Es war bisher ein ungeschriebenes Gesetz, dass es vor der Pressekonferenz der Festspiele, die im Frühjahr stattfindet, nur wenige Informationen zu dem bevorstehenden Stück gab. Aber auch dies hat sich mit der Ankunft des neuen Nibelungenteams verändert. Erstmals gewährt man Interessierten bereits vor Jahreswechsel einen Ausblick auf das, was nächstes Jahr passieren wird.
Wie bereits bekanntgegeben wird im kommenden Jahr Nuran David Callis im Schatten des Doms inszenieren, während Autor Albert Ostermaier erneut für das Buch zuständig ist. Nachdem Ostermaier in diesem Jahr das Rahmenprogramm kuratierte, wird diesen Job 2016 der letztjährige Regisseur Thomas Schadt übernehmen. Neben diesen Änderungen dürfte die gravierendste sein, dass die Festspiele erstmals in der Jetztzeit angesiedelt sind. In der Zeit vom 15. bis 31. Juli wird die Geschichte „Gold – Der Film der Nibelungen“ erzählt.
Zum Inhalt:
Scheinwerfer durchschneiden die Nacht. Dreharbeiten vor dem ausgeleuchteten Wormser Dom. Der erfolgreiche Filmproduzent Konstantin Trauer will seinen Lebenstraum erfüllen und den „Film der Nibelungen“ drehen. Für das ehrgeizige Projekt hätte er sich niemand besseren aussuchen können als den exzentrisch-genialen Regieshootingstar Arsenij Kubik, der alle an die Grenzen des Wahnsinns treibt. Die Stimmung ist explosiv, jeder intrigiert gegen jeden, jeder hat etwas zu verbergen und zu verlieren. Liebe, Rache, Gewalt, Tod und Leidenschaft: Das Nibelungenlied wird zum geheimen Drehplan. Und nicht nur im Streit der Königinnen eskaliert das Drama vor dem Dom. „GOLD“ erzählt von einem Filmteam, das sich liebt und hasst, zerfleischt und küsst, während alles rettungslos auf ein Finale zuläuft, in dem nicht nur eine Bombe platzt. Man sieht das irrwitzige Theater, das entsteht, wenn ein Film gedreht wird und das wilde Ineinandergreifen von Theater und Film, Nibelungen und Noir. Es ist eine Kamerafahrt in die Abgründe der Seele und Ängste, ein schonungsloses Close-Up unserer Gesellschaft.
Soweit die offizielle Inhaltsangabe. Die wichtigste Frage wird sein, wie Nuran David Calis diesen Stoff umsetzen wird. Der in Bielefeld geborene Regisseur gilt als Spezialist, wenn es darum geht, einem klassischen Stück einen zeitgemäßen Anstrich zu verpassen. Auf viel Lob stieß seine filmische Interpretation Georg Büchners „Woyzeck“ mit Tom Schilling in der Hauptrolle. Calis erklärte hierzu, dass ihn an dem Stück die Auseinandersetzung mit der deutschen Identität interessierte. Ein Thema, das auch bei den Nibelungen eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Viel Lob erntete der Regisseur türkisch-armenischer Abstammung auch für seine zeitgemäße Brecht Adaption von „Baal“, den er in knallig bunte Bilder verpackte. Zu seinem Engagement erklärte er: „Das Vertrauen, das mir der Intendant Nico Hofmann entgegenbringt, ist eine Aufforderung zum Umbruch; ein Aufbruch in die Zukunft, mit all seinen Ungewissheiten und Herausforderung, die auf unsere interkulturelle Gesellschaft zukommt; wer sind wir heute, wenn wir von Deutschland reden?!“
Eine andere, wenn auch keine neue Idee
Keine leichten Worte, wobei das Stück selbst als Komödie angelegt ist, wie Albert Ostermaier erklärte. Es sei eine radikale Selbstironisierung des Film- und Theaterbetriebs. Auch wenn wir diese Variante bei den Nibelungen tatsächlich noch nicht erlebt haben, ist das Thema an sich eines, das filmisch schon öfters behandelt wurde. Gerade der diesjährige Oscar-Gewinner „Birdman“ (Bester Film des Jahres) mit Michael Keaton in der Hauptrolle erzählte eine ähnliche Geschichte. Auch der begnadete Shakespeare Darsteller und Regisseur Kenneth Branagh befasste sich in seinem 1995 gedrehten Film „Ein Winternachtstraum“ mit den Eitelkeiten und Verschrobenheiten des Theaterbetriebs. Die spannendsten Fragen werden deshalb lauten, wie sich Calis und Ostermaier aus dem Schatten dieser großen Namen bewegen und wie sich das auf den kommerziellen Erfolg der Festspiele ausschlagen wird. Oder anders gesagt: Wie werden die Besucher reagieren, wenn die Nibelungensage erstmals nur eine untergeordnete Rolle in der Aufführung spielt?
Vorverkaufsstart mit Weihnachtsaktion
„GOLD“ wird vom 15. bis 31. Juli 2016 an 16 Abenden (Montag, 25. Juli spielfrei) aufgeführt. Die Tribüne auf der Nordseite des Wormser Kaiserdoms umfasst 1300 Plätze. Der Vorverkauf für die Inszenierung 2016 startet mit einer Weihnachtsaktion: Wer bis Heiligabend, 12 Uhr, Tickets für die Nibelungen-Festspiele kauft, erhält für Montags-, Dienstags- und Mittwochsvorstellungen 15 Prozent Rabatt auf alle Kategorien.
Vorverkauf:
Tickets können über die Hotline 01805 – 33 71 71 (0,14 Euro/Minute aus dem dt. Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 Euro/Minute, erreichbar Montag bis Freitag 8 bis 20 Uhr, Samstag 9 bis 20 Uhr) oder über die Internetseite www.nibelungenfestspiele.de bestellt werden. Ebenso bieten alle bekannten TicketRegional-Vorverkaufsstellen die Karten an, auch dort gilt der Rabatt. Generell kosten die Tickets wieder je nach Kategorie zwischen 29 und 99 Euro. Weitere Informationen unter: www.nibelungenfestspiele.de