Text: Torsten Schreiner
06. Oktober 2016 | Das Wormser Theater – Oberes Foyer:
Wenn sich eine Band Jazz Pistols nennt, ist wahrscheinlich die Assoziation zu den bekannten britischen Punkern mit dem provokanten Namen Sex Pistols durchaus gewollt. Zwar ist das Trio weit von der rüpelhaften Attitüde der Londoner entfernt, musikalisch dürften sie es trotzdem schaffen, die Welt so mancher Jazzfans ins Wanken zu bringen.
Warum? Wie keine andere Jazzformation verstehen es die drei Profimusiker, die Welt des kräftig rumpelnden Rock mit den hoch komplexen Stilismen des Jazz zu verschmelzen. Sie selbst bezeichnen diese musikalische Ehe als „Energy Jazz“ – und diese Energie war auch an diesem Abend von der ersten Note an geradezu physisch spürbar. Es ist vor allem die außergewöhnliche Klangdichte, in Kombination mit ohrwurmtauglichen Melodien, die ihre Musik zu etwas Besonderem macht. Mit geschlossenen Augen kann diese einen direkt in einen 70er Jahre Actionfilm entführen, so dass man geradezu darauf wartet, dass Clint Eastwood um die Ecke kommt und einem „make my day“ ins Gesicht schleudert. Doch die Jazz Pistols beherrschen auch die Klaviatur des Balladesken, ohne dabei rührselig zu klingen. Besonders hier kam das goldene Händchen des Gitarristen Ivan Schäfer zum melodieseligen Einsatz. Schäfer ist allerdings kein Alleinherrscher auf der Bühne, so dass er es auch an diesem Abend immer wieder verstand, seinen beiden Kollegen den entsprechenden Raum zu geben. Bassist Victor Kaiser dankte dies mit seinem ganz speziellen Tapping Spiel und Schlagzeuger Thomas Lui ebnete beiden den Weg. Es war mal wieder eine Freude zu hören, welch musikalischen Orkan drei Ausnahmemusiker an ihren Instrumenten entfesseln können. Bei Jazz und Joy taten sie das bereits zweimal und sorgten für entsprechende Begeisterung.
FAZIT: Wieder einmal präsentierte die BlueNite e.V. – mit der KVG zusammen – ein exquisites Konzert, das belegte, dass Jazz nicht nur fein ziseliert erklingen kann, sondern auch kraftvoll zupackend.