Liebe Leser,
die Nibelungen Festspiele sind in aller Munde. Grund hierfür sind aber weder die Besetzung, das Stück oder die #MeToo Vergangenheit von Ex-Intendant Wedel, es sind mal wieder die guten alten Finanzen…
Worms braucht Geld. Die Stadtverschuldung habe ich ja schon in einer meiner letzten Kolumnen versucht plastisch darzustellen. Jetzt könnte ich dasselbe mit dem Budget der Nibelungen tun, aber ich fand Mathe schon immer blöd. Derzeit sind es so ca. 4,33 Millionen Euro an Budget für die Festspiele, wovon die Stadt aktuell 1,5 Millionen und in Zukunft noch eine Million mehr (auf die nächsten 5 Jahre) tragen soll. Ich liebe die Nibelungen Festspiele. Hier habe ich für mich viel gelernt und unglaublich viele Freundschaft en geschlossen. Sogar meine Freundin habe ich dort kennengelernt.
ABER finanziell gesehen sind diese Festspiele ein Desaster. 4,33 Millionen Euro, davon 3 Mio. aus Zuschüssen, für rund 15.000 Besucher – das ist einfach deutlich zu viel Geld. Pro Besucher kosten die Festspiele also 200.- Euro Steuergeld. Aua! Die Stadt hält entgegen, dass laut statistischer Umfrage auch 1,6 Millionen Euro an Wertschöpfung durch Besucher und Mitarbeiter in die Stadt kämen – und dafür lohnt es sich ja. Hmm. Die Rechnung wird jetzt aber auch hinfällig, sollte die Budgeterhöhung genehmigt werden. Außerdem: Was hat Winston Churchill so schön über Statistiken gesagt?
Ein schöner Witz kam dann vom Oberhaupt der Bademeister (kurz OB) persönlich. Die Festspiele bräuchten das Geld und es wäre kein weiteres Sparpotenzial mehr vorhanden. Kurz später hat er dann in der WZ zugegeben, dass allein die Herrichtung des Heylshofs vor und nach den Festspielen 500.000 Euro verschlingt, für das „schönste Theaterfoyer Deutschlands“. Wow. Eine halbe Million Euro, um einen Park mit Caterer und ein paar bunten Lichtchen zu betreiben, kostet für zwei Wochen so viel wie ein luxuriöses Einfamilienhaus. Da frage ich mich doch, wofür dieses Geld konkret gebraucht wird und ob ein Caterer, der eigentlich Standgebühren bezahlt, am Ende nicht doch sogar bezuschusst wird? Also nochmal Herr Bademeister: Wirklich kein Sparpotenzial?
Den schönsten Fauxpas hat sich allerdings die WZ erlaubt, die in rechnerischer Meisterleistung die Nibelungen Festspiele mit anderen Festspielen verglich und zu dem Schluss kam, dass unsere Festspiele ja nur im finanziellen Mittelfeld liegen. Verglichen wurden unter anderem mit Bad Hersfeld und Salzburg. Allein der Vergleich mit den Hersfelder Festspielen (7,8 Mio. Euro Budget) ist lächerlich. Bad Hersfeld hat ca. 110 Aufführungen, bei acht verschiedenen Stücken und ungefähr 100.000 Besuchern. Dort gehen die Festspiele über acht Wochen. Hier zeigt sich nochmal die Absurdität in Worms, für ein einziges Stück, 14 Tage und 15.000 Besucher 4,33 Millionen (demnächst wohl um die 5 Mio.) auszugeben. Das kann man nicht mal mehr mit einem kulturellen Auftrag oder einem Tourismusleuchtturm begründen. Das ist schlicht und einfach Verschwendung von öffentlichen Geldern.
Ich hoffe, dass Nico Hofmann auch wirtschaftliche Lösungen für die Festspiele zu bieten hat, denn ansonsten sieht es für die Festspiele und die Stadtkasse sehr düster aus. Aber nicht vergessen, am 4. November 2018 ist Bademeister Wahl!
Bis dahin,
Jim Walker Jr.