6. Dezember 2014
Mozartsaal in Worms:

Das Interesse an der im letzten Jahr reaktivierten Wormser Rocknacht ist ungebrochen. 450 Besucher feierten friedlich zusammen mit zehn Bands, die bis kurz nach Mitternacht spielten. Auch wenn das Publikumsvoting durchaus auch auf Kritik gestoßen ist, war das diesmal eine ziemlich klare Sache: Mit Steoreoswitch hat die Band gewonnen, die auf jeden Fall den spektakulärsten Auftritt hingelegt hat. Dabei stand da ein Rapper am Mikro.

Natürlich kann man darüber diskutieren, ob der Publikumspreis gerecht war. Die von dem Veranstalter (Kultur und Veranstaltungs GmbH), der Kulturkoordination der Stadt Worms und unserem Magazin für die drei Bestplatzierten ausgelobten Geldpreise sollten als zusätzlicher Anreiz dienen, die Kasse der „besten“ Bands ein bisschen aufzupolieren. Aber natürlich ist es nicht fair, wenn eine Band um 19 Uhr vor 150 Leuten antreten muss, während der „Headliner“ um 22 Uhr bei vollem Saal spielen darf. Da die Geldpreise an sich eine gute Sache sind, gerade weil das Musikerleben oft mehr Kosten als Einnahmen bietet, sollte man im nächsten Jahr vielleicht eine Jury einsetzen, die den Gewinner wählt.

Foto: Andreas Stumpf

Vagabond Kings   Foto: Andreas Stumpf

Gerade die VAGABOND KINGS hätten zu Beginn des mehr als sechsstündigen Musikmarathons mehr Besucher verdient gehabt. Die Newcomer um ihre durchaus mit Rampensau-Qualitäten gesegnete Frontfrau Sarah Mahlerwein konnten das Publikum ebenso schnell für sich gewinnen wie die nachfolgenden EPIC FATE, die in ihren besten Momenten an Iron Maiden erinnerten.

Epic Fate   Foto: Andreas Stumpf

Epic Fate   Foto: Andreas Stumpf

The Iron Keys   Foto: Andreas Stumpf

The Iron Keys   Foto: Andreas Stumpf

THE IRON KEYS waren elektrifiziert nochmal eine Ecke kantiger als bei ihrem Unplugged-Gig bei der letzten Kulturnacht, während anschließend der Rapper MIZTA NUTTY mit Unterstützung seines DJs Andi Teller mit fetten HipHop-Beats für den ersten Farbtupfer des Abends sorgte. Da ließ es sich auch der zuletzt bei den Döftels verabschiedete, künftige Teilnehmer des Mars One-Projekts (mehr dazu in der nächsten Ausgabe), John Evangelium, nicht nehmen, den Backgroundchor bei „Worms größtes Arschloch!“ zu bestreiten – zusammen mit Joda Balboa und Rapper Maksta.

Mizta Nutty   Foto: Andreas Stumpf

Mizta Nutty   Foto: Andreas Stumpf

Stereoswitch   Foto: KVG

Stereoswitch   Foto: KVG

Nach dem letzten Song eilte Mizta Nutty schließlich zur linken Bühne, wo sich die Jungs von STEREOSWITCH mit weißen Masken in eine richtig geile Version von Bodycounts „Talk shit – get shot“ rein rockten – mit Nutty am Mikrofon. Dann fielen die Masken und der etatmäßige Sänger Florian Schwöbel übernahm das Mikro für ein Liveset, das vom Publikum mit den meisten Stimmen bedacht wurde (Platz 1 und 500 Euro). Danach hatten es die Alternative-Rocker von ACID RAIN aus Heppenheim /Bergstraße nicht leicht, die Aufmerksamkeit des Publikums zu gewinnen. Aber auch wenn einige Stücke ihre Längen hatten, war das keinesfalls „langweilig“, so wie das ein Besucher vor dem letzten Song in Homer Simpson-Manier gerufen hatte.

Acid Rain   Foto: Andreas Stumpf

Acid Rain   Foto: Andreas Stumpf

Womöglich hatten die Besucher auch auf den Gig von THE DREADFUL MINDS hin gefiebert, die erneut eine ordentliche Fanschar mitgebracht hatten. Technisch einwandfrei und mit dem gewohnten Breitwandsound angetreten, legten die Jungs einen Auftritt hin, der gewiss nicht an Pathos gespart hat.

Supernova Plasmajets   Foto: Andreas Stumpf

Supernova Plasmajets   Foto: Andreas Stumpf

Von daher boten die nachfolgenden SUPERNOVA PLASMAJETS eine willkommene Abwechslung, da sie mit jeder Menge Ironie im Gepäck angetreten waren. Die Mannheimer Formation hat sich ziemlich gnadenlos auf das Ausschlachten der 80er Jahre spezialisiert, in dem sie ihre eigenen Songs mit so viel Zitaten, Riffs und Mitklatschrhythmen aufpimpen, dass es einem Kind der Achtziger unweigerlich ein Grinsen ins Gesicht zaubert. Na klar, durfte auch ein Cover aus dieser Zeit nicht fehlen, so dass die Besucher im Mozartsaal in den Genuss von „Maniac“ aus dem Film „Flashdance“ kamen. Der Lohn für die Band um die charismatische Sängerin Nassi Nasty: Platz 2 und 300 Euro.

The Offbeat Service   Foto: Andreas Stumpf

The Offbeat Service   Foto: Andreas Stumpf

THE OFFBEAT SERVICE erwiesen sich wie schon im Vorjahr im Nullkommanix als Garanten für gute Laune im Saal. Da bebte, hüpfte und tanzte die Hütte bei dem Klasseauftritt der Wormser Ska-Band, die erneut mit vier Bläsern den Mozartsaal rockte. Da ließen es sich auch die Jungs von Swedish Surpise Act auf der rechten Bühne, die gerade mit dem Aufbau für den letzten Gig des Abends beschäftigt waren, nicht nehmen, tanzend die linke Bühne zu stürmen. Für The Offbeat Service gab’s Platz 3 beim Publikumsvoting und 200 Euro.

Swedish Surprise Act Foto: Andreas Stumpf

Swedish Surprise Act   Foto: Andreas Stumpf

Das war schon ein undankbares Los für SWEDISH SURPRISE ACT, zum Abschluss – kurz vor Mitternacht – nochmal die Spannung in einem sich leerenden Saal hochzuhalten. Mit Herz, Charme und Punkrock, der Spaß macht, gelang aber auch das. Für die größte Überraschung des Abends hatte jedoch der HipHopper Mizta Nutty gesorgt. Dabei hatte das Wormser Rocknacht-Rap-Urgestein wenige Tage zuvor noch bei Facebook angekündigt, dass er auch diesmal nur mit DJ antreten würde und „leider auch wie von vielen erwartet keine R. Kelly Songs performen“ würde. Letzteres hat zum Glück gestimmt. Und dann bringt sich der Rapper mit einem fulminanten Auftritt als Frontmann von Stereoswitch ins Spiel. Nutty hat gelogen – er kann sogar singen.

Fazit: Auch die zweite Wormser Rocknacht war eine ziemlich runde Sache. Echte Ausfälle gabs keine und die drei Gewinnerbands des Publikumsvotings – Stereoswitch, Supernova Plasmajets und The Offbeat Service – haben innerhalb eines abwechslungsreichen Line Ups tatsächlich am meisten herausgestochen.