Die wichtigste Nachricht des abgelaufenen Monats vorab: Der VfR Wormatia Worms ist erstmals seit 2012 wieder in das Finale des Südwestpokals eingezogen und somit seinem großen Ziel, Pokalsieg und Qualifikation für die 1. DFB-Pokalrunde im nächsten Jahr, ein großes Stück näher gekommen. Dagegen klingen die 6 Punkte aus 6 Spielen im Oktober, nach der starken Punkteausbeute im September (10 Punkte aus 5 Spielen), zunächst wenig erfolgreich. Sieht man sich aber die Gegner in diesem Zeitraum an, relativiert das die dürftige Ausbeute ein wenig.
Speziell die drei Unentschieden gegen die Spitzenteams Waldhof Mannheim, SV Elversberg und TSV Steinbach sind hoch einzustufen, darf man doch alle drei Vereine getrost zu den heißen Kandidaten um die ersten beiden Relegationsplätze zählen. Im torlosen Nachbarschaftsderby gegen den SV Waldhof Mannheim stand das Spiel lange Zeit auf Messers Schneide, ehe ein Platzverweis und einige merkwürdige Schiedsrichterentscheidungen das Spiel scheinbar zugunsten der Mannheimer kippen ließ, auch wenn der VfR in Unterzahl die eindeutigeren Chancen besaß. Beim Auswärtsspiel in Elversberg hat es Trainer Steven Jones, nachdem im Vorjahr der Versuch, mit den Saarländern mitspielen zu wollen, kräftig in die Hose ging (0:5), diesmal von Anfang an defensiver angehen lassen. Getreu dem Motto „Der Zweck heiligt die Mittel“ rührten die Wormser Beton an und entführten einen hart erkämpften Punkt beim Aufstiegsfavoriten SVE. Als stärkstes Team im Reigen der Aufstiegskandidaten präsentierte sich die von vielen als Geheimfavorit gehandelte TSV Steinbach bei ihrem Auftritt in Worms. Immer wieder stießen deren schnelle Spitzen überfallartig in die Defensive des VfR vor und stellten diese vor große Probleme. Dass das Team von Steven Jones weitaus gefestigter als im Vorjahr ist, zeigte sich auch in diesem Spiel, in dem man dem zunehmend härter und unfairer auftretenden TSV Steinbach Paroli bot und am Ende ein verdientes 1:1 verbuchen konnte. Diese drei Spiele gegen Spitzenteams haben allesamt gezeigt, dass der Abstand nach oben geringer geworden und die Wormatia in der aktuellen Verfassung – auch von Spitzenteams – nur schwer zu schlagen ist. Andererseits tut man sich aber auch schwer, selbst einen Gegner zu bezwingen, der sich hinten reinstellt. So wollte im Heimspiel gegen die spielerisch schwächere Zweite des 1. FC Kaiserslautern lange Zeit kein Tor fallen, weil sich der VfR mal wieder als Meister im Auslassen von Torchancen präsentierte und erst spät der erlösende 1:0-Siegtreffer durch Ricky Pinheiro glückte. Die einzigen beiden Niederlagen im Oktober fallen dagegen in die Kategorie „ärgerlich und vermeidbar“. Zunächst setzte es im Anschluss an den Dreier gegen den FCK eine knappe 1:2-Auswärtsniederlage beim FC Homburg, die gleich doppelt ärgerlich war. Zum einen musste man 40 Minuten lang in Unterzahl spielen (54. / gelb-rot für Sebastian Schmitt), zum anderen glückte der Siegtreffer der Saarländer erst in der 92. Minute. In Kassel späte Tore zu kassieren, hat dagegen schon eine gewisse Tradition für die Wormatia – genauso wie die Tatsache, dass es in der jüngsten Vergangenheit im Auestadion selten etwas zu holen gab. In den letzten drei Jahren hatte es stets in den Schlussminuten (88. / 81. / 79.) späte Siegtore für die Gastgeber gegeben. Und auch diesmal fiel der einzige Treffer des Spiels durch den KSV erst in der 82. Minute.
IM POKAL IM FINALE
Ein großes Kompliment muss man der Mannschaft aussprechen, wie sie – trotz zahlreicher englischer Wochen – ihr großes Saisonziel, den Einzug ins Finale des Südwestpokals, angegangen ist. Nach dem souveränen 2:1 bei der TSG Pfeddersheim, musste im Viertelfinale TuS Mechtersheim nach einem weitaus engeren Spiel mit dem gleichen Ergebnis die Segel streichen. Im Halbfinale wartete mit Schott Mainz der dritte Oberligist in Folge, der die Wormatia zudem im Vorjahr überraschend mit 4:2 aus dem Pokal geworfen hatte. Ein enger und ziemlich schlecht beleuchteter Kunstrasenplatz hatte den VfR im Vorjahr derart negativ überrascht, dass am Ende das Pokal-Aus einer Mannschaft stand, deren Trainer Sascha Eller kurz zuvor zurückgetreten war und die sich nicht als Einheit präsentiert hatte. In diesem Jahr war alles anders, vor allem stimmte die Einstellung, denn vom Anpfiff weg hatte man das Gefühl, dass die Elf um Kapitän Treske Revanche fürs Vorjahr nehmen und somit den Finaleinzug klar machen wollte. Diesmal stimmten Körpersprache, Abwehrverhalten und Chancenverwertung, so dass ein deutlicher 4:1-Sieg gegen den Oberligazweiten, Schott Mainz, heraussprang. Somit hat Wormatia Worms nach fünf Jahren endlich wieder den Einzug ins Finale des Südwestpokals geschafft. Das Finale findet zwar erst am 27. Mai 2017 statt, wird aber im Rahmen des „Finaltag der Amateure“ in der Konferenz live im Ersten übertragen. Wer der Gegner ist, wird am 12. November zwischen den Oberligisten SV Morlautern und SV Gonsenheim ermittelt. Erst danach entscheidet sich auch der Spielort des Endspiels.
QUALITÄT DER KADER ENTSCHEIDEND
In den letzten Wochen gab es in der Regionalliga Südwest fast ausschließlich englische Wochen, die an die Substanz gingen. Sieben Ligaspiele stehen bis zur Winterpause noch aus und so langsam geht die Saison in eine Phase, in der die Reserven entscheidend sind. Bei der Wormatia hat es zuletzt in der Defensive gestimmt, nur in der Offensive lief es nicht ganz so rund. Ein Torverhältnis von 3:4 aus den sechs Spielen im Oktober spricht Bände. Dies hing u.a. damit zusammen, dass mit Sandro Loechelt und Enis Saiti zwei Mittelfeldspieler verletzungsbedingt ausfielen, die mit Tempo und Dynamik das Wormser Offensivspiel beleben. Hinzu kam, dass sich Torjäger Florian Treske mit Leistenproblemen herum geplagt hat und einige Mal pausieren musste. Oder er spielte, wirkte aber nicht richtig fit. Deshalb musste oft Jan-Lucas Dorow den Alleinunterhalter spielen und sprang zum Beispiel beim wichtigen 4:1 bei Schott Mainz mit zwei Toren in die Bresche. Da in den letzten sieben Spielen zwei gegen Topteams und der Rest allesamt gegen Tabellennachbarn der Wormatia anstehen, gilt das alte Eichhörnchen-Prinzip, nämlich mühsam Punkt für Punkt einzusammeln, um bis zur Winterpause möglichst weit von der Abstiegszone entfernt zu sein. Wenn der VfR weitestgehend von Verletzungen verschont bleibt, sollte dieses Ziel auch gelingen.