Das Nibelungenmuseum war von Anfang kein Kind der Liebe. Nach dem Bekanntwerden der Kosten für dringend notwendige Sanierungsmaßnahmen dürften sich die Kritiker bestätigt fühlen, denn die Mängelliste ist lang und vor allem teuer.

„835.000 Euro zuzüglich noch nicht bezifferter Kosten für die Sanierung der Stadtmauer“, heißt es im Beschlussantrag zur Entscheidung über die Sanierung des Nibelungenmuseums, der dem Bauausschuss Ende Januar vorgelegt wurde. Sich der Brisanz der Kosten bewusst, erweiterte Oberbürgermeister Adolf Kessel demensprechend die Ausschusssitzung um die Mitglieder des Kulturausschusses und des Haupt- und Finanzausschusses. Dem voraus ging ein Vororttermin, in dem städtische Mitarbeiter über die Situation informierten. Und die ist ziemlich verfahren, da die Schäden vielseitig und die Konstruktionsprobleme zum Teil nicht zu beheben sind, deren Instandsetzung aber wiederum sehr viel Geld kostet. Dazu gehört z.B. der Aufzug, der seit 2013 nicht mehr funktioniert. Dieser dient auch exemplarisch dafür, was bereits zur Planungszeit des Museums schief gelaufen ist – oder wie es Baudezernent Uwe Franz erklärte: „Es ist ein Konflikt zwischen künstlerischen Ambitionen und bautechnischen Ansprüchen“.

KUNST GEGEN TECHNIK

Geplant wurde das Museum von den französischen Architekten Auber und Hoge. In der Vorlage der Stadt Worms für den Bauausschuss heißt es zur Aufzugproblematik: „Das Gebäude wurde mit einem Aufzug geplant, bei welchem die Technik im bewitterten Bereich liegt. Die Ausschreibung für den Aufzug blieb damals ergebnislos, da sämtliche deutsche Firmen gegen die Ausführung Bedenken anmeldeten. Eine Technik, welche im bewitterten Bereich liege, würden sie nicht ausführen, da diese zu reparaturanfällig sei. Die Architekten hielten jedoch an dieser technischen Lösung fest und setzten den Aufzug mit einer französischen Firma um“. Die Reparatur würde nun mit 305.000 Euro zu Buche schlagen. Doch damit ist die Mängelliste nicht beendet. Da es neue Brandschutzregelungen gibt, müsste auch diesbezüglich nachgebessert werden. Das würde inklusive Sicherheitsbeleuchtung etc. 272.000 Euro kosten. Hinzu addieren sich bautechnische Mängel, deren Beseitigung notwendig sind und die sich auf 103.000 Euro belaufen. Plus mittelfristige und erweiterte langfristige Reparaturen (Taubenschutz, Elektroninstallationen etc.), die mit 155.000 Euro das Konto belasten. Empfohlen wird wiederum, dass sämtliche Baumaßnahmen, welche kurzfristig und mittelfristig notwendig sind, im zeitlichen Zusammenhang ausgeführt werden sollen.

AUCH ZUKÜNFTIGE FOLGESCHÄDEN DURCH WITTERUNG

So mancher staunte, ob der Mängelliste und des verhältnismäßig jugendlichen Alters des Gebäudes, nicht schlecht. Eine technische Mitarbeiterin der Stadt brachte es dementsprechend auf den Punkt, als sie sagte, dass das Gebäude so hätte nicht gebaut werden dürfen. Klar ist, dass diverse Mängel letztlich nur temporär beseitigt werden können und immer wieder einer Wartung unterzogen werden müssen. Uwe Franz erläuterte diesbezüglich die Problematik mit den Fugen, die das Museum mit der Stadtmauer verbinden und dementsprechend immer wieder der Witterung ausgesetzt sind. Ähnlich verhält es sich mit der Glasdachkonstruktion, deren Gefälle zu niedrig ist, sodass Regenwasser nicht adäquat ablaufen kann. Eben Kunst versus Technik. Den Vorwürfen der Architekten, dass die Stadt das Museum nicht entsprechend gepflegt hätte, widersprach Uwe Franz. Jährlich hätte man das Mögliche getan, sei nun aber an einem Punkt angekommen, an dem grundsätzliche Sanierungen notwendig seien. Ulrike Breitwieser, Verwaltungsleiterin der Museen, Eichfelder, Künstler und Nibelungenexperte, sowie Dr. Olaf Mückkain, Wissenschaftlicher Leiter, sprachen sich bei dem Vorabtermin für den Erhalt des Museums im Kontext der touristischen und historischen Bedeutung des Nibelungenliedes für die Stadt Worms aus.

EIN NEUER ANTRAG SOLL’S ERSTMAL RICHTEN

In der anschließenden turbulenten Sitzung im Ratssaal wurden zunächst ausgiebig Argumente ausgetauscht. Schnell kristallisierte sich heraus, dass sich die beiden größten Fraktionen (CDU und SPD) für einen Erhalt des Museums aussprechen und man demensprechend dem Antrag gerne zugestimmt hätte. Gegenwind gab es durchgehend von den kleineren Fraktionen, die den Nutzen des Museums anzweifelten, nicht jedoch die Bedeutung des Themas Nibelungen, aber einen „Plan B“ vermissten. Als Zuschauer konnte man indes bei dem Schlagabtausch zuweilen eine sachliche Auseinandersetzung vermissen und den Eindruck gewinnen, dass man hier ein „Alles oder Nichts“-Bild zeichnen wollte. So betonte Timo Horst, Fraktionssprecher SPD, ohne weiteren Beleg, dass wir uns, wenn man das Museum schließe, bundesweit blamieren würden. Weiter signalisierte er, dass es möglicherweise Zuschüsse gebe. Dr. Klaus Karlin, Fraktionssprecher CDU, plädierte gar für einen Blankoscheck: „Wir sollten grundsätzlich erstmal für die Sanierung stimmen und dann genau hinschauen“. Es folgte ein munteres Abstimmungschaos, sodass Richard Grünewald, Fraktionssprecher Bündnis 90/Die Grünen, zu Recht um eine Unterbrechung bat. In dieser Sitzungsunterbrechung wurde schließlich ein Kompromiss zwischen GroKo, Grünen und FWG-Bürgerforum zusammengebastelt, der in einer weiteren Abstimmung von den drei Ausschüssen angenommen wurde. Der abschließende Antrag, den man verabschiedete, lautet nun, dass die Verwaltung ermitteln soll, welche Maßnahmen für einen vorläufigen Weiterbetrieb notwendig sind. Fortsetzung folgt!