City Hub, Stadtmarketing und Stadt Worms informieren über Innenstadtprojekte

Deutschlands Innenstädte leiden! Die Probleme sind bekannt und die Rezepte ähneln sich. Leerstandsmanagement, Pop Up Stores und Kulturevents stehen ganz oben auf der Liste, auch in Worms. Bei einem Pressegespräch stellten Stadtmarketing, Stadt Worms und das Duo des neu gegründeten City Hub bisherige Schritte zur Gesundung des strauchelnden Patienten Innenstadt vor.

Es war im Februar des vergangenen Jahres, als Oberbürgermeister Adolf Kessel und Bürgermeisterin Stephanie Lohr, gemeinsam mit weiteren Verantwortlichen, enthusiastisch berichteten, dass Worms im Rahmen eines Förderprogramms ca. 2,3 Millionen Euro vom Bund zugesprochen wurden. Die Stadt selbst muss weitere 260.000 Euro beisteuern. Verbunden sind damit verschiedene Projekte, die der „Lenkungskreis Innenstadt“ (ein Zusammenschluss von verantwortlichen Akteuren der Stadt, Stadtrat, Stadtmarketing und IHK), beschlossen hat. Eines der ersten Projekte, das man sich zur Realisierung vornahm, war die Schaffung eines City Hub.

Was ist das City Hub?

Verbunden mit zwei neu geschaffenen Stellen, die an das Stadtmarketing angegliedert sind, soll das City Hub „ab sofort als erste Anlaufstelle für Ideen und konstruktive Kritik zur Wormser Innenstadt dienen“. Zu finden ist dieser „Am Römischen Kaiser“. Stilecht natürlich angemietet in einem vorhergehenden Leerstand, denn das primäre Ziel auf dem Weg zu „Worms wird wow“ ist die Reduzierung des aktuellen Leerstandes in der Fußgängerzone. Namentlich erreicht wer- den soll dies durch Jessica Köchling (Citymanagerin), Unterstützung erhält sie von Jonas Volz (Kommunikationsmanager). In einer Pressemitteilung Anfang Februar informierte man über den Stand der Dinge: „Aktuell etablieren sie ein Netzwerk aus Immobilienbesitzenden, potentiellen Neumietenden und weiteren relevanten Innenstadtakteuren, um die zukünftige Vermittlung von Leerständen maßgeblich zu beschleunigen.“ Das ist auch notwendig, denn die Zeit drängt, da das Förderprogramm zeitlich befristet ist bis August 2025. In einem Pressegespräch Mitte März informierten nun die beiden neuen Mitarbeiter über die ersten Früchte ihrer Arbeit.

Nicht leicht zu beseitigen

Bevor jedoch über die ersten Erfolge gesprochen werden konnte, dämpfte Joachim Kramer (Wirtschaftsförderung der Stadt Worms) die Erwartungen: „Der Leerstand in der Innenstadt ist nicht so leicht zu beseitigen“. Ein Rundgang durch die Stadt lässt erahnen, dass das City Hub zukünftig „dicke Bretter zu bohren hat“, wie Helmut Emler (1. Vorsitzender Stadtmarketing) immer wieder betonte. Alleine in der Wilhelm-Leuschner-Straße stehen aktuell zehn Immobilien leer. Wie hoch die Leerstandsquote ist, vermochte Jessica Köchling auf Nachfrage einer anwesenden Journalistin nicht zu sagen. Sagen konnte sie wiederum, dass sie bisher mit 15 Immobilienbesitzern Kontakt aufgenommen hätte. Gleichzeitig habe man auch mit potentiellen Interessenten Kontakt aufgenommen. Doch das gestaltet sich nicht so einfach. Es ist kein Geheimnis, dass Worms von Ketten nicht unbedingt als attraktivste Verkaufsstadt wahrgenommen wird. Außerdem erschwert natürlich die konjunkturelle Lage die Situation. So schließt im kommenden Jahr der bekannte Spielzeugverkäufer MyToys alle seine Filialen, einschließlich jener in Worms. Für Köchling stand bei dem Pressegespräch dennoch fest: „Worms steht besser da als manch andere Stadt.“ Einen kleinen Lichtblick in Sachen Leerstand konnte sie zudem vermelden.

Zwei neue Mieter

So informierte sie, dass sie in zwei Fällen erfolgreich vermitteln konnte. Der erste Fall befindet sich in der Kämmererstraße 17. Dort hat sich nun das Unternehmen Deutsche Glasfaser eingemietet, das als offizieller Partner der Stadt die neu gelegten Glasfaseranschlüsse vermarktet. Im zweiten Fall wird ein Pop-Up-Store in einen Geschäftsraum in der Wilhelm-Leuschner-Straße einziehen. Weitere Informationen gab es nicht, außer dass dieser Mitte April öffne. Ganz im Sinne des Konzepts möchte man jungen Geschäftsgründern mit Pop-Up-Stores die Möglichkeit geben, sich zeitlich begrenzt zu guten Konditionen ausprobieren zu können. Möglich wird das ebenfalls durch das Förderprogramm. Im Rahmen des Förderprogramms „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren” kann die Stadt einen Teil der Mietkosten übernehmen. Dieser Anteil soll, je nach Immobilie und Unternehmensbackground, individuell festgelegt werden. Kai Hornuf betonte, dass dies aber kein Rundumsorglos-Paket sei: „Wir übernehmen beispielsweise nicht die Kosten für eine komplette Einrichtung“. Ziel ist, dass die Mietverträge mit einer kurzen Laufzeit von anderthalb Jahren und der städtische Zuschuss zu den Miet- kosten Raum für neue Konzepte schaffen soll. Damit einhergehend die Hoffnung, dass sich die neu entstandenen Geschäfte dauerhaft niederlassen.

Grüne Zimmer, eine Weinmeile und ein Zähler

„Grüne Zimmer“ sind ein weiterer Bestandteil, um die Wormser Innenstadt auf zu hübschen. Ebenfalls als Teil der „Worms wird wow“ Offensive wurden für den Zeitraum von Mitte Mai bis Ende Oktober drei sogenannte Grüne Zimmer angemietet. Wie Kommunikationsmanager Volz erklärt, sind das „kleine mobile Oasen“, die drei Standorten zugeordnet werden (Obermarkt, Marktplatz und Am Römischen Kaiser). Versehen mit Sitzmöglichkeiten und vielen Pflanzen sollen sie etwas Farbe in die graue Tristesse der Innenstadt bringen und zugleich das Umweltverständnis schärfen. Etwas Abwechslung soll auch die Weinmeile in die Innenstadt bringen. Zudem erhoffen sich die Veranstalter auch Menschen in die Stadt locken zu können, die zuletzt diese eher mieden. Entlang der Stadtmauer gibt es Wormser Wein, Musik und Snacks (siehe auch S. 24). Da sowohl Grüne Zimmer als auch die Weinmeile vergänglich sind und man mit diesem Projekt die Zukunft der Innenstadt nachhaltig gestalten möchte, braucht man natürlich auch Daten darüber, wie viele Menschen sich wann und wo durch die Stadt bewegen. Wie Jonas Volz ausführte, werde man drei angemietete Messgeräte an ausgesuchten Orten installieren. Dazu zählen der Winzerbrunnen, die Wilhelm-Leuschner-Straße und die Kämmererstraße Ausgang Richtung Marktplatz. Dadurch soll messbar werden, ob Veranstaltungen wie die Weinmeile oder Musik am Gammi (was im Mai/Juni stattfinden wird) Auswirkungen auf den Besucherstrom haben.

Der Worms Shop

Doch selbst wenn die Menschen zu den Veranstaltungen strömen, heißt das noch lange nicht, dass der Einzelhandel davon profitiert. Längst ist das Internet für die meisten Menschen zum wichtigsten Einkaufspartner geworden. Viele Vor-Ort-Geschäfte verdienen zwischenzeitlich auch in Worms zusätzliches Geld über den Onlinehandel. Sich allerdings bekannter zu machen, ist als kleiner Einzelhandel nahezu unmöglich. Frei nach dem Motto „gemeinsam sind wir stark“ soll eine gemeinsame Online Plattform für Wormser Händler geschaffen werden, wie Jonas Volz mitteilte. Diese sei an einen Internetriesen angegliedert – welcher das ist, wollte Volz jedoch noch nicht verraten. Auf Nachfrage unseres Magazins, ob es sich um Amazon handele, verneinte er jedoch. Daher ist davon auszugehen, dass die neue Worms Shopping Plattform bei ebay zu finden ist. Ebay hat seit einiger Zeit Kommunen als potentielle Geschäftspartner entdecket, sodass bereits mehrere ähnliche Shops entstanden sind. Ob Worms in diesem Umfeld bestehen kann, wird die Zeit zeigen. Wann der Shop gestartet wird, wurde bei dem Gespräch nicht gesagt. Keine näheren Auskünfte gab es auch zu einem weiteren Projekt. Konkret geht es um den Wunsch einer Wandbemalung. Hierzu wurden verschiedene Wormser Künstlerinnen und Künstler angeschrieben, mit der Bitte, Ideen vorzulegen. Eigentlich sollte das Wandbild bereits am 1. April zu „Worms blüht auf“ gezeigt werden. Daraus wird aber erstmal nichts. Jonas Volz teilte bei dem Pressegespräch mit, dass man derzeit noch in der Planung sei und geeignete Flächen suchen würde. Auch wenn die ersten Schritte noch kein waschechtes „Wow!“ entlocken, so war sich Helmut Emler am Ende des Pressegesprächs sicher: „Wir schnüren ein schönes Paket, sind guter Dinge und hoffen auf eine gute Resonanz!“

Lesen Sie hierzu auch: https://wo-magazin.de/die-zukunft-ist-weiter-ungewiss/

Text: Dennis Dirigo / Foto: Andreas Stumpf