Autor: Bert Bims
Nach meiner letzten Kolumne habe ich wütende Briefe erhalten von ganz vielen Leuten. Die meisten waren Frauen und beschwerten sich darüber, dass ich – anstatt hochrangige Politiker wüst zu beschimpfen – besser mal meiner Chronistenpflicht als Society-Reporter nachgekommen und über die Premiere der Nibelungen Festspiele berichtet hätte. Ich höre Sie deshalb mit zweimonatiger Verspätung schon wieder zu Tausenden fragen: „Sagen Sie mal Herr Bims, wie wars denn eigentlich auf der Premiere der Festspiele?“
Ich sags frei heraus: Die Premiere der Nibelungen-Festspiele war genauso unspektakulär wie das neue Stück. Das einzige, was mich in diesem Jahr richtig beindruckt hat, waren die beiden gewaltigen Wehrtürme auf der Bühne. Zehn Meter hoch und 7,5 beziehungsweise zehn Tonnen schwer sind sie. Als diese anschließend zum Verkauf standen, habe ich ein paar Tage mit mir gehadert. Die beiden Türme wollte ich eigentlich in meinem Vorgarten stellen, aber hatte etwas Angst, dass dadurch die Sonneneinstrahlung auf meinen Swimming Pool leiden könnte. Jetzt stehen sie halt im Botanischen Garten Schloss Bieberstein in Hahnstätten. Man muss ja auch nicht alles haben, denke ich mir. Um aber auf die Premiere zurückzukommen: Wenn ein Bert Bims um halb vier schon im Schlummerland liegt und nur gefühlte 1,8 Promille hat, dann kann was nicht stimmen. Da muss dringend die Konzeption verändert werden, z.B. dass man seinen Alkohol in der zweiten Hälfte mit auf die Tribünen nehmen darf, um keine unnötige Zeit zum Vollwerden zu vertrödeln. Oder es werden nur noch Prominente zur Nibelungenpremiere eingeladen, die auch mal für einen Skandal sorgen. Wie wäre es mit Ernst August? Der könnte doch wie damals auf der Expo in Hannover auch bei uns in Worms mal öffentlich hin urinieren, z.B. gegen das Heylsschlösschen. Warum denn nicht, wenn es dafür am nächsten Tag in der BILD steht und ein bisschen Promo für Worms bringt? Da lob ich mir doch den Neupfälzer Harald Glööckler, der wie ein König auf das Volk zu stolziert ist und bereitwillig für einen Plausch zur Verfügung stand. Als er sich später an unseren Tisch im Heylshof setzen und ich ihn gerade höflich, aber sehr bestimmend abweisen wollte, da entdeckte ich seinen Lebenspartner Dieter Schroth, ehemaliger Torwart von Wormatia Worms in den Siebzigern. Und schon entfuhr es mir: „Aber bitte setzen Sie sich doch. Herr Schroth.“ Aber während Leute wie der Glööckler ein bisschen Glanz und Glamour bringen, kann man doch mit Promis wie Roland Koch, der die ganze Zeit über nur im abgesperrten Bereich mit dem OB rumgelungert ist, keinen Blumentopf gewinnen. Gut okay, Roberto Blanco war genauso gut gelaunt wie immer, getreu seines Lebensmottos „Ein bisschen Spaß muss sein“, und ist aus dem Grinsen gar nicht mehr rausgekommen. Aber machen wir uns nichts vor: Ein lustiger Neger alleine reicht halt nicht. Wenn man in einer Stadt wie Worms eine Society-Kolumne schreibt, dann lebt diese in erster Linie von Skandalen. So wie es im Moment läuft, kann ich nicht arbeiten. Meine Gästeliste für 2016 lautet deshalb: Nadja Abdel Farrag, Helmut Berger, Kate Moss, Ozzy Osbourne und David Hasselhoff. Wenn nicht bald ein bisschen Action in diese Stadt kommt, kann es sein, dass ein Bert Bims die Segel streicht, weil es ihn wieder hinaus in die weite Welt zieht.
Bereits nach meiner Lehre zum Schiffschaukelbremser (u.a. auf dem Wormser Backfischfest) hat es mich überall hin verschlagen. Ich kann mich erinnern, dass mir während meiner Zeit als Baumfäller in Kanada, kurz bevor ich mir ein paar Yen als fahrradfahrender Sushi-Auslieferer im japanischen Fukuoka dazu verdient habe, ein paar Jungs vom Zoll in Winnipeg (Verwaltungseinheit Manitoba) Ende der Achtziger mächtig Ärger machen wollten, weil sie meinen Geburtsort „Würmer“ für eine Fälschung hielten. Damals gab es noch kein Internet, aber zum Glück hatte einer der Jungs auf dem Revier von einem Freund aus Vancouver, der für einige Zeit in einem komischen Ort in Deutschland als Austauschschüler gelebt hatte, immer am Samstag das Lied der Wormaten vorgesungen bekommen. Erst nach achtstündigen Verhören und Zeit absitzen im übelsten Knast von Winnipeg ließen mich die Polizisten endlich gehen, als ich ihrem Kollegen fehlerfrei und voller Inbrunst das Lied „Heut spielen die Wormaten, heute ist bestimmt was los“ vorsingen konnte. Somit hat mich die Wormatia damals davor bewahrt, in einem Knast in der Pampa von Kanada, am Zusammenfluss von Red River und Assiniboine River, dahinzuvegetieren. Heute muss man einfach nur googeln. Verrückt oder? Selbiges hätte besser auch mal Daniela Katzenberger getan, dann hätte sie eine elementare Info über den Geburtsort ihrer Tochter erhalten. Wie Sie sicher mitbekommen haben, wollte Frau Katzenberger ihrem süßen Griechen-Baby (BILD titelt: Noch mehr Schulden für Europa?) nicht als Erstes die BASF-Abgase ihrer Heimatstadt zumuten und hat deshalb in Worms geworfen. Offensichtlich aber vollkommen nichtsahnend, welche Bürde ihre Tochter nun als „Wormser Mädche“ ihr Leben lang mit sich herumtragen wird. Kennt Frau Katzenberger denn nicht das Lied: „Ja in Worms am Rhoi ham die Mädcher digge Boi“? Während nicht nur Daniela Katzenberger selbst während der Schwangerschaft ganz schöne Stempel bekommen hat, droht selbiges nun auch ihrer Tochter, deren Geburtsort Worms ist – egal wohin es sie in ihrem Leben verschlägt. Das sind Schicksal und Bürde zugleich. Ich weiß, wovon ich rede. Der Geburtsort „Worms“ auf meinem Pass hätte mich in Kanada beinahe in den Knast gebracht. In Japan habe ich meinen Geburtsort dann in ändern lassen. Sicher ist sicher.
Ihr Bert Bims