Gleich im ersten Jahr (2002) war sie schon einmal bei den Nibelungen Festspielen dabei, damals in der Rolle der Brünhild. Seitdem spielte Judith Rosmair (*1967) in zahllosen Stücken, gewann etliche Preise und gehört zu Deutschlands besten Theaterschauspielerinnen. WO! sprach mit der quirlig sympathischen Frau über ihre Zeit auf dem Eispferd, sowie ihren Erwartungen an ihre diesjährige Zeit in Worms.
WO! Hallo Frau Rosmair, schön Sie wieder in Worms begrüßen zu dürfen. Was bewegte Sie zu Ihrer Rückkehr?
Danke schön. Es hat sich hier eine ganz tolle Künstlergruppe versammelt. Nico Hofmann und Thomas Schadt haben dazu noch einen tollen Autor an Bord geholt, Albert Ostermaier, der an die Kraft der Worte glaubt. Seine Fassung ist sehr viel poetischer als Moritz Rinkes (Autor des ersten Stückes 2002, Anm. d. Red), der eher eine moderne Sprache verwendet hat. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit den vielen verschiedenen Künstlergruppen.
WO! Und das Ganze dieses Mal ohne Eispferd!
(lacht) Ja, das ist richtig!
WO! Wie war das denn für Sie auf dem Eispferd und wie waren Ihre Erfahrungen damals?
Kalt (lacht), aber als Bild war das tatsächlich großartig! Auch das Zusammenspiel mit den Kollegen war toll, allerdings konnte ich nicht so mit der Art des Dieter Wedel, weswegen ich im folgenden Jahr nicht mehr dabei war.
WO! Sie spielten damals die Brünhild und heute die Rolle der Kriemhild. Was reizt Sie an diesem Part?
Am Anfang der Geschichte ist sie ein liebliches Mädchen, schließlich wird sie fortwährend von ihren Brüdern benutzt. Ihre einzige Chance, aus Worms wegzukommen, ist die Heirat mit Etzel. Es ist eine sehr ambivalente Rolle. Wie kaputt sie ist, wie krank ihre Seele ist. Wie sie sich selber zerstört, dadurch, dass sie nicht vergeben kann.
WO! Ich habe mir im Internet den Videoclip „Kismet sein Bruder“ angeschaut, in dem Sie sehr überzeugend einen coolen Gangsta Rapper performen. Warum spielen Sie nicht die Rolle des Ortlieb?
Mich interessiert brennend diese Gender Thematik. Ich spiele jetzt gerade in einem Stück Chelsea Manning, die früher Bradley Manning war, der sogenannte Whistleblower. Das ist für mich irre spannend. Bei dem Videoclip konnte ich verschiedene Dinge aufs Korn nehmen, wie zum Beispiel die Machoattitüden. Was den Ortlieb betrifft, so war mir klar, dass ich dafür zu alt bin. Wir haben aber ja auch eine wundervolle Besetzung für diese Rolle. Aber die Idee, dass die Rolle eine Frau spielen soll, hatte ich auch und erwähnte das gegenüber Thomas Schadt, der mir sagte, dass sie dieselbe Idee gehabt hätten. Vielleicht kann ich ja eine kleine Alberich Performance im Rahmenprogramm spielen (lacht).
WO! Sie schreiben, produzieren, führen Regie. Würden Sie als Regisseurin auch die Nibelungen reizen?
Das wäre mir zu groß. Aber wer weiß, vielleicht denke ich in 15 Jahren anders. Bisher habe ich in diesem Zusammenhang immer nur mit kleinen Gruppen zusammengearbeitet, wobei das Zusammenführen von Menschen etwas ist, das ich sehr mag.
WO! Was erwarten Sie von Ihrer Zeit in Worms?
Ich freue mich sehr auf diese Zeit, habe mir auch schon eine kleine hübsche Wohnung organisiert. Ich kann mich daran erinnern, dass wir 2002 super tolles Wetter hatten, weswegen ich mich auch schon darauf freue, am Rhein zu sitzen und meinen Text zu lernen. Man sieht auch heute genau, wer hier aus Worms kommt. Ihr seht alle viel braungebrannter aus als der Rest (lacht). Die Wormser lassen es sich schon gut gehen! Und das haben wir jetzt auch vor (lacht).
Wir danken Ihnen für das Gespräch