Fußballfans sind laut, aggressiv und schreien asoziale Sachen aufs Spielfeld. Ich hör Sie deshalb schon wieder zu Tausenden fragen: „Sagen Sie mal Herr Bims, pöbeln Sie eigentlich genauso rum beim Fußball?“
Ich vertrete als echter Fußballfan den eisernen Grundsatz: Pöbeln ja, Beleidigungen gehören zum Fußball wie das Salz in der Suppe – aber alles bitte mit Niveau. Deshalb an dieser Stelle vorab ein ernstes Wörtchen an meine Wormatia-Freunde. Ich war am 22.11. bei dem Auswärtsspiel auf dem berühmtberüchtigten Betzenberg, als der VFR unglücklich mit 0:1 verloren hat. Mal wieder, denn seit 25 Jahren gabs keinen Sieg mehr in Kaiserslautern. Vorab: Da hätten sich die Gastgeber ruhig ein bisschen gastfreundlicher zeigen können, anstatt ihre mit Sonnen im Herzen angereisten Wormser Freunde mit Wurst in Currysuppe, geschmacksneutralen Frikadellen und halbwarmer Karlsberg-Plörre zu empfangen.
Es rechtfertigt aber auch ebenso wenig die Beleidigungen, die sich die handgezählten 37 Kaiserlauterer Zuschauer und Platzordner unter den 420 Besuchern von den sich in der Überzahl befindlichen Wormsern über die 90 Minuten Spieldauer anhören mussten. „Nr. 5 du Dummschulschwänzer!“ – geschenkt. „Doi Mudder schafft in Frankfurt am Bahnhof“ – alla hopp. Auch das altbekannte „Doi Mudder, doi Mudder, doi Mudder is doi Schwester“ – daran hat man sich in einer von Inzucht geplagten Region sicherlich bereits gewöhnt. Aber was sollen denn bitteschön Rufe wie „Ihr Hühnerficker!“, die sich im Laufe des Spiels bis hin zu „Ihr Schweineficker“ ausgeweitet haben? Ich kann das nicht gutheißen. Auch wenn es mutmaßlich im Jahr 2014 immer noch auf Bauernhöfen in der tiefsten Pfalz zu solchen sexuellen Handlungen kommen sollte, bringen Pauschalisierungen überhaupt nichts. Wie hoch die Dunkelziffer heute noch ist, im letzten Jahr wurde Sex mit Tieren schließlich erst verboten (Zoophilie gilt seitdem als Ordnungswidrigkeit), kann man zwar nur schwer sagen. Aber klar ist: Nicht jeder Pfälzer Bauer hat Sex mit seinen „Angestellten“ – falls Sie wissen, was ich meine. Es soll auch vereinzelt Höfe geben, in denen das nicht vorkommt bzw. vorkam.
Zurück zum Betzenberg:
Ebenfalls entschuldigen möchte ich mich für den Schlachtruf aus dem Wormser Fanblock: „Doi Mudder, doin Vadder – oink oink oink.“, der nichts anderes suggerieren soll, als dass die Eltern unserer pfälzischen Gastgeber Schweinegeräusche beim Sex absondern würden. Diese Unterstellung ist widerlich, abscheulich und gemein. Ich weiß gar nicht, ob das nun unter Denunzierung oder doch eher unter grobe Beleidigung fällt. Auf keinen Fall fällt es in den Bereich der Fabeln, denn unrealistisch ist das natürlich nicht, wie ein flüchtiger Blick auf die Ordner vor Ort bestätigt hat. In dem Moment hat sich nämlich gerade ein schwer Adipositas geschädigter Pfälzer Bursche (32 Jahre, 1,68 Meter, 114 Kilo, rote Backen) die Treppen hochgewuchtet und mir schoss spontan durch den Kopf: „Naja, Rente mit 67 erlebt der aber nur mit Treppenlift..“ Aber immerhin gab mir diese Szenerie das Gefühl, dass stets für genügend quiekenden Nachwuchs in der Pfalz gesorgt ist. Und da das bis heute, warum auch immer, nicht gesetzlich verboten ist, werden in heimischen pfälzischen Schlafstuben tagtäglich noch viel mehr Schweinegeräusche abgesondert, als Sie gemeinhin denken mögen.
Und ich sag Ihnen noch was:
Wenn Sie das nicht glauben, dann müssen Sie einfach nur dem Lauf der Dinge ihre Zeit geben. In spätestens 2 – 3 Jahren steht die Inka Bause bei „Bauer sucht Frau“ mitsamt Kameramann mit dabei im Schlafzimmer und gibt Anweisungen, wenn der Landwirt zum ersten Mal seine neue Frau begatten darf. Parallel dazu könnte man mit einer Webcam die Schweine im Stall beim freudigen Quieken filmen, die ihr Glück kaum fassen können, dass der Papi endlich sein menschliches Gegenstück gefunden hat. Da wird’s in Zukunft nach der Bauerndisco morgens um halb fünf nicht mehr so ungemütlich im Schweinestall. Im Endeffekt trägt das ja auch irgendwie zur Entspannung aller bei. Dank RTL.
In diesem Sinne, ein frohes Fest wünscht
Bert Bims
PS: Denken Sie zum Weihnachtsfest immer an das ungeschriebene Gesetz vieler Produktionen des Privatfernsehens: Zufriedenheit ist das Gefühl, das sich einstellt, wenn man das Elend anderer sieht…