Man hätte nicht nur durch die peinliche 1:3-Niederlage der Stuttgarter Kickers am Nachmittag gegen den Siebtligisten Dorfmerkingen gewarnt sein müssen. Außerdem haben bereits in der Rückrunde die Spiele gegen Abstiegsteams wie FC Nöttingen (2:2), Eintracht Trier (2:2), FC Homburg (1:1) oder gegen Teutonia Watzenborn-Steinberg (1:4) gezeigt, dass man in der Regionalliga keine Spiele mit halber Kraft gewinnt…
Die bittere Erkenntnis nach dem Pokalfinale lautet: Mit 90 Minuten Schlafwagen-Fußball gewinnt man auch gegen einen mittelmäßigen Oberligisten selbst dann nicht, wenn man in Führung geht. So jubelte am Ende ein wacker kämpfender Klub aus einem Vorort von Kaiserslautern, der mit seinen bescheidenen spielerischen Mitteln einen ambitionierten, aber an diesem Tag viel zu lethargischen Regionalligisten ziemlich blamiert hat. Glückwunsch nach Morlautern für einen unerwarteten Sieg, der mit genau den Tugenden erreicht wurde, die ein Pokalspiel (und vor allem ein Finale!!!) auszeichnen sollten, die das Team von Steven Jones aber gänzlich vermissen ließen: Leidenschaft, Kampf und die Bereitschaft, auch die letzten Meter zu gehen. Ganz zu schweigen von dem Willen, dieses Spiel unbedingt gewinnen zu wollen, den man nie so richtig spüren konnte. Stattdessen waren viele Aktionen halbherzig, mitunter fast schon übermütig, wie der Rückpass von Metzger Anfang der zweiten Hälfte, der beinahe im eigenen Tor gelandet wäre. Die Standards, zuletzt eine große Stärke der Mannschaft, landeten zumeist im Nirgendwo oder in der Mauer, während ein Großteil der Flanken butterweich wie im Training so nah vor die Kiste geflankt wurden, dass der starke Keeper Thorsten Hodel von Morlautern, Ex-Stammtorwart des FC Homburg, die Bälle reihenweise abgreifen konnte. Auch wenn die Statistik vermutlich 80 Prozent Ballbesitz für die Wormatia ausspucken wird, die gefährlicheren Szenen hatte der SV Morlautern. Insofern war der Sieg des Oberligisten zwar etwas glücklich, aber keinesfalls unverdient.
Von den Wormser Spielern muss sich jeder Einzelne fragen lassen, ob er in diesem für den Verein so wichtigen Spiel, auf das sich das gesamte Umfeld ein halbes Jahr lang gefreut hat, auch nur annähernd 100 Prozent gegeben hat? Wie konnte in einem FINALE ein derart blutleerer Auftritt erfolgen? War sich die Mannschaft zu sicher nach dem Führungstreffer vor der Pause, waren es der Glauben an die eigene Unbezwingbarkeit oder schlichtweg Hochmut, die das Team in der letzten halben Stunde zu Fall gebracht haben? Selbst in der Schussphase, nach dem Führungstreffer des SVM, hatte man noch 13 Minuten (inkl. Nachspielzeit) Zeit gehabt, einen Treffer zu erzielen und hat es nicht geschafft, den Gegner unter Druck zu setzen. Wo waren da die Führungsspieler, als man jemanden gebraucht hätte, der die anderen mitreißt? In nur einem einzigen Spiel hat man nicht nur 100.000.- Euro Siegprämie verspielt, sondern ebenso die Möglichkeit, im DFB Pokal bundesweit auf sich aufmerksam zu machen und weitere Gelder einzuspielen, die dem Verein die Planungen für die neue Saison eminent erleichtert hätten. Das bittere Fazit lautet daher: Von dem starken sechsten Platz spricht spätestens zu Beginn der neuen Saison niemand mehr, ein DFB-Pokalspiel gegen einen Bundesligisten wäre in den nächsten drei Monaten Gesprächsthema Nummer 1 in Worms gewesen und hätte die Vorfreude auf die neue Saison ins Unermessliche gesteigert. Aber diese große Chance hat die Mannschaft am 25. Mai 2017 klassisch verkackt.