Groß waren die Erwartungen im Vorjahr. Und groß waren auch die Enttäuschungen, als das neue Kreativteam der Nibelungen Festspiele dem erwartungsfrohen Publikum „Gemetzel“ präsentierte. Oft wirkte das Stück, als würde es unter der Last von Ostermaiers gewaltiger Sprache kollabieren. Dass dies nicht geschah, war vor allem der Verdienst eines hochmotivierten Schauspielerensembles. Die Folge daraus ist, dass sich in diesem Jahr endgültig entscheidet, ob das Trio Hofmann, Ostermaier und Schadt die Festspiele in neue Sphären führen wird. Oder ob man abermals an den eigenen Ansprüchen scheitert…

Das Stück
Wie in jedem Jahr lud die Nibelungen Festspiel GmbH im April zu einer Pressekonferenz, um über das aktuelle Stück zu informieren. Dieser Ladung folgten etliche neugierige Pressevertreter in den Wormser Mozartsaal. Schon im Vorfeld wurden der Titel und das Konzept kommuniziert, ebenso Hauptdarsteller Uwe Ochsenknecht und Regisseur Nuran David Calis, die beide auch anwesend waren. Bevor an diesem Tag das erste Wort gesprochen wurde, war allerdings schon klar, dass dieses Mal alles anders, alles besser werden soll.
„Es ist eine lustvolle Kraftanstrengung, die wir da vollbringen“, erklärte Intendant Nico Hofmann der anwesenden Presse. Bereits der Titel „Gold – Der Film der Nibelungen“ zeigt die Marschrichtung an. Statt im Mittelalter werden die Nibelungen nun in der Gegenwart ihr Unwesen treiben bzw. vielmehr ein Filmteam, das die Nibelungen verfilmen möchte. Der Produzent Konstantin Trauer (Uwe Ochsenknecht) möchte sich einen Lebenstraum erfüllen und die Nibelungensage verfilmen. Hierfür engagiert er den jungen Regisseur Arsenij Kubik. Kubik reicht es aber nicht, einfach nur zu inszenieren, vielmehr möchte er, dass sich das, was einst bei den Nibelungen geschah, auf das Filmteam überträgt. Um dieses zu erreichen, haben er und Produzent Trauer einen Society Reporter (nein, es ist nicht Bert Bims, sondern Dominic Raacke) engagiert, der im Vorfeld Gerüchte und Verleumdungen lanciert. Höhepunkt ist schließlich ein Nachtdreh vor dem Wormser Dom. Dort möchte man den berühmten Königinnenstreit aufnehmen. Das Drama nimmt seinen Lauf.
„Der Nibelungenstoff wird in den Figuren verhandelt, weil sie darüber reden. Was bedeutet, dass der Siegfried natürlich mit seinem Regisseur diskutieren muss: Was ist Siegfried? Wie ist der? Wie spiele ich den? Und in dieser Fassung, die ich jetzt mit Nuran David Calis mache, sind noch mal zwei ganz starke, große, reine Nibelungenszenen dazugekommen. Und dann gibt es da die unsichtbare Nibelungenebene, wenn sich die Konflikte der Nibelungen in den Figuren wiederholen und die praktisch in den Figuren liegen“, erläuterte Autor Albert Ostermaier seinen Ansatz.

Der Regisseur
Um diesen radikalen Bruch mit den bisherigen Aufführungen auf die Bühne zu hieven, engagierte man den jungen Erfolgsregisseur Nuran David Calis, der so was wie ein Experte ist, wenn es darum geht, Klassikern einen neuen Anstrich zu verpassen. Besonders viel Renommee brachten ihm die Neufassungen von Frank Wedekinds „Frühlings Erwachen“ und Georg Büchners „Woyzeck“, den er mit Tom Schilling besetzte, ein. Radikal wird aber nicht nur die erzählte Story sein, sondern auch die Art, wie man das Stück umsetzen möchte. 12 Kameras werden auf und hinter der Bühne verteilt sein, so dass der Zuschauer hautnah am Geschehen dabei ist. Ebenso wird es einen Swimmingpool und eine Art Dschungel auf der Bühne geben. „Die Schauspieler sollen sich fühlen wie auf einem Abenteuerspielplatz“, erklärte Calis. Außerdem wird es speziell angefertigte Videoinstallationen geben, die von der Videokünstlerin Geraldine Laprell gestaltet werden, die schon öfters mit Calis gearbeitet hat. Auch kein Unbekannter an seiner Seite ist der Komponist Vivan Bhatti, der zusammen mit seinem Bruder Ketan Bhatti für ein etwas verhalteneres Sounddesign als im letzten Jahr sorgen soll.

Die Besetzung
Als im Jahr 2014 bekannt wurde, dass Starproduzent Nico Hofmann das Erbe von Dieter Wedel als Intendant der Festspiele antreten würde, setzte man große Hoffnung in ihn, dass er, ähnlich wie in seinen TV-Eventfilmen, mit starken Namen aufwarten würde. Umso größer war die Ernüchterung, als 2015 die echten Promis fehlten. Hofmann war sich in diesem Jahr dieser Erwartungshaltung bewusst und betonte, dass ihm Qualität wichtiger sei als große Namen. Mit dem Engagement Uwe Ochsenknechts konnte er zumindest in dieser Hinsicht die Gemüter beruhigen. Auch keine Unbekannte im Showbusiness ist die in Karlsruhe geborene Schauspielerin Alexandra Kamp, die die Produktionsassistentin Carmen spielt. Bereits 2010 spielte sie unter Dieter Wedel in Worms und war im letzten Jahr im Rahmenprogramm zu Gast. Ebenfalls mit dabei ist die beliebte TV-Schauspielerin Katja Weitzenböck, die bei der Pressekonferenz mit ansteckender guter Laune auffiel. Sie ist eine der beiden Kriemhild Darstellerinnen, denn beide Frauenfiguren, auch Brünhild, werden in diesem Jahr doppelt besetzt. Was es damit auf sich hat, wurde bei der Pressekonferenz allerdings noch nicht verraten. Weitzenböck erzählte, dass sie bereits in ihrer Schulzeit die Kriemhild spielte und dass dies schlicht ihre Lieblingsrolle sei. Etwas erstaunt zeigte sie sich angesichts der Tatsache, dass es einen Swimmingpool auf der Bühne gibt und fügte lachend hinzu: „Ich fasse es nicht!“ Der eigentliche PR Coup dürfte jedoch die Besetzung des Siegfried-Darstellers sein. Entgegen den Klischeevorstellungen hat der Held der Sage in diesem Jahr einen eindeutigen Migrationshintergrund. Der deutsch-türkische Schauspieler Ismael Deniz wird den Schauspieler Mohamad Söder alias Siegfried spielen. Calis hierzu: „Wir leben in einer multikulturellen Gesellschaft. Das Theater ist aber immer noch eine Bastion der bürgerlichen Welt, die das nicht so durchdringt. Ich finde, das ist ein starkes Statement, was wir hier in Worms setzen.“ Zu guter Letzt fragte ein Journalist, ob man bei all diesen Neuerungen Rock’n’Roll in diesem Jahr erwarten könne? Calis: „Es ist Sommer, heiß und unsere Besetzung ist super sexy. Es ist irgendwie Circus!“

Die Kosten
Die diesjährigen Festspiele werden 3,7 Millionen Euro kosten, womit mit sie auf dem Niveau der Vorjahre liegen. Das Land Rheinland-Pfalz subventioniert die Aufführung mit 650.000 Euro, während die Stadt Worms 1,5 Millionen Euro gibt. Die restliche Summe wird durch Sponsoren wie EWR, Evonik, ZDF und weiteren Geldgebern aufgebracht. Die Aufführung wird auch vom ZDF aufgezeichnet und ausgestrahlt werden. Die Festspiele werden in der Zeit vom 15. bis 31. Juli 2016 ihre Zelte in Worms aufschlagen.

Vorverkauf
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