Liebe Leser,
für mich war der letzte Monat bedeutsam. Ich habe geheiratet. Klingt komisch, ist aber tatsächlich so. Die Frau, die jetzt sogar meine Frau ist, hat sogar mal im WO! eine Gastkolumne über Worms geschrieben, als sie noch ganz frisch hier war.
HEIRATEN? Das klingt erstmal echt spießig und sehr sehr Oldschool. Eigentlich völlig unpassend oder? Dann mache ich das Ganze auch noch im Heylshof, anschließend in Monsheim mit einer ordentlichen Feier und trage dazu einen blauen Smoking mit Fliege. Kein Las Vegas, kein knallbunter Sternenanzug. Man Man Man. Ich scheine alt zu werden. Wie konnte es dazu kommen?
Wissen Sie, manchmal muss man im Leben einfach „Ja“ sagen. In meinem Fall war es so, dass ich die weltbeste Frau kennenlernen durfte und mir einfach klar war, dass ich mit ihr zusammenleben möchte – und das nicht befristet, sondern unbefristet. Ich hab dann einfach mal gefragt, sie hat tatsächlich „Ja“ gesagt und dieses ganze Prozedere haben wir dann letzten Monat noch einmal wiederholt und beide „Ja“ gesagt, irgendwas unterschrieben und uns gefreut. Genau dieses Unterschreiben, sagen Kritiker, würde irgendwann dazu führen, ausgenommen zu werden und ganz viel Geld zu verlieren. Naja, selbst wenn (was ich nicht glaube): Was ist denn bei einem Künstler schon zu holen? Die Gema-Rechte von „Steil“ oder was? Das Faszinierende an so einem Tag ist wirklich, dass er wie ein Film an einem vorbeiläuft und man gar nicht so richtig weiß, was Sache ist. Man ist irgendwie leicht überfordert mit allem, aber trotzdem hat man das Gefühl, mit all seinen Freunden, die da sind, noch enger zusammenzurücken, und allein dafür hat sich die Feier schon gelohnt. Achja und die Fotoboxbilder sind klasse.
Im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass wir vielleicht viel öfter einfach mal „Ja“ sagen müssten. Irgendwie sind wir eine Gesellschaft, die schon „Nein“ sagt, bevor sie sich die Vorschläge richtig anhört. Selbst bei den Kindern der Freitagsdemos machen wir das so. Na klar sind die Kids ein wenig naiv und die Vorschläge sind nicht total ausgegoren, aber immerhin wollen die etwas. Jugendliche, die wieder etwas wollen. Das Halleluja für die Gesellschaft. Am Ende gehen die tatsächlich wieder in Jugendzentren und gründen Bands…
Richtige Experten im „Nein“ sagen sitzen übrigens auf der Verwaltung. Eigentlich darf man hier in Worms nämlich gar nichts. Naja außer… Sie wissen, was ich sagen will. Faszinierend ist aber, dass nicht mal ein „Ja“ kommt, wenn es um Fehler geht. „Ja“ das Parkhaus am Dom weist eine Fehplanung auf. „Ja“ es kostet zu viel. „Ja“ wir sind für das Desaster mitverantwortlich. Auch da hört man immer nur „NEIN.“
Es ist, wie es ist.
Bis nächsten Monat.
Jim Walker Jr.
PS: An meine beiden Mitredakteure, wollt ihr nicht auch langsam mal „Ja“ sagen? 😉