Wormatia Worms steigt nach einem Jahr aus der Regionalliga ab

Wormatia Worms gegen TSG Balingen

Auch ein Trainerwechsel in der Winterpause konnte die mangelhafte Kaderzusammenstellung der sportlichen Leitung nicht mehr kompensieren. Seit dem vorletzten Spieltag steht fest, dass Wormatia Worms nach nur einem Jahr in der Regionalliga Südwest wieder den Gang in die Oberliga antreten muss.

Wirklich überraschend war der Abstieg nicht mehr. Es hatte sich schon frühzeitig angedeutet, dass der Knoten einfach nicht platzen will bei der Mannschaft von Peter Tretter, der sich schon nach dem 28. Spieltag zu einer Brandrede veranlasst fühlte und offen die Schwächen des Kaders ansprach. Und als seine Mannschaft dann aufwachte, war es leider schon zu spät. Rückblickend waren es vor allem zwei Schlüsselspiele in der Rückrunde, die entscheidend für den späteren Abstieg waren. Zum einen das Heimspiel an besagtem 28. Spieltag ge- gen den Tabellenletzten FC Rot-Weiß Koblenz, bei dem der VfR die Chance gehabt hätte, aufgrund der Punktverluste der Konkurrenten bis auf einen Punkt an einen Nichtabstiegsplatz aufzurücken, aber nach einer lustlosen Vorstellung mit 1:2 unterlag. Zudem verletzte sich Kapitän Sandro Loechelt und fiel bis Saisonende aus, was die Chancen auf den Klassenerhalt zusätzlich schmälerte. Beim folgenden Auswärtsspiel beim FSV Frankfurt stimmte diesmal zwar das Engagement, aber leider nicht das Ergebnis (0:3). Im zweiten Schlüsselspiel nach der Winterpause unterlag der VfR zuhause mit 1:3 im Abstiegsduell gegen die SGV Freiberg, die der Wormatia in Sachen Effektivität eine Lehr- stunde erteilte. Während der VfR das Spiel machte und Chancen herausspielte, erzielten die Gäste brutal effektiv ihre drei Tore. Nach der Oberliga zu beschäftigen. Die zu dieser Zeit getätigten Neuzugänge ließen auf eine Planung eher Richtung Oberliga schließen (siehe unten), zumal bei einer Niederlage bei dem nächsten Konkurrenten im Abstiegskampf, dem VfR Aalen, der Regionalligazug ohnehin abgefahren wäre. Tatsächlich war auch die Partie beim VfR Aalen lange Zeit ein Spiel wie so viele in dieser Saison. Die Wormser machten das Spiel, aber in Führung gingen die Gastgeber durch einen Sonntagsschuss des Ex- Wormaten in den Reihen der Aalener, Leon Volz (38.). Danach plätscherte die Partie bis zur 72. Minute dahin, bis Aalens Torwart Brauns eine Flanke von Gözütok direkt vor die Füße des bisher glück- losen Mittelstürmers Nils Fischer fallen ließ, der dankend zum Ausgleich einschob. In den letzten sechs Minuten des Spiels ging es dann Schlag auf Schlag und Ferjani (84.) und noch zwei Mal Fischer sorgten für einen nie geglaubten 4:1-Sieg beim VfR Aalen. Wieviel Selbstvertrauen die letzten 20 Minuten gegen Aalen der Mannschaft von Peter Tretter gegeben haben, zeigte sich anschließend gegen die TSG Balingen, als die Spieler von der ersten Minute an deutlich machten, wer heute als Sieger vom Platz gehen wird.

Im besten Heimspiel der Saison war es erneut Fischer, der mit zwei frühen Toren für eine beruhigende Pausenführung sorgte (11./27.). In der zweiten Hälfte verstärkte der Tabellenvierte aus Balingen zwar deutlich seine Angriffsbemühungen, aber das Abwehrbollwerk der Wormatia hielt Stand, bis dem eingewechselten Luis Kiefer der vielumjubelte 3:0-Siegtreffer glückte (89.). Nach dem zweiten Sieg in Folge war plötzlich wieder eine kleine Hoffnung der Wormser Fans da, auch wenn klar war, dass man beim FC Homburg vermutlich gewinnen muss, um sich die Chance auf den Klassenerhalt zu bewahren. Wie brutal der Fußball manchmal sein kann, zeigte sich dann am 33. und vorletzten Spieltag. In einer turbulenten Partie lag die Wormatia beim aktuellen Vierten Homburg nach einer überaus engagierten Leistung mit 3:2 in Führung durch die Treffer von Fischer (49.), Marx (78.) und Ferjani (84.), während zu diesem Zeitpunkt Freiberg gegen FSV Frankfurt zurücklag und Aalen zuhause nicht über ein Unentschieden gegen Rot-Weiß Koblenz hinauskam. Zwischen der 84. und der 87. Minute stand Wormatia Worms für kurze Zeit erstmals seit zwei Monaten mal wieder auf einem Nichtabstiegsplatz und man hätte somit am letzten Spieltag alle Karten selbst in der Hand gehabt. Aber anstatt hinten dicht zu machen, kassierte der VfR noch zwei Tore vom FC Homburg (87. / 90. +3), Freiberg erzielte das 2:2 gegen Frankfurt und dem VfR Aalen glückte in der 93. Minute, quasi mit dem Schlusspfiff, noch der 2:1-Siegtreffer gegen Koblenz. Wenige Minuten zuvor noch auf dem rettenden Platz war die Wormatia durch die Last-Minute-Tore nun sogar direkt abgestiegen – verbunden mit der Erkenntnis, dass man den Klassenerhalt nicht in Homburg, sondern schon Wochen zuvor verspielt hat. Das bedeutungslos gewordene letzte Saisonspiel zuhause gegen Hessen Kassel endete 1:1 vor 800 Zuschauern. Den einzigen Treffer für den VfR erzielte Lorenzen mit einem sehenswerten Schuss aus gut 20 Metern. Als bitteres Fazit bleibt, dass Wormatia Worms zu spät aufgewacht ist und hat in den drei Spielen gegen Aalen, Balingen und Homburg mehr Tore geschossen (10), als in den zehn Spielen zuvor (8 Tore). Da ist es nur ein schwacher Trost, dass der VfR in der Schlussphase der Saison nicht kampflos aufgegeben und zumindest zeitweise gezeigt hat, was möglich gewesen wäre, wenn der Knoten etwas früher geplatzt wäre. Aber immerhin geben die zuletzt gezeigten Leistungen Hoffnung für das Pokalfinale am 3. Juni.

Planungen für Oberliga laufen schon länger

Auch wenn der Trainerwechsel im Endergebnis nichts bewirkte, so hat der neue Trainer Peter Tretter in den letzten Wochen unter Beweis ge- stellt, dass er genau der richtige Mann für einen Neuaufbau in der Oberliga ist. Dank seiner offenen, ehrlichen Art kommt er bei den Spielern und dem Umfeld des Vereins gut an. Zudem kann Tretter mit jungen Spielern umgehen und lieferte mit dem Torwartwechsel vor der siegreichen Partie beim VfR Aalen einen ersten Fingerzeig für die Zukunft der Wormatia. Hier stand der 21-jährige, bisherige Ersatztorhüter Luca Pedretti, der zwei Tage zuvor seinen Vertrag um ein Jahr verlängert hatte, zwischen den Pfosten, machte seine Sache ordentlich und blieb bis zum letzten Spiel im Tor. Mit Luca Fabio Manganiello befand sich in den letzten Wochen ein A-Jugendlicher im Kader, der erste Einsatzzeiten verzeichnete und nun mit einem Zweijahresvertrag ausgestattet wurde.. Auch die in den letzten vier Wochen getätigten Neuzugänge entsprechen dem Anforderungsprofil „jung, entwicklungsfähig und aus der Region“. Der erste Neuzugang für die neue Saison ist der 21-jährige Vincent Haber, der mit einem Zweijahresvertrag ausgestattet wurde. Der ehemalige U- 19-Spieler der Wormatia war 2020 zur TSG Pfeddersheim gewechselt und dort als Stammspieler zumeist im defensiven Mittelfeld eingesetzt. Ebenfalls aus der Oberliga kommt der 19-jährige Außenverteidiger Pascal Nicklis. Der gebürtige Ludwigshafener wurde in der Jugend des FCK ausgebildet und war in der letzten Saison Stamm- spieler beim 1. FC Kaiserslautern II. Und dann gab es noch die Vertragsverlängerung des Monats, denn auch Publikumsliebling Daniel Kasper wird dem Verein für ein weiteres Jahr erhalten bleiben. Weitere werden in den nächsten Wochen folgen, wobei eher davon auszugehen ist, dass ein Großteil des jetzigen Kaders den Verein verlassen wird. Alleine schon, weil man sich einige Spieler in der Oberliga finanziell nicht mehr leisten kann.

Als Absteiger zum Pokalfinale

Am 3. Juni muss Wormatia Worms als Absteiger aus der Regionalliga zum Südwestpokalfinale nach Pirmasens, wo mit dem frisch gekürten Oberligameister und Regionalligaaufsteiger TUS Schott Mainz ein Gegner auf Augenhöhe wartet. Damit wiederholt sich das Szenario aus dem Jahre 2019, als der VfR als Regionalligaabsteiger dem damaligen Drittligisten 1. FC Kaiserslautern lange Zeit einen erbitterten Kampf lieferte, um dann durch einen Elfmeter in der 90. Minute unglücklich mit 1:2 zu verlieren. Das Finale fand seinerzeit in Pirmasens statt, ebenso wie 2016, als die Wormatia mit dem gleichen Ergebnis an dem klassentieferen Oberligisten TUS Morlautern scheiterte und damit für eine der größten Enttäuschungen in der jüngsten Vereinsgeschichte sorgte. Diesmal soll der Austragungsort des Finales mehr Glück bringen, damit der Südwestpokal, fünf Jahre nach dem letzten Pokalsieg (gegen Alemannia Waldalgesheim 3:1 n.V.), wieder nach Worms kommt. Dem Sieger des Finales winken eine sechsstellige Teilnahmeprämie und ein attraktiver Erst- oder Zweitligist aus der Bundesliga in der 1. Runde des DFB-Pokals. Das wäre ein Geldregen, der beiden Teams im Hinblick auf die neue Saison guttun würde. Am 3. Juni heißt es also vorerst zum letz- ten Mal für diese Saison: „Auf geht’s Wormser, kämpfen und siegen!“

Text: Frank Fischer, Fotos: Andreas Stumpf