedanke sorgte letztlich dafür, dass die deutsche Kulturgeschichte um die künstlerischen Großtaten der beiden Männer bereichert wurde, was Wedel wiederum sehr irritierte. Hebbels Nibelungen, konkret der zweite Teil, stehen dieses Jahr im Mittelpunkt des Geschehens. Und das ist für das erfahrene Nibelungen-Team Dieter Wedel/Joern Hinkel so etwas wie Neuland. Zwar habe man Erfahrung im Umgang mit dem düsteren zweiten Teil, immerhin wurde dieser auch in der ursprünglichen Rinke-Fassung bearbeitet, allerdings, betonte Wedel, sei es eine Herausforderung, genau dieses Stück für die Festspiele zu adaptieren. Anders gesagt: „Wie inszeniert man dieses große Morden?“ Tatsächlich gilt es erstmal, vielen Fragen nachzuspüren, wie Wedel und Hinkel erläuterten. Natürlich sind es auch wieder aktuelle Bezüge, die Wedel zieht und er stellt die Frage: „Wie spielt man Krieg?“. Mit klugen Worten sprach der schwarz gekleidete Regisseur über heutige mediale Darstellungen von Kriegen. Man habe den Eindruck eines Feuerwerkes oder Science Fiction Films, wenn er Kriegsbilder in den Nachrichten sehen würde. Dabei habe sich die Grausamkeit nicht geändert, nur lautlos sei der Krieg geworden.
Viele offene Fragen
Freimütig gab er zu, dass man sich über die formale Ausrichtung noch nicht im Klaren sei und man noch viele Überlegungen über die Motivation der Figuren anstellen müsse. Besonders im Fokus die Frage, warum aus dem Strategen Hagen ein eiskalter Killer wurde, der auch vor Kindern nicht Halt machte. Aber auch die Beleuchtung der Figur des König Etzels soll viel mehr Raum als bisher bekommen. In Sachen Inszenierung sei man sich zumindest darüber im Klaren, dass es in diesem Jahr kein Spektakel geben wird. Was den Zuschauer letztlich erwarten wird, wird sich im Juli zeigen, wenn es heißt: „Mach‘s noch einmal, Dieter!“
Hebbels Nibelungen:
„Born this way“
WANN?
18. Juli bis 03. August 2014
WO?
Erstmals seit 2008 wieder vor der Nordseite des Wormser Kaiserdoms.
WIEVIEL?
39.- bis 119.- Euro (je nach Kategorie)
VORVERKAUF?
Tickets können über die Hotline 01805 – 33 71 71 (0,14€/min. aus dem dt. Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 €/Min.) bestellt werden. Ebenso bieten alle bekannten Ticket- Regional- Vorverkaufsstellen die Karten an.
INFOS?
www.nibelungenfestspiele.de