Als die Domgemeinde erste Grafiken zu dem geplanten und vor allem weiterhin umstrittenen „Haus am Dom“ veröffentlichte, wirkte das entstehende Gebäude fast schon ein wenig idyllisch. Skeptiker beharrten allerdings von Anfang an darauf, dass die gewählte Perspektive dem Prestigebau schmeichle. Mittlerweile kann sich jeder selbst ein Bild über die Dimension des Gebäudes machen.
Steht man an der Baustelle und schaut sich das Gesamtbild an, erahnt man schon, dass dem Dom und insbesondere der wunderschönen kleinen, aber feinen Nikolauskapelle im wahrsten Sinne des Wortes düstere Zeiten bevorstehen. Gerade die kleine Kapelle im Südflügel des Dom bezog ihren Reiz auch durch das Lichtspiel, wenn die Sonne durch die kunstvoll gefertigten Scheiben fiel. Das ist jetzt schon Vergangenheit, da das Haus in unmittelbarer Nachbarschaft – mit seinem enormen Spitzdach – bereits seine stattliche endgültige Höhe erreicht hat. Natürlich liegt Schönheit im Auge des Betrachters. Es fällt aber dennoch schwer, von einem ästhetisch gelungenen Gesamtkonzept zu sprechen. Bei einem Pressetermin mit dem Team der Nibelungen-Festspiele zeigten sich anwesende Teilnehmer ebenso bestürzt von der Dimension wie kürzlich die „Jakobuspilger Worms“, die hierzu einen Text auf ihrer Facebook Seite verfassten („Das Haus am Dom wird noch gewaltiger, als man erahnen konnte“). Oder ortsfremde Besucher beim vorweihnachtlichen Turmblasen, die schon Mal irritiert die Frage stellten: „Was bauen denn die für ein merkwürdiges Ding vor den Dom?“ Für Irritation sorgte auch eine Statistik, die vor kurzem ebenfalls auf Facebook veröffentlicht wurde. Im „Diskussionsforum Haus am Dom, Worms“ veröffentlichten kritische Bürger eine Statistik, die sie auf Anfrage vom Standesamt Worms erhielten. In dieser ging es um die Kirchenaustritte in den Jahren 2012 bis 2016, eben diese Jahre, in denen besonders leidenschaftlich um das zukünftige Gemeindehaus der Domgemeinde gestritten wurde. Ihren Höhepunkt fand die Diskussion 2014 mit der damals erstellten Unterschriftenliste, auf denen rund 15.000 Wormser sich gegen das Haus am Dom in seiner jetzigen Form aussprachen. Letztlich hatte diese Liste keine Auswirkungen. Oder doch? Schaut man sich die Statistik an, fällt auf, dass alleine 2014 rund 650 Wormser aus der Kirche austraten. Natürlich muss man einräumen, dass die Grafik keine Differenzierung der Konfessionen zulässt. Der Verweis eines Facebook-Nutzers, dass eine Umstellung des Kirchensteuer Einzugsverfahren an dieser Entwicklung schuld sei, klingt allerdings – mit Verlaub – ein wenig weit hergeholt.