Nach dem durchaus passablen Saisonstart im August, waren die Gegner im September gnadenlos und ließen den Abstand der Wormatia zur Abstiegszone schrumpfen. Wäre nach vier Niederlagen in Folge am Wahlsonntag nicht ein überzeugender 3:0-Auswärtssieg beim VFB Stuttgart II geglückt, man hätte den letzten Monat als trost- und vor allem punktlos abhaken können.
Nach sieben Punkten aus den ersten fünf Spielen ging bereits das erste Spiel des Monats in die Hose. Zum Backfischfestheimspiel am 02.09. entpuppte sich der bisher erfolgreichste Aufsteiger Eintracht Stadtallendorf als der erwartet schwere Gegner, gegen den eine in der zweiten Halbzeit vollkommen enttäuschende Wormser Mannschaft verdient mit 2:3 unterlag. Im folgenden Auswärtsspiel bei Waldhof Mannheim genügten drei individuelle Fehler, um die Gastgeber zwischen der 35. und der 45. Minute auf 3:0 davon ziehen zu lassen. Trotz einer, bis auf die genannten Aussetzer, passablen Leistung stand am Ende eine deutliche 1:4-Niederlage in Mannheim. Im folgenden Heimspiel gegen Kickers Offenbach war den Wormsern die Verunsicherung deutlich anzumerken. In der ersten Halbzeit fand das Team von Steven Jones überhaupt keinen Zugriff auf das Spiel und rannte den Offenbachern nur hinterher. Der OFC ließ einfach nur Ball und Gegner laufen, jedoch ohne besondere Torgefahr auszustrahlen. Dass es trotzdem zu einer 2:0-Halbzeitführung reichte, hatten die Kickers dem ehemaligen Torjäger der Wormatia, Florian Treske, zu verdanken, jedoch mit gütiger Unterstützung von VFR-Torhüter Mario Miltner. Beim ersten Tor zögerte der zuletzt nicht immer sicher wirkende Miltner einen Moment zu lange beim Rauslaufen und erwischte Treske am Bein, den fälligen Foulelfmeter verwandelte Hodja. Beim zweiten Gegentreffer stiegen Treske und Miltner nach einer vermeintlich harmlosen Flanke in den Wormser Fünfmeterraum hoch zum Luftkampf, Miltner ließ den Ball fallen und Treske schob ins leere Tor ein. Ob ein Foul vorlag, ist schwierig zu beurteilen. Auf jeden Fall hätte Miltner in dieser Situation konsequenter vorgehen müssen, was ihn im folgenden Spiel gegen den FCS seinen Stammplatz kostete. In der zweiten Halbzeit stand eine völlig verwandelte Wormser Mannschaft auf dem Platz. Bei strömendem Regen wurde nun gefightet, der Gegner früh angelaufen und endlich mit mehr Zug zum Tor agiert. Leider reichte es nur noch zum Anschlusstreffer von Eugen Gopko (87.) und die späte Erkenntnis, dass man die erste Hälfte komplett verschlafen hatte. Sonst wäre mehr drin gewesen gegen den OFC. Nach drei Niederlagen in Folge stand nun ausgerechnet das Heimspiel gegen einen Topfavoriten auf dem Plan. Das Montagsspiel gegen den 1.FC Saarbrücken wurde zudem live bei SPORT1 übertragen. Leider agierten die Wormser von Beginn an viel zu ängstlich, was sich alleine schon an der Aufstellung bemerkbar machte. Mit Gösweiner, Ando oder Dorow saßen zwar jede Menge Stürmer auf der Bank, mit Zinram hatte Trainer Jones aber allenfalls eine hängende Spitze in einem 5-4-1-System aufgeboten. Ansonsten wurde gegen die Saarländer erst mal Beton angerührt. Das ging exakt sechs Minuten gut, dann schlug es in dem erstmals von Steve Kroll gehüteten Wormser Tor ein. Wie aus dem Nichts erzielte Sebastian Schmitt mit einer sehenswerten Direktabnahme, nach einem Traumpass über das halbe Feld von Benjamin Maas, den überraschenden Ausgleich. Mit viel Glück und Geschick rettete der VFR anschließend ein Unentschieden in die Pause. Steven Jones‘ Matchplan für die zweite Hälfte sah vor, die nächsten 15 Minuten schadlos zu überstehen, ehe dann schnelle Konterstürmer wie Ando, Dorow oder Gösweiner für Entlastung sorgen sollten. Leider wurde der Matchplan durch drei Saarbrücken Tore in vier Minuten bereits bis zur 59. Minute durchkreuzt. Beim 1:2 hatte Steve Kroll einen abgefälschten Schuss nur abklatschen können, bei den beiden folgenden Treffern hatte Innenverteidiger Metzger böse gepatzt. Nach dieser auch in der Höhe verdienten 1:4-Schlappe gegen den FCS war bei der U23 des VFB Stuttgart Wiedergutmachung angesagt. Dank einer kompakten Mannschaftsleistung gelang durch Alan Stulin und zwei Treffer des eingewechselten Thomas Gösweiner der bis dato wichtigste Sieg der noch jungen Saison.
Stärken und Schwächen des VFR
Das Verletzungspech zu Saisonbeginn und die späte Kaderzusammenstellung haben bewirkt, dass sich die Mannschaft von Trainer Jones noch nicht so recht einspielen konnte. Vor allem die Abwehr ist längst nicht so sattelfest wie in der letzten Saison. 21 Gegentore in zehn Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Auf der Sechser-Position durft en sich mit Himmel, Afari, Stulin, Pinheiro, Maas und Nag bereits ein halbes Dutzend Spieler ausprobieren – zuletzt konnten Maas und der zwischenzeitlich ausgemusterte Himmel gegen den VFB Stuttgart II. überzeugen. Dagegen hat die Wormatia in der Offensive an Qualität dazu gewonnen. In den drei letzten Jahren war das Spiel stets sehr stark auf Torjäger Treske zugeschnitten, der zwar regelmäßig traf, aber das Spiel des VFR mitunter etwas statisch und ausrechenbar machte. Erst in der letzten Saison verteilte sich das Tore schießen dann auf Treske und Dorow. In dieser Saison hat man mit Thomas Gösweiner (bisher 4 Tore) und Daisuke Ando (1 Tor) zwei laufstarke Spitzen verpflichtet, die das Offensivspiel variabler machen, denn auch Jan-Lucas Dorow (bisher 2 Tore), der zuletzt etwas zurückgezogener spielte, ist dem Verein treu geblieben. Dazu kommt noch Neuzugang Guiseppe Burgio, der allerdings bei seinen bisherigen Einsätzen noch nicht richtig fit wirkte. Mit Steffen Straub (1 Tor) und Johnny Zinram (1 Tor) hat man zudem zwei schnelle Außen, die auch in der Spitze agieren können. Wenn sich die Mannschaft erst mal eingespielt hat, kann das noch richtig Spaß machen, sollte es Trainer Jones gelingen, die ideale Mischung zu finden.
Mehr Stabilität fürs Team
Während die Wormatia in der letzten Saison in den Spielen gegen nahezu alle Spitzenteams eine positive oder ausgeglichene Bilanz aufweisen konnte, ist der Abstand zur Spitze in der laufenden Saison spürbar gewachsen. Zwar waren es vor allem individuelle Fehler, die den Gegner auf die Siegesspur brachten. Aber in Spielen gegen Spitzenmannschaften können diese nun mal spielentscheidend sein. Zur Beruhigung sei aber gesagt, dass von den bisher kassierten sechs Niederlagen alleine fünf davon gegen die ersten Sieben in der Tabelle erfolgten. Die Mannschaften, gegen die der VFR auf Augenhöhe agiert und die man an einem guten Tag schlagen kann, kommen noch. Nach dem Verletzungspech zu Saisonbeginn, als man froh sein konnte, elf wettkampftaugliche Spieler zusammen zu bekommen, konnte das Trainerteam zuletzt nahezu aus dem Vollen schöpfen und hat entsprechend einiges ausprobiert. Zu viele Positionswechsel haben jedoch verhindert, dass sich eine Stammformation einspielen konnte. Von daher wird man in den nächsten Wochen verstärkt Wert darauf legen, Stabilität in die Mannschaft zu bekommen, damit sich gewisse Mechanismen besser einspielen können. Die nächsten Spiele gegen Teams wie Schott Mainz, die bisher schwach gestartete TSG Hoffenheim II oder den SSV Ulm bieten eine gute Gelegenheit dazu. Vielleicht präsentiert sich Wormatia Worms am 30. Oktober gegen den SV Elversberg in einer besseren Verfassung als zuletzt gegen den FCS, denn auch dieses Montagabend-Flutlichtspiel wird live bei SPORT1 übertragen.