STADTGESPRÄCHE

Liebe Leser,

es ist definitiv Sommer. Die Menschen sitzen in den Eiscafés, den Restaurants oder den Biergärten. Endlich treffen sich wieder Menschen, will man meinen, eine ganze Stadt ist voll davon. Wie ist das, wenn es seit über einem Jahr keine zufälligen Begegnungen gab und jetzt das große Wiedersehen ansteht. Über was wird gesprochen?

Die Leute ratschen und tratschen wieder auf den Straßen. Das berühmte „Hosche schun gheert?“ ist endlich wieder zurück. Das war ja aber auch blöd, dies die ganze Zeit über Facebook machen zu müssen. Ich persönlich finde die Wormser Facebookgruppen höchst amüsant und stelle mir immer vor, wie so ein „Gespräch“ in der Realität aussehen muss.

„Hier in dieser Straße kam am 12.02.1346 um 11:24
Uhr die Königin von Schweden vorbei“

„Krankes Volk … Schön kriechen, wenn Mutti
Merkel schreit … Wie dumm OMG“

„Das ist halt typisch Worms.“ „Weiß jemand,
ob es in dem Laden noch Schnitzel gibt?“

„ZU IHRER AUFMERKSAMKEIT!
HI ALLEN UND ALLEN. RATE VON 3% pro Jahr,
ZUVERLÄSSIGES KREDITANGEBOT!!!“

Ganz so schlimm ist es in der Realität dann Gott sei Dank nicht. Allerdings musste ich auch meine eigenen Gespräche reflektieren. Nach langen harten Monaten hatte endlich die Funzel wieder auf und ich traf meinen lieben Freund Marlon vom Mars. Doch über was redet man, wenn man sich gefühlt ein Jahr nicht gesehen hat? Über die Entwicklung der Musik? Den eigenen Geisteszustand oder diskutiert man doch über die Weltformel? Weit gefehlt, unser Gespräch handelte von den Vor- und Nachteilen eines Thermomixgerätes und wie toll denn eigentlich so ein Nicer-Dicer ist. Übrigens soll ich an dieser Stelle erwähnen, dass der Marlon dringend einen will. Tja, so sind sie dann wohl, die Unterhaltungen, wenn die 30er Altersgrenze endlich erreicht ist.

Sommer ist auch immer Sommerloch. Glauben Sie nicht? Hier ein Beispiel aus der Bildzeitung:

„Riesiger Wels verschluckt Schildkröte, – beide tot.“

Schade, dass nicht noch dabeistand: „Bild sprach mit den Eltern.“ In Worms ist das eine Nummer kleiner, hat aber auch mit Wasser zu tun. Das Schwimmbad hat nämlich wieder auf, aber leider derzeit nur ein Klo geöffnet. Doof. Vor allem konnte natürlich keiner damit rechnen, dass im Sommer Menschen schwimmen wollen und ein Klo brauchen. Wozu auch, sowas wird doch direkt im Wasser erledigt… Oder wie es in der Bild heißen würde „Riesige Wurst verschluckt Stuhl, – beides Kot“ (Verzeihung!)

Aktuell läuft ja auch die Fußball-EM und ist Gesprächsbestandteil an jedem Stammtisch. Zum Zeitpunkt dieser Kolumne ist Deutschland sogar noch dabei. Kein Wunder, schließlich hat unser Tiergarten ja auch ein eigenes Orakel, welches sich bestimmt nicht irrt (Immer schön das Lieblingsfutter in den Deutschland-Becher bitte!). Nur das mit dem Public Viewing will noch nicht überall ganz klappen, aber sei es drum – immerhin wird gehupt und meine Nachbarschaft singt die italienische Hymne stets lautstark mit. Hach, endlich wieder Fußball!

Bis nächsten Monat.
Jim Walker Jr.