Stadt Worms belegt Schulporthalle in Heppenheim mit Flüchtlingen

Die Zahl der Menschen, die nach Deutschland flüchten, steigt stetig, die Kapazitäten zur Unterbringung schwinden jedoch. Bereits in unserer WO! Ausgabe Februar erklärte Sozialdezernent Waldemar Herder, dass es in den kommenden Wochen zu unbequemen Entscheidungen kommen wird. Nun ist die Entscheidung gefallen.

Bei einem Pressegespräch und abends bei einer Einwohnerversammlung in Heppenheim erklärte die Stadt, warum man sich dazu entschied, nach 2015 erneut die Turnhalle in dem Wormser Vorort ab 1. März mit bis zu 50 männlichen Flüchtlingen zu belegen. Diese Nachricht sorgte für wenig Begeisterung, was sich anhand der angespannten Atmosphäre in der sehr gut besuchten TSG Halle widerspiegelte. Noch bevor Oberbürgermeister Adolf Kessel ein Wort gesprochen hatte, kritisierten erste Heppenheimer, warum die Bürger vor vollendete Tatsachen gestellt wurden. Da nutzte es nur wenig, dass Kessel erklärte, dass die Kapazitäten leider erschöpft seien. In Zahlen heißt das, dass die Stadt Worms insgesamt über 447 Plätze zur Aufnahme von Flüchtlingen bereithält. Davon sind aktuell 39 noch frei. Fünf von sieben freien Plätzen für Männer in einer der drei Gemeinschaftsunterkünfte sind wiederum verplant. Erwartet werden bis zum Ende des Jahres allerdings weitere 460 Flüchtlinge.

Wie Sozialdezernent Herder erklärte, werden aktuell pro Woche über die Aufnahmeeinrichtung in Speyer sieben Personen nach Worms gebracht. Im zweiten Quartal erhöht sich die Zahl auf zehn. Nicht eingerechnet sind bei diesen Zahlen Menschen aus der Ukraine, die sich womöglich in den nächsten Monaten auf den Weg machen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr beim Jobcenter 958 Flüchtlinge aus der Ukraine in Worms gezählt. Während ein Großteil der ukrainischen Schutzsuchenden allerdings bei Privatpersonen untergekommen sind, müssen die weiteren Flüchtlinge aus den afrikanischen und arabischen Staaten von der Stadt untergebracht werden. Da nützt es auch nichts, wenn ein Anwohner bei der Versammlung der Stadt erklärte, dass man auch mal „nein“ sagen müsste. Wie Herder eindrücklich entgegnete, ist man gesetzlich zur Aufnahme verpflichtet. Kurzum, die Stadt ist ausführendes Organ und sitzt letztlich im selben Boot wie die Anwohner. Die Heppenheimer fühlen sich indes überfordert und fragen sich, warum erneut ihre Kinder den Schulhof mit fremden Männern teilen müssen? Schnell wird klar, es ist die Angst vor dem Unbekannten, was viele Eltern umtreibt.

Seit 2015 ist viel passiert. Nachdem zunächst eine euphorische „Wir schaffen das“ Mentalität vorherrschte, folgte schon bald die Ernüchterung, dass Integration nicht immer funktioniert. Und so verwies der eine oder andere Heppenheimer auf reale Straftaten durch Flüchtlinge in den vergangenen Monaten und fragte: „Wer schützt unsere Kinder?“ Ein weiterer ergänzte: „Wir haben nicht die geringste Erfahrung im Umgang mit solch traumatisierten Menschen.“ Herder beteuerte wiederum, die Ängste zu verstehen und erklärte, dass ein Security- Dienst abgestellt werde. In den Tagstunden gewährleiste wiederum eine sozialpädagogische Betreuung eine fachgerechte Begleitung. Im Dialog mit den Anwohnern entwickelte man zudem die Idee, Flüchtlinge durch kleine Arbeitsaufgaben in die Gemeinschaft des Vororts einzubinden. Wie Christine Ripier-Kramer, Bereichsleitung Soziales, Jugend und Wohnen, ergänzte, sei man natürlich daran interessiert, den Männern eine Tagesstruktur zu geben. Angeregt wurde ebenso ein Alkoholverbot, sowie der Wunsch nach einem Security-Dienst in der Grundschule selbst. Die Stadt versicherte immer wieder, dass die Asylsuchenden mit den Grundschülern nicht in Berührung kommen. Zudem soll die Belegung nur vorübergehend sein. Wie lange vorübergehend ist, bleibt allerdings unklar und ist auch davon abhängig, wann weitere Wohncontainer geliefert werden. Denn damit sollen sowohl das Motorpoolgelände im Wormser Norden, als auch das Containerdorf auf dem Salamandergelände erweitert werden. Am Ende der Versammlung war sicher nicht jeder Bürger zufrieden, doch die Wogen schienen zunächst geglättet.

Text: Dennis Dirigo Titelbild Fotoquelle: Stadt Worms

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Update vom 7. März: Aktuell sind noch keine Flüchtlinge in die Unterkunft eingezogen. Laut Aussage der Stadt hänge dies damit zusammen, dass man noch keinen Sicherheitsdienst für diese Aufgabe gefunden hat.