Museum schon immer mit großer Mehrheit von den Bürgern abgelehnt – endlich den Bürgerwillen achten

Die Notwendigkeit der Sanierung des Museums und die dafür bisher geschätzten Kosten von 835.000 € sollten wir zum Anlass nehmen, als Stadtrat endlich dem Mehrheitswillen der Wormser Bürger nachzukommen.

Von Anfang an gab es einen breiten Widerstand der Wormser gegen das Museum. So bildete sich 1998  eine überparteiliche von Herbert Mai (CDU), Matthias Englert (damals „Partei Bibeltreuer Christen“, heute FWG/Bürgerforum) und Ludger Sauerborn (damals Grüne, heute AfD) initiierte und vor dem Verwaltungsgericht erfolgreich vertretene „Bürgerinitiative zur Rettung von Steuergeldern vor der Versenkung in den Nibelungensumpf“. Aufgrund der ständigen Diffamierung, insbesondere durch den SPD Kulturdezernenten Heiland, die Bürgerinitiative wolle durch ihren Namen den Befürwortern des Nibelungenmuseums Korruption und kriminelle Machenschaften unterstellen, benannte sich die Bürgerinitiative später um in „Bürgerinitiative gegen das Nibelungenmuseum an der Stadtmauer“. Die Bürgerinitiative sammelte mehr als 6000 Unterschriften für ein Bürgerbegehren mit dem Ziel eines Bürgerentscheids über den Bau des Nibelungenmuseums. Die Stadt akzeptierte allerdings von den eingereichten   Unterschriften ca. 800 Unterschriften aus unterschiedlichen Gründen nicht (z.B. auf der Unterschriftsliste stand Ursel, beim Einwohnermeldeamt war die Dame aber als Ursula gemeldet), worauf die Bürgerinitiative weiter sammelte, was OB Fischer nicht akzeptierte, wozu ihn dann aber das Verwaltungsgericht in Mainz zwang. So kam es am 12.09.99 zum ersten Bürgerentscheid in Worms mit dem Ergebnis: 3859 Stimmen für den Museumsbau, 12.417 Stimmen gegen das Museum. Obwohl also 76,3 % gegen das Museum gestimmt hatten entschieden sich SPD und CDU im Stadtrat für den Museumsbau. Dies war rechtlich möglich, weil bei der Wahl das damals noch notwendige Teilnahmequorum von 30% der Wahlberechtigten nicht erreicht worden war. Mittlerweile wurde vom Landtag das Quorum auf 20 % heruntergesetzt. Hätte dies schon vor zwanzig Jahren gegolten – das Nibelungenmuseum hätte nicht gebaut werden dürfen. Das zu niedrige Quorum hatte sich übrigens auch dadurch ergeben, dass der Stadtrat sich weigerte den Bürgerentscheid kostensparend – wie von der Bürgerinitiative gefordert – mit einer sowieso stattfindenden Wahl terminlich zusammen zu legen.

Immer wieder Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Nibelungenmuseum – auch von ursprünglichen Befürwortern

Schon im Januar 1999 sprach der damalige Museumsdirektor Schiwek von der in 7-10 Jahren zu erwartenden „Halbwertzeit“ des Museums auf einer Veranstaltung der Wormser Wirtschaftsjunioren und regte an, nach Ablauf der Halbwertzeit das Nibelungenmuseum in ein multimediales Luther- oder Burchard Museum umzubauen.

Im Mai 2006 beschloss der zuständige Aufsichtsrat, die störanfällige und auch von den meisten Besuchern nicht verstandene Computeranimation in der Schatzkammer zu entfernen. Dies sorgte bei den französischen Architekten, als sie es nachträglich erfuhren, für große Empörung, denn diese Computeranimation in der Schatzkammer war beim Bau des Museums das avantgardistische Kernstück des Museums ohne Exponate. Heute sagt der Architekt Auber, der das Museum konzipiert hat, das Wormser Nibelungenmuseum habe seit der Demontage der Computeranimation „jegliche Bedeutung verloren“.

Dr. Karlin schlug im Februar 2010 vor zu prüfen, ob man aus dem Nibelungenmuseum nicht eine Vinothek machen könne und sagte, die CDU sei hierüber bereits mit Winzern im Gespräch.

Wir können uns das Museum finanziell nicht leisten

Die Befürchtung der Bürgerinitiative und der Mehrzahl der Wormser Bürger, dass das Nibelungenmuseum wesentlich geringere Besucherzahlen haben werde, viel teurer beim Bau werde und höhere Folgekosten haben werde als die Befürworter angenommen hatten, ist in einem erschreckenden Maße eingetroffen. Allerdings hätten selbst die größten Pessimisten wohl kaum geglaubt, dass das Museum nach nur 20 Jahren so heruntergekommen und sanierungsbedürftig sein würde, wie sich jetzt herausstellt.

Und wenn jetzt in der Haupt- und Finanzausschusssitzung Vertreter von CDU und SPD die Hoffnung äußern, dass die notwendige Sanierung vielleicht doch nicht so teuer werden müsse wie der Gebäudebewirtschaftungsbetrieb berechnet hat, so ist das hochgradig naiv und widerspricht jeglicher Lebenserfahrung. Es sei daran erinnert, dass erste Kostenschätzungen von Gunter Heiland von einem Finanzbedarf von 1,3 Millionen DM für den Bau des Museums ausgingen, die französischen Architekten Auber/Hoge bekamen den Zuschlag für das Projekt mit einer Kostenschätzung von 2,5 Mio DM. Gekostet hat es schließlich rund 8 Mio DM.

Auch sei daran erinnert, dass gegenüber der in Bezug auf die Folgekosten kritisch nachfragenden Bezirksregierung (damalige Aufsichtsbehörde) 1998 behauptet wurde, das Museum benötige für die zu erwartenden jährlich 50.000 Besucher 2 Mitarbeiter.

Kaum jemand hätte vor 20 Jahren gedacht, dass die finanzielle Lage der Stadt einmal so schlecht werden würde, dass die Stadt sich gegen die Überzeugung des Stadtrates vom Rechnungshof zu einer Erhöhung der Gewerbesteuer um 30 Prozentpunkte zwingen lassen würde und ermahnt würde, dass der Neujahrsempfang eine freiwillige Leistung sei, die sich die Stadt eigentlich nicht leisten könne.

Auch wenn man ungern den Ausgaben für die Kultur notwendige Ausgaben in anderen Bereichen entgegen hält, muss man doch berücksichtigen, dass die Stadt nicht mal in der Lage ist allen ihren Pflichtaufgaben nachzukommen, z.B. werden wahrscheinlich bald 800  Kita Plätze fehlen.

Auch wenn man nur den Kulturbereich anschaut, ist eklatant, dass die hohen Ausgaben für das Nibelungenmuseum nicht verantwortbar sind, angesichts unseres zurzeit geschlossenen städtischen Museums, das mit hohem finanziellem Aufwand renoviert und für das Lutherjahr ertüchtigt werden muss. Auch die Bibliothek braucht z.B. für die Erhaltung ihres historisch wertvollen Buchbestandes zusätzliche Mittel.

Das Nibelungenthema ganzjährig in Worms präsentieren ohne Nibelungenmuseumsgebäude durch „virtuell and augmented reality“

Die Nibelungensage ist sicherlich für das Stadtmarketing ein wichtiges Thema, das unbedingt genutzt werden sollte. Hierzu gibt es aber heute neue ganz andere technische und mediale Möglichkeiten als noch vor 20 Jahren. Um das Nibelungenthema in Worms ganzjährig zu präsentieren sollte über Möglichkeiten nachgedacht werden, für die es keines Nibelungenmuseums bedarf.

Es sollte nachgedacht werden über die Einrichtung eines virtuellen Museums ohne Gebäude in der Form einer „virtuell and augmented reality“.

An den wichtigen Orten des Nibelungenliedes in Worms könnten Stationen eingerichtet werden, auf die mit Hinweistafeln aufmerksam gemacht wird. Wer die Wormser Nibelungenapp (kostenlos oder sehr preiswert angeboten) herunter geladen hat kann an diesen Orten Filme und Spiele im direkten örtlichen Kontext konsumieren. Es sollte geprüft werden, in welchem Ausmaß (technisch und rechtlich) dafür mediale Präsentationen, die heute noch im Nibelungenmuseum erfolgen, weiter genutzt werden können.

Zentren der Präsentation werden der Dom, die Stadtmauer und das Hagendenkmal sein.

Auch Eichfelders „Grabanlage mit Hinkelsteinen“, Kienasts vergrabenes Denkmal und der eventuell entstehende Rosengarten könnten Standorte sein, an denen die App genutzt wird.

Das „virtuelle Museum“ kann ständig aktualisiert werden durch Szenen aus den Nibelungenfestspielen.

Die App sollte auch zum Andreasstift und zum Museum im Heylshof führen, um dort zusätzliche Besucher zu generieren.

Wer solch eine „virtuell and augmented reality“ sich einmal ansehen möchte, kann dies z.B. in Hamburg in der Speicherstadt tun. Eine „Bildungsreise“ von Stadtratsmitgliedern dorthin könnte sinnvoll sein.

Lesen Sie abschließend den Antrag der AfD Worms:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Kessel,

Bitte setzen Sie den folgenden Antrag auf die Tagesordnung des öffentlichen Teils der Tagesordnung.

Antrag:

Die Wormser Stadtratsfraktion der AfD stellt den folgenden Antrag.

Der Stadtrat möge beschließen:

  1. Der Stadtrat fasst den Grundsatzbeschluss, das Nibelungenmuseum zu schließen.
  2. Der Stadtrat beauftragt die Verwaltung unter Hinzuziehung der tangierten Ausschüsse (z.B. Bauausschuss, Kulturausschuss, Haupt- und Finanzausschuss) zeitnah Vorschläge zu entwickeln, was mit dem Gebäude des Nibelungenmuseums zukünftig gemacht werden soll. Dabei sollen ergebnisoffen diskutiert werden, z.B.
  • Abriss des Gebäudes und Sanierung der Stadtmauer
  • Verkauf des Gebäudes
  • Verpachtung des Gebäudes und Sanierung durch den Pächter
  • Sanierung des Gebäudes durch die Stadt und sinnvolle anderweitige Weiternutzung.
  1. Der Stadtrat beschließt, dass das Nibelungenthema auch nach der Schließung des Museums weiter ein wichtiger Bestandteil des Stadtmarketings bleiben soll und fordert die Verwaltung, die entsprechenden Ausschüsse und engagierte kreative Wormserinnen und Wormser auf, Vorschläge zu machen, wie man das Nibelungenthema mit den heutigen technischen und medialen Möglichkeiten weiterhin in der Stadt für die Bewohner und für Touristen ganzjährig präsent halten kann.