Der Oktober ist rum und es geht mit kräftigen Schritten gen Winter zu. Sollte er auf jeden Fall… Warum, weshalb und wieso überhaupt?
Liebe Leser,
Oktober. Okto, also lateinisch die Ziffer 8, was in so wunderbaren Wörtern vorkommt wie Oktaeder, Oktopuss, Oktapad, Oktave, Oktan oder eben auch die Abkürzung des Handballvereins Owschlag-Kropp-Tetenhusen bildet. Laut Wikipedia ist der Oktober der längste Monat des Jahres und vor allem im Mittelalter haben alle Könige so gerne in diesem Monat geheiratet. Kein Wunder, denn gerade dieser Oktober wurde ja nochmal richtig warm. Der Erdkern schmilzt, die Atmosphäre ist mit feinem Feinstaub verseucht und die Milka-Kuh musste mal. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis der Vannini und die Strandbar wieder aufmachen und wir Temperaturen wie im August haben. Ursprünglich bei den Römern war der Oktober sogar der 8. Monat im Jahr, aber irgendein betrunkener Römer musste ja den Jahresanfang vom 1. März auf den ersten Januar verschieben. Wahrscheinlich war das derselbe, der auch das Umstellen der Uhr in diesem Monat erfunden hat. Obwohl es immer recht hübsch anzusehen ist, wie alle die ersten Tage noch wie Zombies aussehen und vollkommen aus dem Rhythmus gebracht wurden.
Dieses Jahr im Oktober hatten wir sogar zwei gesetzliche Feiertage: „Tag der Deutschen Einheit“ und den „Reformationstag“. Zum Letzteren komme ich gleich, aber kann mir irgendwer mal verraten, warum der Einheitstag dieses Jahr in Mainz sein musste? Klar ist Mainz immer noch eine geteilte Stadt, dessen drei andere Sektoren Amöneburg, Kastel und Kostheim von Wiesbaden besetzt sind. Aber ansonsten? Hauptsache, die ganze Stadt an einem Feiertag lahmlegen.
In Worms wird der zweite genannte Feiertag ganz besonders beachtet werden, schließlich ist ja Lutherjahr. Ich persönlich kann Luther langsam nicht mehr sehen: Lutherstück in Hersfeld, Lutherlesung im Heylshof, Luther Kupferschuhe im dazugehörigen Park, Luther Ausstellung im Museum (jetzt verlängert bis 2021), Luther-Sonderheft und selbst von den NPD Plakaten hat der dicke Kerl dieses Jahr runter gewunken. Warum wird der Mann denn immer noch so verehrt, schaut man sich Luthers dunkle Seiten an, stößt man schnell auf viele antisemitische Schriften, die heutzutage selbst für den Stammtisch am Kreisel zu heftig wären. Aus irgendeiner Ecke hör ich es dann wieder plappern: „Aber der hat doch die Bibel übersetzt…“. Die beiden Übersetzer Schlegel und Tieck haben so ziemlich jedes Shakespeare-Reclam-Heftchen übersetzt und trotzdem haben sie auch kein Denkmal am Gammi. Können wir nicht mal einen Reformationstag mit Thomas Müntzer, Huldrych Zwingli oder Johannes Calvin machen? Muss es immer dieser Luther sein? Dann lieber keinen Reformationstag und dafür den Kanal 70 der Luthergemeinde reformieren und renovieren. Muhahahahahaha!
Bei der Konkurrenz läuft es zurzeit ja auch nicht wirklich besser. Die kämpfen schon wieder mit ihrem Haus am Dom rum. Das Gebäude, das keiner haben wollte, wird nicht rechtzeitig fertig. Schade. Wahrscheinlich werden sie „octo mensis“ länger brauchen oder wenn sie sich an Berlin ein Vorbild genommen haben, „octo annorum“ dauern.
Soooo, genug geschimpft.
Jim Walker Jr.
PS: Da ich weder Latein in der Schule hatte (French!), noch Martin Luther bin, musste ich mich bei meinen Lateinzitaten auf den Google-Übersetzer verlassen. Der bekommt bestimmt bald auch ein Denkmal…