Am 25. Mai finden Kommunalwahlen statt und die einzelnen Parteien und ihre Kandidaten bringen sich in Position. Oder anders gesagt: Wir sind bereits mitten im Wahlkampf!! Wer für wen an den Start geht und warum es bei der FDP einen Zwergenaufstand gegeben hat, erfahren Sie im ersten Teil von „Wahlkampfgeplänkel 2014“.

Die überraschendste Meldung vorab:
In der von Männern dominierten Wormser Politik soll die erst 28-jährige Isabel Mehlmann die Grünen in den Kommunalwahlkampf führen. Die Wormserin ist bereits in jungen Jahren viel in der Welt herumgekommen (Au-pair-Mädchen in Amerika, Studium in den Niederlanden, Auslandsaufenthalt in Indien) und dürfte die nötige Weitsicht mitbringen, um ein Städtchen wie Worms voranbringen zu können. Demensprechend liegt ihr Schwerpunkt in einer nachhaltigen Stadtentwicklung, zu der die Bürger im Dialog beitragen sollen. Überhaupt treten die Grünen mit einer stark verjüngten Mannschaft an, in der sich viele neue Namen finden. Neben Grünen-Urgestein Kurt Lauer (62) auf Listenplatz 2 folgen danach der 23-jährige Student David Hilzendegen, sowie Richard Grünewald, der vielen als Sprecher der „BI Hoher Stein“ bekannt sein dürfte. Erklärtes Ziel der Grünen ist es, ihre derzeitigen drei Stadtratsplätze zu verdoppeln und somit eine Alternative zur faktischen Großen Koalition von SPD/CDU darzustellen.

Derweil gab es bei der Kandidatenkür der Wormser FDP einen „Zwergenaufstand“. Da wollten die Jungliberalen doch tatsächlich geschlossen die Versammlung verlassen, wenn ihr Kandidat, Christian Götz, nicht mindestens auf den dritten Listenplatz gewählt wird. Hat denn diesen Jungspunden keiner erklärt, wie Demokratie funktioniert? Wenn Frau Sackreuther mehr Stimmen erhält, dann steht sie halt an dritter Stelle, auch wenn sie damit „gefühlt“ noch eine halbe Ewigkeit hinter den beiden letzten Hoffnungsträgern – Jürgen Neureuther und Uwe Radmacher – liegt, die, wenn es ganz dumm läuft, auch als einzige Liberale im Stadtrat landen. Vorausgesetzt, die Wähler stutzen die Wormser FDP auf Bundesmaß zurecht, wird man von den zuletzt erreichten sechs Sitzen nur träumen können. Von daher kann man dem Nachwuchs der Partei eine gewisse hellseherische Fähigkeit nicht absprechen, als man darauf erpicht war, einen der vorderen Listenplätze zu ergattern. Denn oben wird die Luft, u.a. nach dem Abgang von Migges Glaser, zunehmend dünner um Urgestein Jürgen Neureuther. Da kann man als Jungliberaler, die „Macht in Worms“ vor Augen, schon mal über die Stränge schlagen, wenn der Fraktionschef zwar gerne über den OB lästert, aber selbst manchmal gar nicht so weit von einem Alleinherrscher entfernt ist.

Die Wormser CDU zieht mit dem fast 20 Jahre jüngeren Adolf Kessel an der Spitze – statt Hajo-Kosubek – in die Stadtratswahl. Das kann nicht schaden, stand bei dem Kosu, der die Partei immerhin 19 Jahre lang mehr oder weniger erfolglos in den Wahlkampf geführt hat, ohnehin stets zu vermuten, dass er ein großer Freund der Zusammenarbeit mit der SPD war. Ob Kessel diesen müden schwarzen Haufen, der den roten Filz schon längst hätte ablösen können, auf Trab bringt, bleibt abzuwarten. Denn obwohl Kosubek erst kürzlich im rentenfähigen Alter zum Bürgermeister hochgelobt wurde, ist in einer Stadt der wohl kalkulierten Machtverhältnisse ein Aufbegehren der CDU eher nicht zu erwarten. Spannend wird allenfalls sein, wie es den Christdemokraten diesmal gelingen will, ihre Unterschiede zur SPD hervorzuheben. Schließlich hatte die „Wormser GroKo“ in den letzten drei Jahrzehnten fast nur Gemeinsamkeiten aufzuweisen.

Der Shootingstar, Hoffnungsträger und neue Fraktionschef der Wormser SPD, Timo Horst, könnte dagegen unsanft auf dem Boden der Tatsachen landen, denn seine Wiederwahl zum Hochheimer Ortsvorsteher scheint längst keine klare Sache zu werden. Schneller als ihm lieb sein dürfte, würde Horst dann zum Ikarus der Wormser Politik mutieren, wenn ihm bei der Ortsvorsteherwahl in Hochheim der Kontrahent von der CDU, Raimund Sürder, in die Parade fährt. Denn der vertritt in Sachen „Haus am Dom“ eine ganz andere Meinung als der Großteil des Stadtrats und hat darüber sogar ein Video gedreht, in dem er seine Zweifel über das umstrittene Bauprojekt öffentlich kundtut. Das war nicht nur mutig, sondern auch clever, hat Sürder doch damit seine Bekanntheit immens gesteigert und Sympathien eingeheimst. Anders als der Timo, der pflichtbewusst seine Pfoten zumeist dann in die Luft streckt, wenn auch der Oberbürgermeister zu votieren pflegt. Vermutlich ist er deshalb auch an die Fraktionsspitze gewählt worden, weil er weiterhin treu die Linie seines Chefs vertritt und Widerstand genauso wenig wie von der Wormser CDU zu erwarten ist. Im Gegensatz zu Jens Guth, diesem aktuellen Sozi-Rebellen, der sich in einer Stadtratssitzung sogar eine eigene Meinung zum Thema „Haus am Dom“ erlaubt hat. Und das, obwohl der OB ganz böse geguckt hat. Soviel Rebellentum dürfte von Timo Horst eher nicht zu erwarten sein.