Eine Pressemitteilung der Stadt Worms:

Zur Vorbereitung von Instandsetzungsmaßnahmen an der Mikwe werden von der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE), Landesarchäologie Mainz, Ausgrabungen im Synagogengarten durchgeführt. Der Grund: Die Bauschäden an der Mikwe wurden neben anderen Ursachen von eindringendem Oberflächenwasser hervorgerufen. Daher sieht das Sicherungskonzept nun zuerst eine Horizontalabsperrung vor, die circa 1,2 Meter unter der Grasnarbe eingebaut werden wird. Diese Maßnahme ist erforderlich, bevor die statische und bauliche Sicherung im Inneren der Mikwe beginnen können, sind sich die Fachleute der GDKE, der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Worms und des Instituts für Steinkonservierung e.V. in Mainz einig.

„Das reiche Kulturerbe im ehemaligen Judenviertel von Worms mit der Synagoge und Mikwe als Bauzeugnisse von Weltrang verbietet es selbstredend, dass auch nur ein winziges Stück Geschichte dabei zu Schaden kommt“, stellt Dr. Marion Witteyer klar. Die Leiterin der Landesarchäologie, Außenstelle Mainz, hat dafür gesorgt, dass ein Team von Mittelalterarchäologen mit dieser Aufgabe betraut wurde. Die Experten der Forschungsstelle Ingelheim haben nun ihre Arbeit aufgenommen und graben in den nächsten Wochen eine circa 90 Quadratmeter große Fläche in Segmenten ab.

Was die Archäologen erwartet, ist noch völlig offen. Die letzte Bodenöffnung im Synagogengarten liegt mehr als siebzig Jahre zurück. Damals zeichneten sich Fundamente ab, die sowohl römischen wie auch mittelalterlichen Ursprungs sein können, aber nicht sicher gedeutet werden konnten. Der Synagogengarten muss für die Dauer der Grabungsarbeiten geschlossen bleiben. Die Koordinierung der Gesamtmaßnahme liegt bei der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Worms. Zur Dokumentation der Maßnahme wird auch eine Flugdrohne eingesetzt. Über die fortlaufenden Maßnahmen wird regelmäßig berichtet werden.

Risse an der Synagoge

Im westlichen Teil der Wormser Synagoge befinden sich einige Risse, die bereits seit Jahren beobachtet wurden, jedoch keine Veränderungen zeigten. Im September 2018 sind neue Risse an den Gewölben aufgefallen, aus denen sich auch kleine Teile des Putzes gelöst haben. Als erste notwendige Maßnahme wurden die Risse und die klimatischen Verhältnisse über einen längeren Zeitraum mithilfe von modernen, digitalen Geräten überwacht. Die Messungen in Abstand von mehreren Monaten haben die Bewegungen bestätigt.

Laut Meinung der hinzugezogenen Experten erscheint plausibel, dass die Ursache für die Setzungen des Mauerwerks im Boden zu suchen ist, möglicherweise in Verbindung mit Schäden an der Kanalisation. Somit wurden von der Abt. 8.4 – Werterhaltung- und Instandhaltungsmanagement, in Abstimmung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde und mit der Landesarchäologie Probebohrungen vor dem Westbau der Synagoge veranlasst. Für die Planung der Maßnahmen, die unter der Projektleitung der städtischen Abteilung 8.4 vom externen Büro Hamm Architektur+Denkmalpflege, Worms, übernommen wird, sind jedoch weitere Untersuchungen notwendig. Um die Synagoge in der Zwischenzeit statisch zu stabilisieren, wurde nach Berechnungen des Ingenieurbüros Neiss, Worms, eine Sicherungskonstruktion geplant. Sie wird aus mehreren Stahlträgern bestehen, die durch die Fenster von Zugankern zusammengezogen werden. Dabei erfolgt, nach den Auflagen der Denkmalschutzbehörden, kein Eingriff in die Bausubstanz. In Vorbereitung dafür wurden die Fenster von einer Fachfirma für Fensterrestaurierung zum Teil ausgeglast und gesichert. Bänke, Mobiliar, Lampen und liturgisches Inventar wurden von städtischen Mitarbeiter*innen des Entsorgungs- und Baubetriebs der Stadt Worms (ebwo) sorgfältig ausgeräumt und ebenfalls gesichert.

Aktuell werden die eingegangen Angebote der Rohbauunternehmer bzw. Schlosser von der Abt. 8.4 evaluiert, der Aufbau der Sicherungskonstruktion soll im Spätsommer 2021 abgeschlossen sein.

Die beschriebenen Maßnahmen erfolgen in engster Abstimmung mit der Jüdischen Gemeinde Mainz/Worms. Aufgrund des Denkmalschutzes sind außerdem routinemäßig die Landesdenkmalpflege, die Landesarchäologie und das Institut für Steinkonservierung in Mainz involviert. Durch die Nominierung der Synagoge und der Mikwe als Komponenten des laufenden UNESCO-Antrags für die „SchUM-Stätten“, ist nicht zuletzt die Stabstelle „SchUM“ des Ministeriums für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Rheinland-Pfalz maßgeblich am weiteren Verfahren beteiligt.

Foto (Archiv): WO! Text: Stadt Worms