Stadt Worms startet Digitalstrategie mit Bürgerbeteiligung

Bereits jetzt ist das Leben der meisten Menschen fest verzahnt mit der digitalen Welt. Das Internet ist unsere zweite Heimat und auch die Kommu- nikation läuft in den meisten Fällen über den digitalen Weg. Mit einer Digitalstrategie möchte Worms nun zur Smart City werden und dabei auch die Bürger einbinden.

Natürlich ist die Stadt Worms bereits seit einigen Jahren im digitalen Zeit- alter angekommen. Eine Vielzahl von Apps, diverse Homepages, von der Hauptseite der Stadt bis zum Bildungspanorama, ermöglichen es den Menschen jetzt schon, sich auf dem digitalen Weg zu informieren oder Behördengänge zu sparen. Dem gegenüber steht, dass eine Vielzahl von behördlichen Vorgängen nach wie vor nicht von zu Hause erledigt werden können. Das soll sich bald ändern. Die Stadt erklärt hierzu: „Die Digitalisierung hilft der Stadt Worms zukunftsfähiger und digitaler zu werden und mittels digitaler Technologien das Leben der Bevölkerung und die Prozesse der Verwaltung zu verbessern.“ Um die Digitalisierung zu steuern und konkrete Ziele zu fixieren, entwickelt die Stadtverwaltung Worms in Kooperation mit der Hochschule Worms nun die neue Strategie. Das große Ziel ist es, dass Worms zur Smart City wird. Große Worte, aber was bedeutet das? Das langfristige Ziel einer intelligenten Stadt ist es, das Leben in selbiger zu optimieren. Das macht nicht vor dem digitalen Behördengang Halt, sondern bezieht sich ebenso auf intelligente Ampel- und Beleuchtungssysteme, mit dem Ziel, Energie zu sparen und damit Geld. Ebenfalls sollen Verkehrsflüsse über eine digitale Steuerung optimiert werden.

Beteiligung ausdrücklich erwünscht

Um herauszufinden, was genau alles möglich sein sollte, lädt die Stadt nun alle Wormserinnen und Wormser zum Mitmachen ein. Bei einem Pressegespräch im Rathaus stellte der Wormser Chief Digital Officer (Digitalisierungsbeauftragter) Dr. Stefan Puderbach das Konzept vor, zu dem auch eine Internetplattform namens „worms-gestalten.de“ gehört. Auf der Seite werden Bürger aufgefordert, sich aktiv an dem Thema zu beteiligen. Möglich ist das in Form einer Umfrage und/oder einer Themen Priorisierung. Während bei der Umfrage mit 33 Fragen der allgemeine Kenntnisstand, das Wissen über städtische Online Angebote, sowie das Interesse für digitale Nutzung abgefragt werden, möchte die Stadt per Abstimmung von den Bürgern wissen, welche drei Themen ihnen besonders wichtig sind. „Wenn wir über eine smarte, also intelligente Stadt sprechen, werden in fast allen Strategien und Forschungsergebnissen diese sechs Themenfelder aufgespannt“, begründet Stefan Puderbach die getroffene Vorauswahl. Zum Zeitpunkt, als dieser Artikel entstand, war die Zahl der Teilnehmer mit 56 noch recht überschaubar, aber dennoch zeigt sich eine erste Priorisierung. Von den sechs Themenfeldern entfielen die meisten Stimmen auf die Verwaltungsabläufe. Platz zwei ergatterte das Thema Mobilität, gefolgt von Lebensqualität, Menschen und Bildung, Energie und Umwelt sowie Wirtschaft. Eine Auswertung soll bis zum März 2023 entworfen und vorgestellt werden. Im Sommer soll dann ein Strategieentwurf folgen. Puderbach betont dabei, dass eine Smart City ein dynamischer Prozess sei, der sich immer wieder anpassen müsse. Zu hoffen ist in diesem Zusammenhang, dass das Interesse der Menschen an diesem Thema noch zunimmt. Schon einmal probierte die Stadt, die Bevölkerung auf digitalem Weg zu involvieren. Damals, 2011 bis 2015, ging es um die städtischen Finanzen und nannte sich „Haushalt im Dialog“. Im Jahr 2014 beteiligten sich immerhin 1.400 Menschen an dem Dialog, allerdings hätten sich viele Nutzer über andere Themen auf dieser Seite geäußert, die nicht im Zusammenhang mit den Finanzen standen, sodass man das „Aus“ beschloss, so die Stadt Worms. Mit der neuen Digitaloffensive soll das anders werden.

Vorbild Bamberg

Vorbild ist die Stadt Bamberg, die bereits vor zwei Jahren mit einer Digitalstrategie begann. Mit einer ähnlichen Bevölkerungszahl, rund 77.500 Einwohner, ist sie mit Worms vergleichbar. Die Stadt Bamberg ist allerdings ein Modellprojekt und wird vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen gefördert. Das heißt, man erhält kräftige Finanzspritzen vom Bund zur Förderung der digitalen Struktur. In Zahlen heißt das, dass die Stadt Fördermittel in Höhe von 15,75 Millionen Euro bekommt. Der Bund erwartet wiederum von der Stadt ausdrücklich einen „Kompetenzaufbau und entsprechenden Erfahrungsaustausch, sowie die Weitergabe von Wissen und Lösungen an andere Kommunen.“ Bisher konnte die fränkische Stadt neun Projekte unter Beteiligung der Bürger um- setzen. Dazu gehörte unter anderem ein neuer Verkehrsentwicklungsplan und ein neu geschaffener Preis, der auf den Namen „Hackaton“ hört und ein Entwicklungs- und Designwettbewerb ist. Dieser hat das Ziel, sich interessant für Menschen mit entsprechenden Fertigkeiten zu machen und von deren Wissen zu profitieren. In Worms geht man im Moment noch die ersten Schritte. Die führten zunächst in die Hochschule Worms, wo Oberbürgermeister, Digital Officer und die Hochschule in einer analogen Veranstaltung das Konzept interessierten Zuhörern vorstellten. Dort konnte man anschließend vor Ort über die oben genannten Themenfelder diskutieren. Wer nicht bei dem Termin dabei sein konnte, kann natürlich immer noch teilnehmen. Die Teilnahme ist anonym, lediglich eine E- Mail-Adresse muss angegeben werden. Sobald die Ergebnisse vorgestellt wurden, ist es auf der- selben Plattform weiterhin möglich, diese zu kommentieren und Vorschläge zu machen.

Weitere Informationen und die angesprochenen Umfragen finden Sie hier: https://worms-gestalten.de/worms/de/home

Text: Dennis Dirigo