Es war das erste Mal, dass die Ludwigshafener TATORT- Kommissarin Lena Odenthal auf die Spur nach Worms geführt wurde. Auch wenn bekannt war, dass nur wenige Szenen rund um das Museum im Andreasstift gedreht wurden, war die Vorfreude groß. Am Ende blieb nur die Erkenntnis, dass selbst die Filmemacher das Wormser Nibelungenmuseum nicht mögen.

Dabei begann der Film für die Nibelungenstadt durchaus eindrücklich. Hier steht er und kann nicht anders, Hagen von Tronje, verewigt als Statue an der Wormser Rheinpromenade, wie er den Nibelungenschatz im Rhein versenkt. In abendliches Dämmerlicht getaucht, möchte man sich am liebsten gleich ein Postkartenmotiv daraus basteln. Zugleich ist das Thema für die TATORT Episode „Gold“ gesetzt, nämlich die Gier getriebene Suche nach dem Nibelungenschatz. Die forderte auch kurz darauf bereits den ersten Toten. Gerade findet ein unbekannter Mann im Wald einen Ring und schon liegt er tot auf den Gabeln eines Staplers. Ja, die Gier ist nicht gut. Das weiß auch Albert Dürr (Heino Ferch), seines Zeichens Kurator des Nibelungenmuseums, der mit bedeutungsschweren Worten dem Zuschauer erklärte: „Dem Fluch entflieht niemand!“. Interessanterweise wurde hier das Nibelungenmuseum von den Machern durch das Museum im Andreasstift, also die Außenansicht, ersetzt. Der wenige Sekunden dauernde Fahrweg entlang der Elefantenhöhe, rein in den Hof des Andreasstifts, ist dann auch das Einzige, was man im Laufe der nächsten 90 Minuten von Worms zu sehen bekommt. Dafür bekommt man ganz viel Wagner geboten.

Am Anfang stand zwar „Das Nibelungenlied“, doch dann kam Richard Wagner, erweiterte die Geschichte und verdrängte mit seiner machtvollen Musik den Ursprung in die zweite Reihe. Und so war es für die Autoren nur allzu klar, dass der Direktor des Nibelungenmuseums Worms auch nicht dem unbekannten Dichter, sondern dem berühmten Komponisten huldigt. Damit auch jeder diesen Anspruch verstand, waren die einzelnen Kapitel dieser Folge nach den Titeln von Wagners Ring-Zyklus benannt und die Inszenierung gespickt mit jede Menge Wagner Reminiszenzen. So gab es eine Schulaufführung des „Ring des Nibelungen“, Diskussionen über die Bedeutung des „Ring“ Zyklus oder André Eisermann, der als Inhaber des Pfälzer Hofs in Deidesheim am Fenster des selbigen inbrünstig eine Wagner Arie schmetterte. Eisermanns „René Schalles“ stand dabei auch symptomatisch für die gewollt skurrile Figurenzeichnung, um die sich die Autoren bei der einen oder anderen Figur bemühten. Die depressive Mittelalter-Gothic Lady Melania, die dubiose Schmuckhändlerin Marie Bernard oder die Mutter des vermeintlichen Opfers, die betont schrullig, naiv dargestellt wurden, waren aber nicht mehr als klischeebesetzte Figuren, die nicht minder klischeebehaftet interpretiert wurden. Immerhin verstand es der Wormser Eisermann, seiner Figur mit einer Portion Selbstironie und deftigem Pfälzisch noch etwas Charme abzugewinnen.

Neben all diesen inszenatorischen Eigenheiten gab es natürlich noch eine Krimihandlung und die drehte sich eben um den Nibelungenschatz und das Opfer vom Beginn. Das wurde zunächst vermisst. Dabei handelte es sich um den Bankier Boris Wolter, der sich, wie sich zeigte, im Privatleben ein wenig als Schatzsucher betätigte. Eine Münze, die in seiner Wohnung gefunden wurde, deutete auf nichts weniger als den Nibelungenschatz hin. Das erforderte die Expertise des besagten Kurators Dürr. Die Spur der Goldmünze führte dann aber nicht in den Rhein, sondern in die Pfalz nach Deidesheim. Wer hätte das gedacht? Was der Beginn einer spannenden Hatz hätte sein können, entpuppte sich allerdings schnell als der uninspirierte Versuch, ein wenig von der skurrilen Erzählweise der „Inspector Barnaby“ Reihe zu kopieren. Da sich Regie und Buch aber nicht entscheiden konnten, ob sie nun eine surreale Krimigroteske, ein Familiendrama oder einen bodenständigen Krimi erzählen wollen, stellte sich im Laufe der zuweilen schleppenden Ermittlungen nur selten ein Hauch von Spannung ein.

Fazit: Es hätte eine spannende Parabel auf die menschliche Gier werden können, doch herausgekommen ist ein unausgegorener Mix, der nie weiß, was er nun wirklich erzählen will. Für zukünftige Worms Touristen dürfte sich zudem noch ein wenig Verwirrung einstellen, wenn sie auf der Suche nach dem idyllischen Hinterhof des Nibelungenmuseums sind.