Mit dem einzigen Auswärtssieg nach der Winterpause, einem 2:0 beim Drittplatzierten SC Freiburg II , sicherte sich Wormatia Worms erst am letzten Spieltag den direkten Klassenerhalt in der Regionalliga Südwest und holte als Sahnehäubchen anschließend noch den Titel im Südwest-Verbandspokal. Gemessen an den finanziellen Möglichkeiten des Vereins ist das Erreichen beider Saisonziele ein großartiger Erfolg, auch wenn die Saison aus Wormser Sicht ansonsten wenig Erfreuliches zu bieten hatte.
Bereits ab dem ersten Spieltag der Saison 207/2018 war abzusehen: Die Wormatia würde es diesmal besonders schwer haben, die Klasse zu halten. Nach dem verlorenen Pokalfinale Ende Mai waren die Verantwortlichen des Vereins von einer Lethargie erfasst worden, die noch Monate anhalten sollte. In Sachen Transfers tat sich nach dem Abgang von Leistungsträgern wie Treske, Loechelt, Köksal, Saiti oder Ludmann lange Zeit wenig. Beim Saisonstart hatte Trainer Steven Jones, auch aufgrund von mehreren Verletzten im Kader, gerade mal ein knappes Dutzend gesunde Spieler zu Verfügung. Von daher überraschten die beiden Niederlagen der neu formierten Wormatia zu Saisonbeginn nur wenig. Als der Kader dann komplett war, fing sich das Team kurzzeitig. Zunächst gelang beim FSV Frankfurt nach Rückstand noch ein 2:1-Sieg, ehe gegen Astoria Walldorf (3:1) der stärkste Heimauftritt der gesamten Saison folgte, der so manchen Fan davon träumen ließ, dass mehr als „nur Abstiegskampf“ drin sei. Leider folgte nach diesem Galaauftritt eine Serie von fünf sieglosen Spielen (darunter vier Niederlagen), die erst mit zwei Auswärtssiegen beim VFB Stuttgart II (3:0) und Schott Mainz (1:0) beendet wurde. Wer nun geglaubt hatte, dass sich die Mannschaft jetzt endlich gefangen hat, wurde anschließend mit drei, teilweise deftigen Niederlagen (1:4 gegen Hoffenheim II , 0:4 in Steinbach, 1:2 gegen Ulm) erneut eines Besseren belehrt. Erst eine torlose Nullnummer in Kassel brachte wieder Zählbares, bevor in dem bei SPORT 1 live übertragenen Heimspiel gegen den SV Elversberg ein glücklicher 1:0-Überraschungscoup gelang. Die Freude über den unerwarteten Dreier währte aber nicht lange, denn eine Woche später setzte es beim Letzten, Röchling Völklingen, eine 0:2-Pleite, ehe dann zum Ende der Vorrunde der bisherige Tiefpunkt der Saison erreicht wurde. Gegen den SC Freiburg II . gab es bereits die vierte 1:4-Heimniederlage der Vorrunde, wodurch den VfR nur noch zwei Tore Differenz von einem Abstiegsplatz trennten. Verantwortlich für diese Misere war in erster Linie eine katastrophale Heimbilanz mit nur zwei Siegen in der Vorrunde, aber gleich sieben Niederlagen. Für die Stimmung im Umfeld des Vereins war dies natürlich Gift, denn echte Euphorie wollte unter der Anhängerschaft nie so recht aufkommen. Abzulesen war dies an den Zuschauerzahlen, die bei Heimspielen selten die 1.000-er-Marke überschritten. Gleichzeitig war die deftige Heimpleite gegen Freiburg zum Ende der Hinrunde so etwas wie ein Weckruf vor der „Woche der Wahrheit“, schließlich waren noch vier wichtige Spiele vor der Winterpause zu absolvieren, die die Wormatia allesamt gewann. Zunächst schmucklos gegen Kickers Stuttgart durch das goldene Tor des Ex-Schwaben Patrick Auracher, unter der Woche wurde im Pokalviertelfinale Vorjahressieger Morlautern rausgeworfen (1:0 / Benjamin Maas), ehe bei Mainz 05 II der erste Sieg am Bruchweg seit 20 Jahren glückte – und dann gleich noch mit 4:0. Und weil die Mannschaft gerade einen Lauf hatte, verlief auch das letzte Heimspiel vor der Winterpause gegen FSV Frankfurt (3:1) erfolgreich. Auf die bis dato größte Krise, zum Ende der Hinrunde, folgte die längste Siegesserie der Saison, die aber leider abrupt von der Winterpause gestoppt wurde. Gerade als man das Gefühl hatte, dass sich eine Stamm-Elf gefunden hatte, kam die Spielpause zum völlig falschen Zeitpunkt. Nichtsdestotrotz hatten die drei Siege in den ersten drei Rückrundenspielen die Ausgangsposition der Wormatia erheblich verbessert. Auf Platz 10 stehend, mit sechs Punkten Vorsprung vor einem Abstiegsplatz, konnten die Verantwortlichen der Wormatia erheblich beruhigter in die Winterpause gehen.
Nach der Winterpause
Dass es im Endeffekt noch einmal richtig eng werden würde, hätte man im Lager der Wormatia in der spielfreien Zeit nicht unbedingt gedacht. Nach der Auftaktniederlage in Walldorf (2:4), gab es einen schmucklosen 1:0-Heimsieg gegen TUS Koblenz, dessen Wichtigkeit sich erst am Ende der Saison offenbaren sollte. Nunmehr mit einem passablen Punkte-Polster vor den Abstiegsrängen ausgestattet, hätte man den Klassenerhalt schon viel früher eintüten können, wenn man im Schicksalsmonat März nicht so manchen sicher geglaubten Dreier unnötig her geschenkt hätte, z.B. zuhause gegen VfB Stuttgart II (0:1) oder Schott Mainz (2:3). So stand im März nur ein Punktgewinn – dank einer starken Leistung im SPORT1-TV-Spiel bei Kickers Offenbach (2:2) – zu Buche, während die Partien gegen Waldhof Mannheim (0:4) und beim 1. FC Saarbrücken (1:2) erwartungsgemäß verloren gingen. Durch diese Negativserie war Wormatia Worms sogar wieder auf einen Abstiegsplatz gerutscht. Schlimmer noch: Die dahinter lauernden Teams, wie die Stuttgarter Kickers, Hessen Kassel oder TUS Koblenz, waren verdächtig nahe an die Wormatia herangerückt. Jetzt war man mitten im Abstiegskampf. Zum Glück hat die Mannschaft diesen angenommen und sich in der Schlussphase der Saison endlich wieder ihrer Stärken besonnen.
Bis dahin hatte der VfR im eigenen Stadion bereits zehn Mal verloren, aber nur fünf Mal gewonnen. In der heißen Endphase der Saison glückten noch zwei eminent wichtige Last-Minute-Heimsiege gegen den TSV Steinbach und Röchling Völklingen, die – dank lautstarker Unterstützung des Wormser Publikums – erst in den Schlussminuten mit 3:2 bezwungen wurden. Selbst das einzige Unentschieden vor heimischem Publikum gegen Hessen Kassel wurde gefeiert wie ein Sieg, fiel doch der 1:1-Ausgleich durch Benjamin Maas wahrlich in letzter Sekunde und war rückblickend gesehen der wichtigste Punktgewinn der gesamten Saison. Derweil aber in der entscheidenden Phase der Saison die Heimstärke zurückgekehrt war, holte die Wormaten kaum noch Punkte auf fremden Plätzen. Bis zur Winterpause standen vier Auswärtssiege zu Buche, danach glückte kein einziger mehr (bei 4 Niederlagen und 3 Unentschieden). Da im letzten Drittel der Saison nach kämpferisch überzeugenden Heimspielen einige saftlose Auswärtsauftritte folgten (0:3 in Ulm, 1:3 in Elversberg), musste der allerletzte Spieltag die endgültige Entscheidung bringen. Tatsächlich schaffte die Wormatia beim Tabellendritten, SC Freiburg II, durch Tore von Straub und Pinheiro den einzigen Auswärtssieg nach der Winterpause, ohne den man den direkten Klassenerhalt nicht geschafft hätte, weil gleichzeitig Verfolger Koblenz in Elversberg gewann.
Fünf Absteiger, Wormatia bleibt drin
So landete Wormatia Worms am Ende einer durchwachsenen Saison mit 42 Punkten (49:68 Tore) auf Platz 13, der den direkten Klassenerhalt bedeutete. Die beiden Schlüsselspiele der Rückrunde waren der 1:0-Heimsieg gegen TUS Koblenz und das 1:1 gegen Hessen Kassel. Beide Spiele standen lange Zeit auf der Kippe, und mit einem schlechteren Ausgang für Worms wären beide Gegner in der Endabrechnung vor der Wormatia gelandet. Da beide Südwest-Vertreter, der Meister 1. FC Saarbrücken und der zweitplatzierte Waldhof Mannheim; in den Relegationsspielen zur 3. Liga scheiterten, gehören sowohl TUS Koblenz (15. Platz) als auch Hessen Kassel (16.) zu den Absteigern aus der Regionalliga Südwest. Dazu kommen noch die Stuttgarter Kickers (17.), Schott Mainz (18.) und der SV Röchling Völklingen (19.). „Die Unabsteigbaren“, Wormatia Worms, gehören auch im zehnten Regionalligajahr nicht dazu. Auch wenn es diesmal ein echter Kraftakt war, die Klasse zu halten, ist das, in Anbetracht der Begleitumstände dieser Saison und der starken Konkurrenz in der Regionalliga Südwest, für einen Verein wie Wormatia Worms immer noch ein achtungserfolg.
Torschützen der Wormatia in der Saison 2017/2018:
Thomas Gösweiner: 11 Tore + 3 Vorlagen (28 Liga-Einsätze); 5 Tore + 3 Vorlagen (Pokal)
Patrick Auracher: 7 Tore + 2 Vorlagen (27 Liga-Einsätze); 1 Tor (Pokal)
Benjamin Maas: 5 Tore + 5 Vorlagen (33 Liga-Einsätze); 2 Tore + 1 Vorlage (Pokal)
Jan-Lucas Dorow: 5 Tore + 4 Vorlagen (28 Liga-Einsätze); 4 Tore + 2 Vorlagen (Pokal)
Giuseppe Burgio: 4 Tore + 3 Vorlagen (27 Liga-Einsätze); 3 Vorlagen (Pokal)
Steffen Straub: 3 Tore + 2 Vorlagen (25 Liga-Einsätze); 1 Tor + 3 Vorlagen (Pokal)
Alan Stulin: 3 Tore + 4 Vorlagen (34 Liga-Einsätze); 2 Vorlagen (Pokal)
Ricky Pinheiro: 2 Tore + 4 Vorlagen (32 Liga-Einsätze); 3 Tore + 3 Vorlagen (Pokal)
Sebastian Schmitt: 2 Tore + 3 Vorlagen (28 Liga-Einsätze)
Himmel, Nag, Gopko, Metzger, Zinram, Ando + Eigentor Steinbach: je 1 Tor
Top-Spieler der Saison 2017/2018:
Patrick Auracher: Auch insgesamt drei Nasenbeinbrüche während der Saison konnten den stets einsatzfreudigen Kapitän der Wormatia nicht aufhalten, der mit sieben Treffern zudem ungeahnte Torjägerqualitäten zeigte.
Thomas Gösweiner: Unerwartet starke Saison des Treske-Nachfolgers, der mit elf Toren in der Liga und fünf im Pokal erheblichen Anteil an Klassenerhalt und Pokalsieg hatte. Leider wechselt der junge Österreicher zur nächsten Saison zum ligakonkurrenten TSG Hoffenheim II.
Benjamin Maas: Der Innenverteidiger, der die meiste Zeit als „Sechser“ vor der Abwehr spielte, machte sich vor allem durch seine gefährlichen Standards unverzichtbar. Fünf Treffer erzielte Maas, allesamt durch Freistöße. Zudem erwies sich Maas, der die vierte Saison in Worms absolvierte, als Antreiber und Führungsspieler im Abstiegskampf.
Steve Kroll: Nachdem Mario Miltner in der ersten Saisonhälfte einige Unsicherheiten zeigte, kam die große Chance für Steve Kroll. Die ehemalige Nummer 3 von Union Berlin hielt in der Folgezeit nahezu fehlerlos und beindruckte mit seiner ruhigen Art.