Es ist mittlerweile fast schon ein wiederkehrendes Ritual, dass die Stadt Worms einen Eröffnungstermin für das skandalumwitterte Parkhaus in der Koehlstraße, auch bekannt als Parkhaus am Dom, verkündet. Zuletzt hatte der zwischenzeitlich abgewählte Oberbürgermeister Michael Kissel im vergangenen Dezember optimistisch erklärt, dass das Parkhaus Ende Januar seine Schranken öffnen würde. Doch daraus wurde bekanntlich nichts. Nun steuert man erneut einer Eröffnung entgegen und gibt sich dieses Mal besonders zuversichtlich.

Oberbürgermeister Adolf Kessel und der wegen des Parkhauses immer wieder in die Kritik geratene Baudezernent Uwe Franz erklärten bei einem Termin am Ort des Geschehens, dass man fest damit rechne, das Gebäude Anfang Juni 2020 endgültig eröffnen zu können. Grund für die letzte Verzögerung war, dass die abschließend auf der Betonfläche aufgetragene Beschichtung nicht haften blieb. Das ist allerdings notwendig, damit Wasser, Streusalz, Öle und Fette nicht versickern, die so wiederum weitere Bauschäden verursachen können. Zwei Firmen sind in diesen Vorgang verwickelt. Uwe Franz erklärte, dass die letzten Gewerke die Parkflächen zu schnell verarbeitet hätten, sodass im oberen Bereich die Feuchtanteile zu groß und in der Tiefe der Boden zu trocken sei, wodurch die Beschichtung nicht korrekt aufgetragen werden konnte. Die Stadt hatte hierzu Gutachten eingeholt, die die Schuld der Firmen bestätigen. Zwischenzeitlich ist für die Unternehmen die Einspruchsfrist verstrichen.

Wie geht’s weiter?
Eine freiwillige Mängelbeseitigung erfolgte aber nicht, wodurch die Stadt die notwendigen Leistungen nun erneut ausschreiben konnte. Wie umfangreich die noch ausstehenden Arbeiten sind, erklärte Franz mit Unterstützung von Angelika Böttner, Abteilungsleiterin Verkehrsinfrastruktur und Mobilität. Bevor die Beschichtung aufgetragen wird, muss der gesamte Beton auf der insgesamt 9.200 Quadratmeter umfassenden Parkfläche des mehrstöckigen Gebäudes abgefräst werden. Dies soll noch in diesem Jahr geschehen. Im Anschluss folgt die Beschichtung, die vier Lagen hat und nur bei bestimmten Witterungsbedingungen aufgetragen werden kann, weshalb man dies erst im kommenden Frühling angeht. So muss die Lufttemperatur mindestens bei konstanten acht Grad liegen, während die Luftfeuchtigkeit nicht höher als 80 Prozent sein darf. Frau Böttner erklärte auf Nachfrage, dass man für diese Arbeit einen Zeitraum von acht bis zehn Wochen benötige. Doch damit ist das Parkhaus noch nicht fertig, schließlich müssen noch die entsprechenden Parkmarkierungen aufgetragen werden, sowie Fahrradboxen installiert und abschließende Schlosserarbeiten verrichtet werden. Bis zur Eröffnung müssen sich also die Autofahrer noch ein wenig gedulden und Ersatzparklätze, wie den Weckerlingplatz, ansteuern.

Wer trägt die Kosten?
Wer am Schluss die Kosten für diese Mehrarbeit trägt, das soll ein Gerichtsverfahren klären. Aktuell hält die Stadt die Zahlungen an die beiden Firmen, die den Schaden verursacht haben sollen, zurück. Zusätzlich möchte man prüfen, ob man entgangene Einnahmen im Rechtsstreit geltend machen kann. Sollte die Stadt vor Gericht nicht Recht bekommen, bleibt indes der Schaden am Steuerzahler hängen. Um welche Summen es sich handelt, darüber mochte Franz nicht reden, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt. Im Wormser Stadtrat sorgt das Parkhaus schon lange für Ärger. Ursprünglich für 6,7 Millionen Euro geplant, verteuerte sich das Parkhaus bereits wenige Monate nach dem Baubeginn 2015 durch gravierende Planungsfehler der externen Dienstleister. Baudezernent Uwe Franz betonte bei dem Termin, dass die Bauverwaltung keinerlei Schuld treffe, „da es keinen Handlungsspielraum gegeben hätte“. Mittlerweile belaufen sich die Kosten für das Bauwerk auf rund zehn Millionen Euro. Das Parkhaus wird auf 14 halbversetzten Ebenen 317 Stellplätze haben. Hinzu kommen zehn Frauen-, elf Eltern-Kind- und 13 Behindertenparkplätze. Außerdem soll es 20 Ladeplätze für Elektroautos geben. Für Aufregung sorgte auch die Tarifgestaltung, die für Dauerparker eine Preissteigerung von rund 75 Prozent vorsieht, während die Stadt sich selbst als Großkunde einen ordentlichen Rabatt gewährt hat. Bleibt zu hoffen, dass das Parkhaus nach all der Aufregung auch den Ansprüchen gerecht wird, immerhin verteidigte der frühere OB die hohen Tarife mit dem entsprechenden Parkkomfort.