08. Oktober 2020 | Hamburger Tor in Worms:
Jahrelang war das Café Affenhaus in der Judengasse die Heimat des Kultursalons, doch Corona erforderte es, dass dieser eine neue Bleibe suchen musste. Fündig wurde man in der ehemaligen Kneipe „Hamburger Tor“, die seit 2017 vom Verein Hamburger Tor e.V. als Begegnungsstätte genutzt wird. Aber das war nicht die einzige Neuerung an diesem Abend, bei dem die Künstlerin Astrid Haag zu einem Künstlergespräch geladen war.
Seit rund 20 Jahren lädt der Kultursalon zu lockeren Künstlergesprächen oder Lesungen ein. Die Gesichter hinter dieser Reihe sind HELMUT SCHAEF sowie seine Lebensgefährtin RENATE HAAG. Da Schaef mittlerweile stolze 87 Jahre zählt, hegte er in diesem Jahr den Wunsch, kürzer zu treten. So kommt es, dass mit Beginn der neuen Saison der kulturbegeisterte Schaef mit KARIN DRACH und GERNOT LAHR-MISCHE Verstärkung erhält. Zu Beginn des Abends forderte Lahr-Mische alle kulturinteressierten Bürger dazu auf, sich an der Reihe zu beteiligen, um beispielsweise einen Lieblingsfilm, ein Lieblingsbuch oder ein Musikstück im Rahmen des Kultursalons zu präsentieren. Das wäre auch ganz im Sinne der offenen Begegnungsstätte, die der Verein weiter ausbauen möchte. Karin Drach, die dritte im neuen Orga-Team, betonte, dass es nun gelte, das Lokal mit Leben zu füllen. Das brachte dann auch die vielseitige Wormser Künstlerin Astrid Haag in die Runde. Souverän interviewt von Gernot Lahr-Mische, gewährte die ausgebildete Schauspielerin, Sängerin, Tänzerin, Pantomimin, Puppenspielerin und Krankenhaus- Clownin gut gelaunt Einblicke in ein umfangreiches Künstlerleben. Gleich zu Beginn wollte Moderator Lahr-Mische wissen, warum Sie überhaupt den Weg auf die Bühne gesucht habe? Tatsächlich führte Astrid Haags Weg nicht direkt zur Bühne. Zuvor lernte sie das bodenständige Handwerk einer Goldschmiedin. Ihre Antwort fiel allerdings sehr klar „pro Bühne“ aus. „Es ist der Impuls, etwas erlebbar zu machen. Die Sehnsucht nach Kontakt und Dialog mit dem Publikum“, erzählte sie begeistert und ergänzte nachdenklich: „Es entsteht eine Intimität, die man im Alltag nicht hat“. Wie sie offen einräumte, war ihr der extrovertierte Auftritt auf der Bühne nicht unbedingt in die Wiege gelegt. Haag beschrieb sich eher als der stille, schüchterne Typ, der aber dennoch gespürt hätte, dass da was raus möchte. Nach Abitur und Goldschmiedelehre entschied sie sich, an einer Schauspielschule vorzusprechen. Nicht daran glaubend, dass sie angenommen wird, bekam sie eine Zusage an der renommierten Folkwang Hochschule in Essen. Dort führte sie der Weg auch zum Tanztheater. Pop-/Jazz-Gesang vervollständigte dann noch das künstlerische Portfolio, mit dem sie seit vielen Jahren die Bühnen Deutschlands bereist. Ganz besonders am Herzen liegt ihr die Tätigkeit als Krankenhaus Clown für die Organisation „Clowns helfen heilen“. Seit vielen Jahren bringt sie Kindern als Frau Dr. mad Schnuggelisch zum Lachen, wobei sie in dem Gespräch erklärte, dass es nicht Hauptanspruch sei, dass ein Lacher entsteht. Vielmehr gehe es darum, den Kindern eine gute Zeit zu bereiten. Eine Aufgabe, die ihr im ersten Jahr – im Angesicht der einzelnen Schicksale – sehr schwerfiel. Mittlerweile kommt sie seit 2012 zur Visite, um eine ganz andere Medizin zu verabreichen. Am Ende des Abends konnte man resümieren, einem spannenden Gespräch beigewohnt zu haben, das zugleich der gelungene Auftakt der neuen Kultursalon-Saison war.
Fazit: Mit neuer Heimat und neuem Team meldete sich der Kultursalon erfolgreich zurück und zeigte, dass man auch unter Einhaltung aller Corona gerechten Hygienebestimmungen einen lauschigen Abend in heimeliger Atmosphäre verbringen kann. Damit die Veranstalter dementsprechend planen können, ist eine Voranmeldung notwendig (Mail: kulturworms2020@yahoo.de)