Im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg ist der Umgang mit den Nazi Altlasten in der noch jungen Bundesrepublik im Film ein eher unterrepräsentiertes Thema. Diese Lücke will nun die ARD Mini Serie „Bonn – Alte Freunde, neue Feinde“ schließen und übernimmt sich dabei immer wieder. Angesiedelt in der Bundeshauptstadt Bonn im Jahre 1954 steht die junge Toni im Mittelpunkt der Geschichte. Toni ist jung, ehrgeizig und vor allem sehr neugierig, wie sich im Laufe der Serie zeigt. Tonis Vater, der Eigentümer eines Baustoffhandels, pflegt gute Kontakte zu Reinhard Gehlen, dem damaligen Chef der Operation Gehlen, dem Vorläufer des BND. Gehlen pflegt wiederum eine leidenschaftliche Abscheu gegen Otto John, den ersten Verfassungsschutzpräsidenten der BRD. Während John im Nazi Deutschland den Widerstand unterstützte, brachte es Gehlen zum Generalmajor der Wehrmacht, was seiner späteren Karriere nicht schadete. Und weil Gehlen Tonis Papa einen Gefallen schuldet, wird Toni Gehlens neue Mitarbeiterin. Das ist der Beginn von jeder Menge politischen Verstrickungen, in deren Zentrum die Jagd auf Alois Brunner (André Eisermann) und eine Verschwörung strammer Nazis steht. Da das den Autoren aber noch nicht reicht, wird die Geschichte zusätzlich mit melodramatischen Momenten rund um Tonis Familie belastet. Im Grunde ist der Konflikt zwischen dem wettstreitenden Geheimdienst bereits Stoff genug, um fesseln zu können, insbesondere, da die beiden Kontrahenten darstellerisch mit Sebastian Blom (John) und Martin Wuttke (Gehlen) zu gefallen wissen. Das ist zwar alles flott erzählt, kratzt aber nur selten an der Tiefe, die möglich gewesen wäre. Zudem strapazieren die Macher Kommissar Zufall ein paar Mal zu häufig.

FAZIT: Wenn der Agent Wolfgang Berns im letzten Drittel das eigentliche Thema andeutet („Niemand will Frieden, damit lässt sich kein Geld verdienen“), kommt das leider ein bisschen spät. Was bleibt, ist ein rasant erzählter Sechsteiler, der allerdings darunter leidet, zu viel zu wollen, sowie ein prägnanter Kurzauftritt des Wormsers André Eisermann am Ende der letzten Folge.

Bonn. Deutschland 2022

Regie:

Darsteller:

Laufzeit:

Freigegeben ab 12 Jahren

 

Bewertung: unterhaltsam

Eine Kritik von Dennis Dirigo