„Worms, wo seid ihr?“
MIA am 05. April 2018 im Mozartsaal WormsStell dir vor, die Berliner Kultband MIA feiert den Auftakt ihrer Jubiläumstournee „Nie wieder 20“ in Worms – und keiner geht hin…

Während in anderen Städten der Tour die Konzerte schon längst ausverkauft waren, hielt sich die Resonanz in Worms in Grenzen. Dreihundert dürften es gewesen sein, die sich den Hits wie „Hungriges Herz“, „Fallschirm“ oder „Tanz der Moleküle“ voll hingaben. Die Band um Frontfrau Mietze Katz, seit 20 Jahren auf den Brettern dieses Landes unterwegs, ließ sich nichts anmerken und lieferte ein tolles Konzert ab. Fast schon süß war es, der Band auch nach zwei Jahrzehnten noch anzumerken, dass der Tourauftakt etwas Besonderes ist, weil da die Nervosität noch am größten ist, ob alles funktioniert. Umso erfreulicher, dass sich wenigstens die anwesenden Besucher als äußerst tanz- und singfreudig zeigten und MIA einen herzlichen Tourauftakt bereiteten.

Text: Frank Fischer


„Ich bin Wormser“
„Worms 35“ am 01. Juni 2018 auf dem Schlossplatz (im Rahmen des Rheinland-Pfalz-Tages)Trotz Nik Kershaw, Max Giesinger und Matthias Schweighöfer war der musikalische Höhepunkt des Rheinland-Pfalz-Tages ein regionales Musikprojekt, das sich „Worms 35“ nannte…

Für den ersten Abend des Rheinland-Pfalz-Tages hatte der Initiator des Projektes und zukünftige Kulturkoordinator der Stadt, David Maier, zunächst 35 renommierte Musiker aus Worms zusammengetrommelt, die von überall her anreisten. Letztendlich waren es sogar zwischen 40 und 50 Musiker, die am 1. Juni zusammen auf der Bühne am Schlossplatz, der an diesem Abend aus allen Nähten platzte, standen. Am Mikrofon u.a. Gary Mazaroppi, Inge Henny, Stephanie Neigel, Mischa Marin (Allee der Kosmonauten), von der jüngeren Generation Christian Herd (The Firecacadoos), Peter Englert ließ die Besucher mit seinem Döftels-Klassiker „Steil“ gehen, Steven Neuhaus von „Soul On“ brachte den Schlossplatz mit dem Jan-Delay-Hit „Oh Jonny“ zum Hüpfen. An der Gitarre wechselten sich Größen wie Rolf Bachmann, Ede Janson oder Tom Bola ab. Kosho (Söhne Mannheims) war ebenso gekommen wie die junge Garde um Mathias Schärf (SWR Hits & Stories, The Nannys) oder Tobias Lensinger (The Firecacadoos). Auch am Bass kam es zu einem Generationentreffen mit Heinz Balzer (Altrheinpower), Ralf Gauck und Matthias Merkel (Döftels, Firecacadoos). Ebenso am Schlagzeug, wo sich Cay Rüdiger, Erwin Ditzner (Mardi Grass BB), Falko Eckey (The Nannys, Ferox) und Andreas Fuchs (Twinset, Edgar) abwechselten. Dazu kamen der Wormser Jazzpreisträger Gary Fuhrmann am Saxofon, Trompeter Paul Schütt (SWR Big Band), Hannes Eich (Family, Guitar Tigers), Martin Holl, Uli Krug, Michael Zai, Franco Leon (Night Fever), Andreas Werner, Robert Maaß, Winfried-Rimbach-Sator und und und…. Kurzum: Es wurde ein nostalgischer Abend mit ganz viel Herzblut, der niemals hätte enden dürfen und doch musste um 0 Uhr Schluss sein. Also setzte sich der Organisator des Ganzen, David Maier, auf die Bühne und sang ohne PA seinen Song „Ich bin Wormser“. Hierbei den glückseligen Besuchern und den ergriffenen Musikern in die Augen zu sehen, war ein echter Gänsehautmoment des Rheinland-Pfalz-Tages 2018.

Text: Frank Fischer


Der Hauch einer Legende
Engelstaedter & The Magic of Queen am 10. August 2018 | Schlosshof Herrnsheim
Ihre Musik ist sicherlich eine Frage des Geschmacks, aber es dürfte wohl unstrittig sein, dass die Band Queen und insbesondere ihr verstorbener Frontmann Freddie Mercury Legendenstatus besitzen.

Insofern ist es nicht verwunderlich, dass durch Deutschland etliche Queen Cover-Bands touren. Musikfan und Konzertveranstalter Wolfgang Schall holte im August die beste nach Worms, genauer gesagt in den Hof des Herrnsheimer Schlosses. Es war eine berauschende musikalische Zeitreise, die mehr als 1.000 Zuschauer erleben durften. Sänger Engelstaedter musste den stimmlichen Vergleich mit seinem Vorbild nicht scheuen und beeindruckte auf ganzer Linie. Kurzum, eines der besten Konzerte des vergangenen Jahres.

Text: Dennis Dirigo


Brütende Hitze und großartige Kinderbelustigung
Jazz & Joy vom 17. bis 19. August 2018 in der Wormser InnenstadtUnter verschärften Hitzebedingungen fand im letzten Jahr bereits zum 28. Mal „Worms: Jazz & Joy“ statt. Die Zuschauer hatten mal wieder die Qual der Wahl und konnten sich aus rund 40 Bands ihren ganz privaten Festivalkalender zusammenstellen.

Ein erstes Highlight war der Auftritt der niederländischen Saxofonistin Candy Dulfer und ihrer Band. Die aparte Blondine schaffte es in kürzester Zeit, den aus allen Nähten platzenden Weckerlingplatz für sich zu gewinnen und begeisterte mit einer Fusion aus Funk und Rhythm’n’Blues. Der persönliche Redaktionsfavorit des Samstags spielte hitzebedingt nachmittags weitestgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit, Lutz Rode. Tapfer rockte sich der Sänger mit der Ausnahmestimme durch sein Programm, ehe dem durch die Glocken der Dreifaltigkeitskirche ein jähes Ende bereitet wurde. Mit Zuschauermangel hatte der Schweizer Musiker Seven nichts am Hut. Zu fortgeschrittener Abendstunde strömten die Massen auf den Markplatz. Der Musiker bedankte sich mit einem spektakulären Konzert und führte eindrucksvoll vor Ohren, warum er gerne als der „weiße Prince“ bezeichnet wird. Ein Konzert für die ganze Familie gab es auf selbigen Platz am Sonntagnachmittag. Deine Freunde sorgten für gute Laune und dafür, dass Kinder sich freiwillig 60 Minuten lang körperlich betätigten. Die Kunst dieser Rapper ist, statt anbiedernden, durch klischierten Poser-Rap mit Gangsta-Attitüde zu präsentieren, glänzten diese mit intelligenten Wortspielen, originellen Beats und vor allem einem fantastischen Gespür für Rhythmus. Musik, die nicht nur Kindern Spaß bereitet. „…Später hast du leider Pech! Denn dann kommen sie zurück. Bomm digge baa die Hausaufgaben sind schon wieder da! Ich wollte sie ja machen, aber komm nicht mehr klar“, singen Deine Freunde in dem Song „Hausaufgaben“. Den Rappern kann man attestieren, ihre Hausaufgaben gemacht zu haben.

Text: Dennis Dirigo


Poesie ist Widerstand
Konstantin Wecker am 17. Oktober 2018 in der DreifaltigkeitskircheDer Mann ist mittlerweile 71 Jahre und hat bereits einige tiefe Täler des Lebens durchschritten. Ausgestattet ist er aber mit der musikalischen Kondition eines jungen Mannes, der Liedermacher Konstantin Wecker.

Mehr als drei Stunden lang bescherte er seinen Fans in der ausverkauften Dreifaltigkeitskirche ein Konzert, das keine Fanwünsche offen ließ. Große Hits, linksliberale politische Statements und spannende Anekdoten aus Weckers Leben waren der Stoff, aus dem dieses Konzert gemacht war. Am Ende gab es nur zufriedene Gesichter und die Erkenntnis: „Poesie ist Widerstand“.

Text: Dennis Dirigo


Wegen Überfüllung geschlossen
The Döftels & The Offbeat Service am 10. November 2018 in der Funzel WormsEine Woche nach der OB-Wahl feierte Peter Englert mit seiner Band Döftels und The Offbeat-Service eine rauschende Party in einer überfüllten Funzel….

Wenn zwei der derzeit populärsten Wormser Bands beschließen, an einem Samstagabend zusammen zu spielen, dann muss die Funzel eben frühzeitig wegen Überfüllung geschlossen werden. Die Glücklichen, die Einlass fanden, feierten derweil eine derbe Party. Zuerst war abtanzen bei der Ska-Musik von „The Offbeat-Service“ angesagt, dann sorgten die Döftels mit ihrer „Neuen Deutschen Disko“-Musik dafür, dass der Gute-Laune-Pegel konstant im oberen Bereich blieb. Knapp eine Woche, nachdem der Döftels-Frontmann beinahe Oberbürgermeister geworden wäre, gab er schon wieder die gewohnte Rampensau. Sicherlich wäre Peter Englert auch ein guter OB geworden. Aber auf der Bühne, umringt von jubelnden Fans, ist er halt doch zuhause. Der Applaus ist nun mal das Brot des Künstlers.

Text: Frank Fischer


Was für ein Brett
Van Holzen am 01. Dezember 2018 im Mozartsaal Worms (im Rahmen der Wormser Rocknacht)Kurz vor Jahresschluss verdienten sich noch Van Holzen, dank eines phänomenalen halbstündigen Auftritts bei der Wormser Rocknacht 2018, eine Auflistung bei den „Konzerten des Jahres“.

Eine berechtigte Frage lautet vorab: Wer ist überhaupt VAN HOLZEN? Die dreiköpfige Band aus Ulm ist bei dem Branchenriesen Warner Music unter Vertrag und veröffentlichte 2017 ihr Debütalbum „Anomalie“, das Platz 48 der deutschen Charts erreichte und glänzende Kritiken erhielt. In dem Magazin „Visions“ wurden sie zu den Newcomern des Jahres gewählt. Das sind also ziemlich viele Vorschusslorbeeren für eine junge Band. Und dann betraten am 21. Dezember 2018 bei der Wormser Rocknacht als letzte Band vor dem Headliner, Itchy, drei 17- und 18-jährige Musiker ein wenig unbeholfen die Bühne, nestelten ein bisschen an ihren Instrumenten rum, um danach ein grandioses musikalisches Feuerwerk abzufackeln, das sich gewaschen hatte. In ihren Songs wie „Herr der Welt“ oder „Schüsse“ bedienen sie sich musikalisch aus dem großen Stoner-Rock und Metal-Pool von Bands wie „Deftones“, „Tool“ oder „Kyuss“. Ganz oft schimmern auch Josh Hommes „Queens Of The Stone Age“ durch – nur eben mit deutschen Texten. Reduziert, ehrlich, handgemacht. Van Holzen lieferten ein halbstündiges Brett, das so manchen aufgeklappten Mundwinkel zurückließ. Seit 1. Dezember 2018 wissen auch die Besucher der Wormser Rocknacht, warum Van Holzen als DIE deutsche Rockhoffnung gelten.

Text: Frank Fischer