Angela Merkel und Michael Kissel bereiten ihren Rückzug aus der Politik vor. Merkel möchte ihre Wähler auf eigenen Wunsch noch zwei Jahre lang quälen, Kissel wollte seine Bürger sogar noch acht Jahre foltern, aber da hat der kluge Wormser nicht mitgespielt. Ich höre Sie deshalb schon wieder zu Tausenden fragen: „Sagen Sie mal, Herr Bims, wie beurteilen Sie denn den Rückzug dieser beiden, aus satirischer Sicht höchst interessanten Personen aus der Politik?“
Es sind ja nicht nur Merkel und Kissel, von denen wir uns verabschieden müssen. Die CEBIT wird eingestellt und wir werden nie mehr Bilder von Politikern mit lustigen Cyberspace-Brillen sehen. Eine weitere wichtige Institution erlebt in den nächsten Jahren einen schleichenden Tod. Die Rede ist nicht von der SPD, sondern der „Lindenstraße“, die 2020 eingestellt werden soll. Erst 2021 stellt sich dagegen Mutti Merkel mehr oder weniger freiwillig selbst ein. Immerhin konnte die Kanzlerin ihren Rückzug gezielt vorbereiten und hat aus dem tiefsten saarländischen Neandertal ihre Nachfolgerin hervorgekramt, die alleine schon wegen ihres Namens auf der ganzen Welt gefürchtet ist. Auch Annegret-Kramp-Karrenbauer, kurz AKK, ist immer für eine satirische Vorlage gut. Dagegen wurde unser Noch-OB Kissel von seinem Wahldebakel überrascht und hat es versäumt, einen adäquaten Nachfolger aufzubauen, der ebenfalls gerne mal in ein Fettnäpfchen latscht. Vermutlich war sich Kissel sicher, dass nur er diesen Job überzeugend ausüben kann. Dabei hatte Kissel doch schon 42 (oder waren es 43?) andere Jobs. Kurz vor Weihnachten machte unser Verlagschef die wahre Tragweite von Kissels Abwahl deutlich, denn 2019 wird die Satireabteilung des WO! Stadtmagazins von der Schließung bedroht sein. Wie einem Junkie, dem der Dealer abhandenkommt, wurde uns unmissverständlich klar gemacht: Ein halbes Jahr bekommen wir noch Stoff frei Haus geliefert, aber ab Juni wird es bedenklich. Eine Zeitlang können wir uns noch mit nostalgischen Rückblicken wie „Kissels beste Fettnäpfchen“ oder „Zitate, die Kissel tatsächlich ernst meinte“ über Wasser halten. Aber danach sind betriebsbedingte Kündigungen in unserer kompletten Satireabteilung nicht mehr auszuschließen.
Über wen sollen wir denn noch Witze machen?
Über den neuen OB Adolf Kessel wohl kaum. Der Mann war früher Kriminalbeamter, mehr muss ich wohl nicht sagen. Also ich will mit der Polizei grundsätzlich eher keinen Ärger haben. Womöglich tut sich aber ein alter Bekannter aus der KKK-Riege (Kessel-Karlin-Kosubek) der Wormser CDU zukünftig hervor und Hajo Kosubek feiert nach Kissels Abgang ein triumphales Comeback als Vorlagengeber für satirische Ergüsse. Aber dessen Zeit ist begrenzt, ebenso wie die von Uwe Franz, Aufsichtsratsvorsitzender des Berliner Flughafens BER. Ach nee, der ist ja nur als Baudezernent für das Wormser Parkhaus-Desaster verantwortlich und konnte auch 2018 nicht die Frage klären: Was wird schneller fertig – das Parkhaus am Dom oder der Flughafen BER? Viele sehen in Franz ein hoffnungsloses, äh -volles, Talent der SPD, das aber unter Umständen ebenfalls nicht mehr allzu lange die Satiriker dieser Stadt (ich beziehe gerne die Fastnachter mit ein, die natürlich ebenso nach frischem Stoff dürsten…) bedienen wird. Was ich im Hinblick auf die Stadtratswahl im Mai 2019 sagen will: Wir brauchen wieder mehr Politiker im Wormser Stadtrat, die – bewusst oder unbewusst – für mehr Realsatire sorgen. Sonst steht eine ganze Abteilung Ihres geliebten WO! Stadtmagazins vor dem Aus.
Weitere wichtige Fragen, die hoffentlich 2019 beantwortet werden:
Wird Kissel im Juni tatsächlich freiwillig seinen Platz räumen oder sich aus Protest gegen seine Abwahl nackt vor dem Rathaustor in Ketten legen? Wird nach der kapitalistischen Fratze von Friedrich Merz auch das dämliche Grinsen von Marcus Held irgendwann wieder in die Politik zurückkehren? Wann macht Andrea Nahles ihre „Ab morgen kriegen sie in die Fresse“-Ankündigung wahr und haut endlich mal Jens Spahn in seine grinsende Visage? Werden sich Annegret Kramp-Karrenbauer und Konrad Krüger-Kampenbrink endlich kennenlernen und ihre Namen auf dem Standesamt vereinigen? Apropos „Ehe für alle“: Wer wird der neue Mann von Florian Silbereisen? Wird Tom Kaulitz als Erwachsener die Wichsvorlage aus seiner Pubertätszeit ehelichen? Und wie geht es überhaupt Alessio?
Ich wünsche uns allen ein satirisch erfolgreiches Jahr 2019. Solange wir noch etwas zu lachen haben, kann die Welt da draußen gar nicht so schlimm sein. Bleiben Sie gesund und munter.
Herzlichst, Ihr Bert Bims