vom 19. bis 22. August 2022
Gleich zu Beginn eines Pressegesprächs Anfang April zu „Worms: Jazz & Joy 2022“ sprach Sascha Kaiser, Geschäftsführer der Kultur und Veranstaltungsgesellschaft (KVG) den magischen Satz, den Festivalbesucher nur allzu gerne hören möchten: „Wir werden in diesem Jahr wieder zum Festivalflair vor Corona zurückkehren“. Zwar würden wir alle gerne Corona vergessen, dennoch verändert das Virus auch die Festivalwelt im Jahr 2022.
Nachdem es im vergangenen Jahr zum 30. Geburtstag des Festivals eine sagen wir mal „Corona Ausgabe“ gab, sollen in diesem die Einschränkungen (Sitzplatz, beschränkter Zugang, kein Flanieren) der Vergangenheit angehören. Dennoch muss das Festival mit den Folgen der Pandemie kämpfen, sprich einem veränderten Hygienekonzept. Und das kostet Geld, wie der Geschäftsführer erklärt. Die Konsequenz daraus ist, dass es in diesem Jahr nur vier Bühnen geben wird und zudem der kostenlose Zugang vor der Jugendherberge entfällt. Wie die zuständige Dezernentin Petra Graen ausführte, hätte man sich diese Entscheidung im Gesellschafterausschuss nicht einfach gemacht und ausgiebig diskutiert. Wie sie verriet, sei die Einschränkung erstmal nur für dieses Jahr geplant, sodass eine Rückkehr zur fünften Umsonst-Bühne durchaus denkbar sei. Dankbar ist wiederum Sascha Kaiser, dass trotz aller Widrigkeiten auch die Sponsoren an Bord blieben, ohne die das Festival kaum zu stemmen wäre. Im Mittelpunkt eines Musikfestivals stehen schließlich Künstler/innen, die natürlich für ihren Auftritt entlohnt werden möchten.
Auf Nachfrage von WO!, ob Corona an den Gagen etwas verändert hat, erklärte der künstlerische Leiter David Maier, dass der Markt derzeit schwer umkämpft sei, da nun zeitgleich viele Festivals stattfinden. Das hat wiederum Einfluss auf die Gagenverhandlungen. Trotz dieses Konkurrenzkampfes unter den Festivals konnte man bis zum Redaktionsschluss – abseits des Sonderkonzertes – bereits vier wohlklingende Namen verkünden. BONNIE TYLER hat zwar die Zeit der großen Charthits schon ein Weilchen hinter sich, das ändert allerdings nichts daran, dass sie nach wie vor zu den großen Popstimmen der Musikwelt gehört. Hits wie „Total Eclipse of the Heart“ oder „Straight from the Heart“ dürften bei ihrem Auf- tritt auf der Sparkassen-Bühne am Marktplatz für kräftige Gänsehautmomente sorgen. Die könnte es auch bei dem Amerikaner CURTIS STIGERS (Volksbank Bühne Weckerlingplatz) geben, der mit „I wonder why“ für zahllose verliebte Paare den Soundtrack zum gemeinsamen Schwofen schuf. Doch Stigers kann nicht nur Schmusepop, sondern ist auch ein veritabler Saxofonist und hat sich als Sänger von Blues- und Jazzsongs einen Namen gemacht. Zuletzt zeugt das Album „Gentleman“ von seinem Können als Sänger, als auch als Instrumentalist. Man darf gespannt sein, ob er in Worms neben dem Mikrofon auch gelegentlich zum Saxofon greifen wird.
Gänzlich dem Jazz verpflichtet ist das JULIA HÜLSMANN TRIO, das seit mehr als 20 Jahren die Szene prägt und bereits mit dem Deutschen Jazzpreis ausgezeichnet wurde. Als „Bad Boys of Jazz“ bezeichnet sich selbst das siebenköpfige HYPNOTIC BRASS ENSEMBLE, das zugleich sein 2020 erschienenes Album so taufte. Die Mischung aus Jazz, Funk und Hip Hop ist zwar nicht neu, aber so mitreißend, dass eine große Party auf der Volksbank-Bühne am Weckerlingplatz unausweichlich scheint. Für intelligenten deutschsprachigen Pop-Rock steht die Band JUPITER JONES, die nach einem kometenhaften Karrierestart mit den ganzen Widrigkeiten des öffentlichen Lebens zurechtkommen musste. Die Folge war, dass die Band 2014 ihren Sänger verlor, einige kommerziell wenig erfolgreiche Jahre durchschritt, ehe es 2021 wieder zur großen Wiedervereinigung mit Sänger Nicholas Müller kam, dessen markante Reibeisenstimme sowas wie das Markenzeichen der Band ist. Ein neues Album haben sie zwar noch nicht im Angebot, dafür aber jede Menge toller Songs, die von dem zweifellos vorhandenen Talent der Band zeugen. Außerhalb des Drei-Tages-Programms des Festivals bespielen am Freitagabend SILBERMOND im Rahmen des Sonderkonzerts, das von dem Wormser Unternehmen Timbra Group präsentiert wird, auf dem Marktplatz. Silbermond schaffte es, im Fahrwasser von „Wir sind Helden“ zu einem der erfolgreichsten deutschen Acts aufzusteigen. Während „Wir sind Helden“ mittlerweile Vergangenheit sind, tourt die Band aus der Wormser Nachbarstadt Bautzen immer noch erfolgreich durch Hallen und bei Festivals. Mit dabei haben sie den jungen Sänger EGON WERLER, der im vergangenen Jahr mit zarten 15 Jahren in der Casting Show „The Voice Kids“ als Sieger hervorging. Das hat er auch maßgeblich Silbermond Sängerin Stefanie Kloß zu verdanken, die ihn als Coach in der Sendung begleitete.
Weitere Infos finden Sie unter: : www.jazzandjoy.de
Text: Dennis Dirigo
Foto: Presse