Kolumne: KRITIK AN UNS

Seit fast genau zwei Jahren dreht sich unsere Welt im Kreis. Ganz schön schwer, überhaupt noch Themen zu finden…als Kolumnist hat man es derzeit ganz schön schwer. Alle Themen, die einem so über den Weg laufen, haben am Ende doch wieder mit einem Virus oder dessen Impfstoff zu tun. Es wäre ja derzeit ein Hochgenuss, würde hier in der Stadt ein falsch geplantes Parkhaus um die Ecke kommen. Da hätte man wenigstens irgendwas zu lachen.

Natürlich höre ich Sie jetzt sagen: „Hey, ihr seid doch das WO! Magazin, Euch fällt immer was ein“. Zugegeben, früher haben wir noch TSG Fans beleidigt, Affären von großen Politikern aufgedeckt, die WZ Queen beleidigt und dem Oppenheimer Ex-Bürgermeister böse Fragen gestellt. Ebenfalls geben wir „gerne“ zu, dass wir dauernd verklagt wurden und dass es den Verlag eine hübsche Stange Geld gekostet hat. Aber Kinder, was hatten wir Spaß!! Einfach zubeißen und ordentlich provozieren. Einmal wurde ich sogar auf der Premiere der Nibe- lungen Festspiele von der WZ Queen eine halbe Stunde lang durchgehend angeschrien und zur Sau gemacht. Es war herrlich.

Natürlich soll das alles kein Schnee von gestern bleiben und auch wir wollen wieder zu unseren alten Glanzzeiten zurück, aber ganz ehrlich: Es geht momentan nicht! Letzten Monat habe ich mir die Mühe gemacht, anzuschauen, was so alles auf unserer Facebookseite passiert und wie denn die Leute miteinander diskutieren. Ich habe selten bis nie eine solche Polemik, so viel Idiotie und Hass, sowie wissenschaftliche Verbohrtheit und Größenwahn in so wenigen Posts gelesen. Wer jetzt sagt, das war doch schon immer so in den sozialen Netzwerken, dem rufe ich ein lautes „Nein!“ entgegen, denn die Eskalationsstufe ist eine andere geworden.

Die Gesellschaft hat sich gespalten und zwar nicht in „Country“ und „Western“, sondern eher wie das Meer von Moses. In dieser ganzen Corona-Impfung-Spaziergänger Diskussion geht es schon lange nicht mehr um Vernunft, um Fakten der Wissenschaft (von der wir alle, wenn wir ehrlich sind, eh keine Ahnung haben) oder um irgendwelche Zahlen. Es geht nur noch um Schwarz oder Weiß, auf welcher Seite man steht und wieso oder wieso nicht. Ich persönlich bin geboostert und halte das Impfen für eine gute Sache, aber das spielt für das, was ich hier zum Ausdruck bringen will, keine Rolle. Derzeit sehe ich, wie gezielt Falschmeldungen gestreut und Freundschaften beendet werden, Bands nicht mehr miteinander proben, weil sie sich nichts mehr zu sagen haben und ganze Familien auseinanderreißen.

Irgendwann wird dieser Wahnsinn zu Ende sein und dann werden wir alle wieder miteinander sprechen müssen. Wir werden wieder mit unseren Nachbarn reden müssen, unseren Freunden, mit Leuten, die wir irgendwo auf der Straße oder in der Kneipe treffen, und auch mit unserer Familie. Soll dann unser einziges Thema sein, auf welcher Seite man während der Corona Pandemie stand? Wir werden verzeihen müssen, wenn wir danach wieder ein normales Leben haben wollen.

In „Romeo und Julia“ von Shakespeare gibt es bekanntermaßen die Montagues und die Capulets, zwei befeindete Familien, die aufgrund ihres Hasses zwei Menschenleben auf dem Gewissen haben. Es gibt allerdings auch noch den kleinen dicken Mönch, der immer wieder versucht zu vermitteln und mit seinem Rettungsplan krachend scheitert. Und glauben Sie mir, diese Rolle ist am anstrengendsten!

Bis nächsten Monat Jim Walker Jr.

 PS: Für alle Verschwörungsidioten: Ja, es gab auch einen Apotheker bei Romeo und Julia, der zufälligerweise das Gift verkauft hat. Aber erstens war Romeo gar nicht tot und zweitens war der Typ, der den Apotheker bei uns in der Schule spielte, ein riesiger Trottel.