Seit dem 16. Juni 2015 ist es wieder soweit und Worms kann sich ruhigen Gewissens auf die kommende Festspielsaison vorbereiten, denn bis auf einen Darsteller war das gesamte Ensemble angereist, um offiziell mit den Proben zu beginnen.
Fast schon als traditionell zu bezeichnen, ist hierbei die Einladung an die Presse, bei einer ersten Lesung dabei zu sein. Begleitet von strahlendem Sonnenschein war das Medieninteresse entsprechend groß. Dabei ist die erste Leseprobe eine durchaus eigenwillige Angelegenheit. Während für die lesenden Schauspieler die Szenen schlüssige Momente sind, da sie das Buch bereits vorher gelesen haben, sind es für die Presse eher fragmentarische, aus dem Kontext herausgerissene Momente. Drei Szenen wählte Regisseur Thomas Schadt aus, bei denen zumindest die meisten Darsteller zu Wort kamen und die vor allem den wortgewaltigen Ansatz des Autors Albert Ostermaier unterstrichen. Bereits in dem ersten gelesenen Dialog zwischen dem Narr (Maik Solbach) und dem auf seine Verwandten neugierigen Kriemhild-Sohn Ortlieb (Alina Levshin), geizte der Wahlmünchner nicht mit großen Worten und wähnt Ortlieb in einer Vision des Narren „im blutigen Schoß Deiner Mutter“. Nicht minder dunkle Wolken kündigen sich auf Seite 27 an, als Etzel (Markus Boysen) Kriemhild (Judith Rosmair) im Traum beobachtet und darüber mit der Zofe (Marion Breckwoldt) streitet: „Sie schreit sich von einem in den nächsten Traum! Ja, der Tod hat sie vergiftet, das Leben hat sie vergiftet, die Trauer hat sie vergiftet!“ Nicht gerade von Bescheidenheit geprägt, betont der Hunnenkönig Etzel Brünhild (Catrin Striebeck) gegenüber: Wenn ich „ich“ sage, meine ich Tausende!“ Während ein machtbewusster Hagen (Max Urlacher) in der dritten Szene von einer selbstbewussten Kriemhild erfährt: „Vergesst die Kriemhild, die Ihr kennt!“ Wer mehr über das neue Stück erfahren möchte, hat bereits am 23. Juli die Gelegenheit, Albert Ostermaiers Stück im Buchhandel zu erwerben.
Neben diesen Szenen gab es auch einen Ausblick auf die fantastischen Kostümentwürfe, sowie auf den Modellentwurf des Bühnendesigns, das von zwei Türmen, den sogenannten War Towers, dominiert wird. Gestaltet wurden diese vom preisgekrönten Bühnenausstatter Aleksandar Denic und werden auf der ebenerdigen Bühne von Statisten bewegt. Irgendwo zwischen skurril, bizarr und imposant beeindrucken die Entwürfe in ihrer fantasievollen Gestaltung. Nachdem die versammelte Presse freundlich, aber bestimmt gebeten wurde, den Rückzug anzutreten, begann für das Ensemble die eigentliche Arbeit, nämlich die erste gemeinsame Probe. Bis Anfang Juli wird erst mal im Wormser Theater geprobt, ehe das „Gemetzel“ vorm Dom losgeht! Premiere ist am 31. Juli 2015.