Als die Presse eingeladen war, sich das Bühnenbild anzuschauen, betrug der Countdown bis zur Premiere gerademal zweieinhalb Wochen. Eine kurze Zeit in Anbetracht der vielen Arbeiten, die bis zu diesem Termin noch erledigt werden müssen. Dazu gehört unter anderem, dass die beiden Zugwaggons, die vor dem majestätischen Westchor des Doms aufgebaut sind, fertig gestrichen und ausgestattet sind.

Neben diesen beiden Waggons sind es vor allem die Unmengen an Sand, die direkt ins Auge stechen und dem Bühnenbild eine Einmaligkeit in der Geschichte der Festspiele verleihen. Fast wirkt es so, als würde die Festspiel GmbH demnächst eine Strandbar direkt am Dom eröffnen wollen. Rund 100 Tonnen Sand hat man hierfür angekarrt, direkt vom Silbersee in Bobenheim-Roxheim, wovon 70 direkt für das Bühnenbild benötigt werden. Damit er besonders feinporig wirkt, wie er in der Wüste vorzufinden ist, wurde er zuvor gesiebt, gewaschen und gereinigt. Nimmt man ihn in die Hand, so spürt man direkt die hohe Qualität. Der Sand steht natürlich für die Wüste, die die Soldaten im Laufe des Stücks durchqueren müssen, um zu den persischen Ölfeldern zu gelangen, die das Himmelfahrtskommando im Namen des deutschen Kaiserreichs in die Luft sprengen soll. Durchquert wird diese zuerst mit dem oben genannten Zug, der nicht einfach nur Attrappe ist, sondern sich tatsächlich auf extra verlegten Schienen bewegt. Drei Meter sind die Waggons breit, auf denen ein Halbmond abgebildet ist, sowie der Name des Zugs, nämlich „Bagdad“ für „Bagdad-Express. Der Farbton ist ein klassisches Rostrot, wie man es vor allem von einem Güterwaggon her kennt. Im Sprachgebrauch der Bühnenbildnerin Irina Schicketanz ist es allerdings eher ein Orientrot. Die Waggons sind nicht einfach nur schnöde Kulisse, sondern verfügen auch über ein Innenleben, schließlich wird das Spiel aus dem Zug auf die große Leinwand übertragen, die links vom Westchor installiert wurde. Bewegen wird sich der Zug auf 3 x 35 original Schmalspurgleisen. Insgesamt wurden auf dem Platz der Partnerschaft 16 Gleismeter verlegt. Gefunden hat man diese bei einem Sammler in München, der die original Feldbahnanlage nach Worms verlieh. In der zweiten Hälfte spielt der Zug eine nicht mehr ganz so wichtige Rolle, dafür zwei große Schrägflächen, die bei der Bühnenbildpräsentation direkt hinter einem Waggon zu sehen sind. Sie symbolisieren Dünen, auf denen im Verlauf des zweiten Teils die Figuren in schwere Kämpfe verwickelt werden – ausgestattet mit Maschinengewehren und Flammenwerfer. Das Stück verspricht also neben anspruchsvollen Dialogen auch actionreiche Unterhaltung. Es wird spannend sein, zu sehen, wie Albert Ostermaier die beiden unterschiedlichen Geschichten, Nibelungen und die wahren Ereignisse um Hauptmann Klein, zu einem kohärenten Stück verwebt. Spannend ist auf jeden Fall schon mal das Bühnenbild in seinen Widersprüchen, sprich Okzident trifft auf Orient.