jim walker jr.

Das Internet ist wahrscheinlich das größte Sammelsurium an skurrilen Inhalten, was es wohl je in der Geschichte der Menschheit gab. Ein Medium, das noch keine 30 Jahre auf dem Buckel hat und unser Leben dennoch irgendwie dominiert. 

Neulich auf der Straße in Worms war es wieder soweit. Die Stadt zeigte sich von ihrer menschlich schönsten Seite. Ein Mann ging mit seinem Sohn spazieren und betitelte den Kleinen erst- mal als „Arschloch“, worauf das Kind entgegnete: „Lass mich in Ruhe, du Depp.“. Der Eine um die 40 und der Gegenpart ungefähr zehn. Da weiß man schon, man ist endlich wieder zu Hause.

Dummes Gerede und Beleidigungen sind in der realen Welt schon ein kleiner Aufschrecker, im Internet hingegen scheint es Normalität zu sein. Vor allem in Facebook Gruppen oder bei polarisierenden Themen wie „Gendern“ entlädt sich ungeahnter Hass. Auch Stammtisch-Maulhelden Vergleiche sind nicht zutreffend, da man mit vielen Äußerungen in fast jeder Kneipe Hausverbot erhalten würde (Kleiner Internetwitz am Rande: „Gendern“ ist in Sachsen ein Boot, das umkippt. Muhahahaha).

WARUM IST DAS ABER SO UND WAR DAS SCHON IMMER SO IN DIESEM INTERNET?

Es ist Fluch und Segen zugleich. Ein schier anarchisches System, in dem Wissen (oft auch vermeintliches Wissen) nur einen Klick entfernt liegt und Kommunikation in Bild und Ton mit der ganzen Welt in Echt- zeit möglich ist. Irre. Gesetze hat dieses vernetzte System erst weit nach seiner Entstehung erhalten und selbst diese sind teilweise sehr schwammig und von Land zu Land, also auch von Server zu Server, unterschiedlich. Im Internet herrscht auch gefühlt ein geringeres Unrechtsbewusstsein als in der realen Welt. Wer noch nie illegal ein Fußballspiel gestreamt hat, werfe den ersten Stein…

Ich gehöre mit meinen 31 eh zu einer interessanten Generation, die sich noch mit Party Worms und WKW („Wer kennt wen?“) beschäftigt hat. YouTube war damals einfach ein Portal, auf dem lustige Musikvideos aus den 90ern gelistet wurden, und kommuniziert hat man per SMS im T9 Stil. Heute gibt es Influencer auf YouTube, Facebook, Instagram und ganz neu auch noch TikTok. Und ganz ganz ehrlich, ich verstehe es nicht. Wieso soll ich Leuten folgen, die ihr Rumpsteak am Meer posten und schlechte Gesangsinterpretationen liefern. Was soll das?

Die ältere Generation des Internets verstehe ich aber auch nicht. Die verschicken tatsächlich so etwas wie E-Mail-Newsletter, bei denen ich mich jedes Mal frage, wer so viel Zeit hat, sowas zu lesen. Manchmal beneide ich meinen Vater, der sich der Digitalisierung stets verweigert hat und uns immer wieder ausrichtet, dass er sich nicht von diesem

„Getippe“ abhängig machen möchte.

Tja, das Internet bleibt eben Neuland…

 

Bis nächsten Monat Jim Walker Jr.