Auch von den Rednern wurden letztendlich altbekannte und schon oft gehörte Argumente wie „die Bürger wurden nicht gefragt!“ oder „Gemeindehaus ja – aber nicht an diesem Standort?“ durchgekaut. Derweil hat der Wormser Sänger Gary Mazaroppi dazu in Karaoke-Manier „Easy“ (Commodores) und „Walk of Life“ von Dire Straits gesungen. Das hatte zwar nichts mit dem Thema zu tun. Aber alla hopp, vielleicht hätten die Kirchenvertreter „Highway to hell“ als Provokation aufgefasst. Im Endeffekt hat Stadtratsmitglied Raimund Sürder (CDU), der von Anfang an ein erklärter Gegner des Bauprojektes war, das Dilemma am besten auf den Punkt gebracht, als er die Frage aufwarf, warum eine Katholische Kirchengemeinde in den heutigen Zeiten für geschätzt 7 Millionen Euro ein neues Gemeindehaus bauen muss, wenn es doch so viele Möglichkeiten gebe, das Geld sinnvoller zu verwenden. Kurz vorher hatte sich Papst Franziskus in Anbetracht des Flüchtlingsdramas mit 700 Toten auf dem Mittelmeer hingestellt und schnelle Hilfe für die Betroffenen gefordert. Dass seine Kirche und ihre Bistümer allesamt auf Milliarden sitzen, die sie schnell und unbürokratisch einsetzen könnten, aber diese lieber nutzen, um Prunkpaläste oder ihren Bischöfen goldene Badewannen bauen zu lassen, verschweigt der Papst. Oder man baut – wie in Worms – mitten vor dem Wormser Wahrzeichen ein Gemeindehaus, obwohl in der näheren Umgebung jede Menge leere Säle vorzufinden sind und die Parkplatznot in diesem Bereich sowieso schon immens ist. Aber bei der Kirche ging es schon immer um Macht und wie man diese am eindrucksvollsten demonstriert. Demnächst auch auf der Südseite des Wormser Kaiserdoms.
PS: Der 1. Platz für das beste Plakat des Tages geht an „Wer am Dom baut ohne Not, der frisst auch mit dem Teufel Brot“.