14. September 2019 | ehem. Frisörsalon – Worms Innenstadt:

Noch bevor das Pop-Up-Festival offiziell eröffnete, kam es, gemeinsam mit der Veranstaltungsreihe „Starke Frauen“, sozusagen zu einem Pre-Opening. Anlass dieser Kooperation war die Lesung der beiden Roman-Debütantinnen Anna Glien und Marlene Stark, die gemeinsam das Buch „M“ schrieben und in Worms vorstellten.

In vier Kapiteln, die die beiden lasen, gewährten sie einen Einblick in die seltsame Welt von M, der Titelheldin. Als DJ fest verortet im Nachtleben von Berlin, pendelt sie zwischen Dark Rooms, Clubs und ihrer schwäbischen Heimat. Bereits in der ersten Szene stellte sich die Frage, ob die beiden Damen, die selbst in Berlin leben, einfach nur provokant sein wollen oder ob es um die Oberflächlichkeit des Kunstbetriebs geht, in dem Sex lediglich eine Form von Macht darstellt. Liebe scheint man hier vergeblich zu suchen, wenn sich M einen Dildo mit Kunstspermabetrieb umschnallt und damit den Galleristen Richard ausgiebig penetriert bis es zur dysfunktionalen Störung kommt, in der die Körpersäfte nur so umherspritzen. Eine tiefere Charakterzeichnung suchte man vergebens, stattdessen gab es deftige Worte, oft über die Grenze von Pornographie hinaus. Gestoppt wurde das Kopfkino allenfalls von Anna Gien, die, wie die Titelheldin, ebenfalls als DJ unterwegs ist und sich ständig beim Lesen verhaspelte. Gien erklärte dann auch dem Publikum, dass die offensichtlichen Konzentrationsprobleme davon rührten, dass sie die Nacht zuvor lediglich eine Stunde geschlafen hätte. Neben der Lesung gewährten die jungen Autorinnen in einer Frage und Antwort Runde interessante Einblicke in ihren Arbeitsprozess. Dabei betonten sie auch, dass das Buch keinesfalls autobiografisch sei, sondern lediglich die Zuspitzung diverser Fantasien, Erlebnisse und Gehörtem sei. Das abschließend angekündigte DJ-Set von Marlene Stark musste dann aber einem Retortenset aus dem Smartphone weichen. Ob das der Müdigkeit geschuldet war, ließ sich abschließend nicht klären.

Fazit: Gemeinhin war Popliteratur bisher eine Männerdomäne, die nun von zwei Berlinerinnen ordentlich aufgemischt wird. Textlich ist das sicher Geschmackssache und wirkte selbst in dieser kurzen Lesung von gerademal einer Stunde ein wenig redundant. Dennoch passte das Thema perfekt zu einem Festival, das die jungen Künste und neue Perspektiven feiern möchte. Nur mit den schönen Aussichten war das so eine Sache.