7. Dezember 2013
Mozartsaal in Worms:

Die Kulturstadt Worms lebt mehr denn je, denn am 7. Dezember hat auch der jung gebliebene Teil dieser Stadt ein wichtiges Zeichen gesetzt. Mit mehr als 500 Besuchern verzeichnete die „Wormser Rocknacht“ bei ihrer Rückkehr nach vier Jahren Pause einen absoluten Besucherrekord. Man muss in der 22-jährigen Historie lange zurückblicken, vermutlich in die 90er Jahre, um auf eine derart starke Resonanz bei einer regionalen Rocknacht zu stoßen. Chapeau!!

Tja, mit diesem Ansturm konnte nach zunächst schleppendem Vorverkauf keiner rechnen. Offensichtlich auch nicht die beiden Getränkestände links und rechts der Bühne, die sich über meterlange Schlangen „freuen“ durften, ehe um 23 Uhr vermeldet wurde: Bier leer – zu den bereits geleerten 16 Fässern gesellten sich schnell noch drei weitere dazu. Dass es dann doch voll wurde, war bei letztendlich 350 im Vorverkauf abgesetzten Karten bis zum Veranstaltungstag nicht mehr ganz so überraschend. Die nicht optimale Getränkeversorgung ist aber auch schon einer der wenigen Kritikpunkte einer ansonsten rundum gelungenen Veranstaltung, bei der im Publikum von jung bis alt eine extrem breite Palette vorhanden war. Da gesellten sich Musikfreunde älteren Semesters wie selbstverständlich zu den Jüngeren, die Musik gerade erst noch entdecken. Prima gelöst wurde der fliegende Wechsel von der linken zur rechten Bühne, wo kurz nach dem letzten Song einer Band auch schon das erste Lied der nächsten Gruppe ertönte. Den geilsten Übergang schafften PLAN X von der rechten zur linken Bühne, wo STEREOSWITCH den von ihren Vorgängern angestimmten Song nahtlos weiterspielten. Klasse Idee!! Für den Gag des Abends sorgten die schon zu früher Stunde jede Menge gute Laune verbreitenden UNCLE HERB und DADDY WILD, die – aus Solidarität mit dem ausgeladenen Ex-DSDS-Star Kieckhäben (wir hatten in der November-Ausgabe darüber berichtet) – mit Benny-Shirts am Start waren.

Überhaupt war das eine beachtliche Qualität, die da von den ausschließlich aus Worms stammenden Bands auf der Bühne dargeboten wurde. Selbst die beiden im Vorfeld nicht ganz unumstrittenen Rapper RAMON RAZAI A und NERO LLIRYC zeigten zum Auftakt vor immerhin knapp 100 Besuchern eine ansprechende Performance. Dieser Schwenk zum HipHop war also auch geglückt und kann im nächsten Jahr gerne fortgesetzt werden, damit auch der aufdringliche Mr. Nutty endlich seine Jubiläums-Rocknacht feiern kann. Ansonsten kamen die Anhänger verschiedenster Musikrichtungen voll auf ihre Kosten. Da gab es erfrischenden Punk von AMEGAPHON oder UNCLE HERB, zugegeben extreme Spartenmusik (Gothik-Rock) von STILL PATIENT?, die aber trotzdem auf begeisterte Anhänger traf, gepflegten Arschtrittrock von STEREOSWITCH und DADDY WILD, die viele etwas weiter hinten im Programm erwartet hätten. Oder musikalische Exoten wie SQUARED CIRCLES, die mit ihrer Geigerin Olivia Cazzato (Violine) musikalisch wie optisch zu gefallen wussten. Auch das zweite Comeback des Abends, das der DREADFUL MINDS nach acht Jahren Pause, zu dem sie überraschend viele alte Fans aktivieren konnten, darf durchaus als gelungen bezeichnet werden, stellten doch die alten Hasen eindrucksvoll unter Beweis, dass sie noch nicht eingerostet sind. Da verzeiht man Frontmann Weckbach auch gerne sein „Nightwish“-T-Shirt…. ?

Aber obwohl man wirklich jeder einzelnen Band attestieren kann, dass es ihnen prima gelungen ist, ihre Freude über die Rückkehr der Rocknacht aufs Publikum zu übertragen, gab es dann doch zwei, die aus dem 12 Bands starken Line Up herauszustechen wussten. Als echter Farbklecks erwiesen sich THE OFFBEAT SERVICE, die mit ihrem na-vorne-gehenden jamaikanischen Ska und einer glänzenden Bläserfraktion für die meiste Stimmung im Saal und nicht mehr enden wollende Zugabe-Rufe sorgten. Das war ein echter Klasseauftritt, darin waren sich nicht nur eingefleischte Rockfans, sondern ausnahmsweise auch die Wormser Presse weitestgehend einig. Und ja klar, auch an den DÖFTELS und ihrer Schlussperformance kommt man nicht vorbei. Wenn jemand dazu prädestiniert ist, kurz vor Mitternacht noch einmal die letzten Reserven im Publikum zu aktivieren, dann ist das die regionale „Lieblingsband mit Ö“. Als dann die letzten vor der Bühne und ein knappes Dutzend Fans, die nach alter Deichkind-Manier die Bühne gestürmt hatten, gemeinsam Hubert Kah’s „Sternenhimmel“ trällerten, erlebte die nunmehr 22. Wormser Rocknacht einen würdigen Abschluss.

FAZIT: Worms ist seit 7. Dezember wieder Rock’n’Roll City, denn die Wormser haben eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie an einer Fortführung der Rocknacht interessiert sind. Auf diesem großartigen Erfolg lässt es sich aufbauen – für 2014.