27. September 2019 | Kaiser Passage – Worms:

Es war einer dieser seltenen Glücksfälle, in dem ein früh terminiertes Konzert vom plötzlichen Hype um einen Künstler/-in profitierte. Die Hamburgerin Ilgen Nur ist im Grunde nicht unbedingt der Prototyp eines Popstars und dennoch ist sie derzeit die musikalische Hoffnung am Indie-Rock-Himmel und verlieh dem Pop Up-Festival für eine Stunde weltstädtisches Flair.

Dem vorauseilenden Ruf, Retterin einer aussterbenden Musikgattung zu sein, in der Musik das Gefühl einer ganzen Generation spiegelt, waren zahlreiche Zuhörer gefolgt und sorgten in dem kleinen, leerstehenden Ladenraum in der oberen Etage der Kaiser Passage dafür, dass die Temperatur schnell Sauna gerechte Dimensionen annahm. Im musikalischen Gepäck hatte die Hamburgerin vor allem ihr Ende August veröffentlichtes Debüt-Album „Power Nap“, für das sie aktuell von den Musikrezensenten dieses Landes abgefeiert wird. Was in der Studioproduktion mit seinem teils verträumten Klang oftmals Reminiszenzen an britische Indie Heroen der 80er Jahre wie „The Smiths“ und „The Cure“ erweckt, überwältigte live bereits nach den ersten Takten mit einem ziemlich breit aufgestellten Sound. Fast im Widerspruch stand hierzu ihre samtige Stimme, die entspannt, aber tiefgründig, von den Unwägbarkeiten des Lebens erzählte. Etwas launisch fielen hingegen ihre Ansagen zwischen den Songs aus. Mal erzählte sie verwundert davon, dass dieser Laden – ohne ordentliche Bühne – eine der seltsamsten Örtlichkeiten sei, an dem sie jemals spielte, mal erklärte sie dem munter schwätzenden Publikum übellaunig, dass sie es hasse, wenn während eines Konzertes so laut gesprochen würde. Da war es auch nicht hilfreich, dass ein Vater seine zehnjährige Tochter nötigte, Posing vor der Sängerin zu betreiben, damit dieser ein cooles „Ich war dabei“-Foto machen konnte. Der Qualität der Musik tat dies freilich keinen Abbruch, denn die war über jeden Zweifel erhaben und demonstrierte, warum das musikaffine Deutschland derzeit bei dem Namen Ilgen Nur in Verzückung gerät.

Fazit: Bereits nach einer Stunde war der akustische Zauber vorbei und die Band rasch verschwunden. Was bleibt, ist, dabei gewesen zu sein, bevor Ilgen Nur im kommenden Jahr wohl so manches Festival aufmischen wird.