11. Dezember 2015
Lincoln Theater:
Wahrscheinlich muss man in Worms niemandem mehr erklären, um was es bei der Musikreihe „Stille Töne“ geht, nämlich um gute Musik, zumeist unter zur Hilfename einer Gitarre. Neu ist indes, dass seit vorigem Jahr die letzten „Stille Töne“ im Lincoln und nicht im Heylsschlösschen zum Jahresende verhallen.
Das ging zwar zu Lasten der heimeligen Wohnzimmeratmosphäre in dem kleinen Schlösschen, dafür kamen deutlich mehr Zuschauer in den musikalischen Genuss als die üblichen 50 Gäste. Und weil die Adventszeit auch etwas Besonderes ist, gab es statt drei Musikern gleich vier Auftritte. Wie immer erwies sich David Maier bei der Auswahl der Musiker als geschmackssicher, wenn auch der erste Musiker, ANDRE SCHMIDT aus Köln, für kontroverse Meinungen sorgte. Keine Frage, der Musiker mag nicht den einfachen Weg. Jazzelemente gehören genauso zu seinem musikalischen Universum wie Folk oder auch Chansons. Für seine Songs fand er zwar eine poetische Sprache, musikalisch wirkten sie mitunter etwas sperrig. Deutlich gefälliger präsentierte sich die Mannheimerin LAURA CARBONE, die fast so was wie eine popmusikalische Andacht zelebrierte. Konsequent verpasste sie den an sich flotten Songs einen erhaben wirkenden Mantel aus Orgel und Gitarre. Passend dazu in schwarz gekleidet und mit theatralischen Bewegungen, zog sie das Publikum in ihren Bann. Auch das WO! Team konnte sich der Ausstrahlung nicht entziehen und sprach mit der jungen Frau (Interview in der Februar Ausgabe). Star des Abends war der Überraschungsgast MARTIN HALLER, der das Publikum mit seiner lässig humorvollen Art schnell auf seiner Seite hatte. Großartiges gab es auch von dem Musiker AADEN zu hören, der gleich ein Streicherduo mitbrachte. Wüsste man nicht, dass er aus Mainz kommt, könnte man ihn für einen Bruder des Briten Damien Rice halten, was ausdrücklich als Kompliment zu verstehen ist.
Fazit: Wenn man seit längerem die Stille Töne Reihe verfolgt, drängt sich irgendwann die Frage auf, warum so viele mittelprächtig talentierte Musiker die Charts und Konzerthallen dominieren, während es überall verteilt in Deutschland offenbar hoch talentierte Musiker gibt. Die Welt ist einfach ungerecht, aber dafür gibt es ja „Stille Töne“.