08. August 2020 | WOpen Air Gelände:
Beim „WOpen Air“ gab es nicht nur Kinofilme zu sehen, es gab auch Musik auf die Ohren bzw. Kopfhörer. Mambo Kurt, der bereits vor drei Jahren im Cafe TE gespielt hat, schaute im Rahmen des „WOpen Air“ mal wieder in Worms vorbei und räumte mit seiner legendären Heimorgel erneut ab.
Mambo Kurt ist auf den großen Metal-Bühnen, wie beim Wacken-Festival oder beim „With Full Force“, genauso zuhause wie in einer kleinen lauschigen Musikbar. Dort hatte auch alles begonnen, als die Band Clawfinger 1997 den skurrilen Heimorgelspieler entdeckte und mit auf Tour nahm. Das brachte ihm in der Folge ein Engagement als musikalischer Unterhalter bei „Veronas Welt“ (1999) mit Verona Feldbusch (heute: Pooth) ein. Sieben Jahre später tat er Selbiges ein Jahr lang in der „Pierre M. Krause Show“. Als der 1967 in Hagen geborene Rainer Limpinsel, der gelernter Chirurg ist, im Jahr 1982 mit seinem Siegerlied „Musik ist Trumpf“, das er auch in Worms spielte, „Nordrhein-Westfalens bester Heimorgelspieler in der Altersklasse bis 14 Jahre“ wurde, da hätte er nicht ansatzweise ahnen können, dass er 15 Jahre später „entdeckt“ wird, fortan auf Festivals im ganzen Land spielt und heute immer noch mit diesem Instrument seine Brötchen verdient. Im Laufe des Konzertes erzählte Mambo Kurt, dass seine Frau einmal bei einem Firmenevent gefragt worden wäre, was ihr Mann beruflich mache. Auf die Antwort, er sei Musiker, genau genommen Keyboarder, habe ein Kollege gerufen: „Keyboarder sind doch alle schwul. Außer Mambo Kurt natürlich.“ Ob das stimmt, sei dahingestellt, aber Mambo Kurt dürfte der einzige sein, der seine Erfolge mit einer analogen Yamaha-D-85-Electone-Heimorgel aus dem Jahr 1980 feiert, die er zu besonderen Anlässen von Frauen aus dem Publikum mit einer Axt zerstören lässt. An diesem Abend in Worms blieb seine Orgel heil. In Coronazeiten müssen Musiker sparen, auch wenn Mambo Kurt freimütig bekannte, dass er mit seinen drei Auftritten in den letzten beiden Wochen mehr verdient habe als bei seinem geplatzten Wacken-Auftritt.
In der wieder einmal prächtig herausgeputzten WOpen Air Arena in der Alzeyer Straße warteten knapp 80 Besucher auf den Orgelspieler mit Kultstatus. Dem bot sich ein skurriles Bild: ein Publikum, das auf Inseln auf zwei Liegestühlen aushaarte und dem anschließenden Konzert nur über Kopfhörer folgen konnte. Da musste selbst der weitgereiste Mambo Kurt bekennen, so etwas noch nie erlebt zu haben. Dass man aber ein Publikum einzig und allein mit einer Heimorgel von den Liegestühlen reißen kann, bewies der Mann in dem prägnanten 70er Jahre Outfit (grauer Anzug, gelbes Hemd) in den folgenden beiden Stunden (inkl. Pause). Nach dem Opener „Jump“ von Van Halen, DER Keyboardhymne schlechthin, hatte der Orgelspieler auf der Bühne seine Zuhörer schnell im Griff. Dass typische Keyboardnummern wie „The Final Countdown“ (Europe) oder „I just can’t get enough“ (Depeche Mode) auch auf der Heimorgel funktionieren, war keine Überraschung. Aber Mambo Kurt ist besonders, weil er sich auch an orgeluntaugliche Nummern wie „Killing in the Name“ (Rage against the Machine) oder Marterias „Kids (2 Finger an den Kopf)“ wagt. Dass er des Öfteren im Line Up von Metal-Festivals auftaucht, zeigte sich am folgenden Programm. Da kamen Songs von Kiss über Rammstein, Bloodhound Gang oder Slayer – wohlgemerkt auf einer Heimorgel gespielt. Und was soll man sagen? Das Publikum sang und klatschte kräftig mit, tanzte auf seinen Inseln oder machte eine Polonäse mit Masken und ausreichend Sicherheitsabstand. Es war einfach ein Riesenspaß, auch wenn Mambo Kurt mit Nummern wie „Sunshine Reggae“ (Laid Back), „Sing Halleluja“ (Dr. Alban) oder „Maria, I like it loud“ (Scooter) in der Geschmackskiste ganz nach unten griff, während derweil der Stimmungspegel rapide anstieg. Dass der Alleinunterhalter aber in erster Linie gekommen war, um die Menschen zum Tanzen zu bringen, bewiesen Discohits wie „Dancing Queen“ oder „I follow rivers“. Ob vor Zehntausenden in Wacken oder im eher kleinen Kreis auf dem WOpen Air – Mambo Kurt hat wieder einmal den Saal gerockt. Als er dann in einer sternenklaren Nacht als dritte oder vierte Zugabe um kurz vor halb elf Alicia Keys „New York“ alias „Wohoooorms“ angestimmt hat, dazu ein Himmel aus bunten Sonnenschirmen, da konnte man schon ein wenig nostalgisch werden, wie schön es doch sein kann, ein Konzert zusammen mit anderen Menschen zu erleben. Ob mit oder ohne Kopfhörer.