18. Juli 2019 | Das Wormser Theater (Hinterbühne):
Wie macht man aus einem 333 Seiten starken Roman, dessen Handlung sich über mehrere Jahrzehnte erstreckt, ein kurzweiliges Theaterstück, das lediglich von einer Person gespielt wird. Die eindrucksvolle Antwort lieferte Max Urlacher, der Autor der Romanvorlage und zugleich auch Hauptdarsteller dieser Uraufführung im Kulturprogramm der Nibelungen-Festspiele.
2010 veröffentlichte der Schauspieler den dezent autobiografisch gefärbten Roman „Rückenwind“. Urlacher erzählt darin von der Freundschaft zwischen Anton (im Bühnenstück Maxe) und Tobias, die sich als Kinder kennenlernen und von da an durch dick und dünn gehen. Als die Pläne bekannt wurden, dass Urlacher exklusiv für die Festspiele eine Bühnenadaption schaffen würde, stellte sich die Frage, wie man eine derart komplexe Geschichte umsetzt. Im Interview mit WO! (5/19) räumte der sympathische Schauspieler, der seit seinem Auftritt 2015 als Hagen in „Gemetzel“ immer wieder nach Worms zurückkehrt, ein, dass er das selbst noch nicht wisse. Die Antwort suchte er letztlich nicht alleine, sondern holte sich als Unterstützung Autor und Regisseur Thomas Blubacher. Schließlich entschied man sich dafür, die kuriosen Erfahrungen der Hauptfigur in Verbindung mit verschiedenen Vorsprechen an Schauspielschulen und Theatern in den Mittelpunkt der Bühnenadaption zu rücken. Erzählt wurde dies mit Hilfe eines Rahmen gebenden Settings eines Waschsalons, der von der Bühnenbildnerin Polina Liefers minimalistisch, aber sehr fantasievoll und effizient gestaltet wurde. Maxe erzählt von dort aus „seine Geschichte“. Zwar geriet durch die inhaltliche Reduzierung das eigentliche zentrale Thema, die Frage, wo Freundschaft endet und Liebe beginnt, ein wenig in den Hintergrund, dennoch war es ein Genuss, 90 Minuten Max Urlachers Darstellung zu folgen. Wild grimassierend, die Körpersprache immer wieder gezielt schwankend zwischen expressiv und in sich gekehrt, war das Stück eine schauspielerische Tour de Force, die schlicht und ergreifend begeisterte.
Fazit: Die Entscheidung, auf der Hinterbühne zu spielen, teilweise mit den Sitzrängen des großen Theatersaals im Hintergrund des Bühnenbildes, unterstützte den eindrucksvollen Charakter dieses Abends.