Och Menno. Jetzt wurde, nach den Nibelungen, Jazz & Joy und Backfischfest, zu guter Letzt auch noch das Spectaculum abgesagt. Wie soll denn ein Feierbiest wie ich auf Dauer über die Runden kommen? Ich höre Sie deshalb schon wieder zu Tausenden fragen: „Sagen Sie mal, Herr Bims, wollen Sie uns in dieser Corona geplagten Zeit nicht mal wieder ein paar richtig schlechte Witze erzählen?“

Okay es geht los: In diesem Jahr ist das Backfischfest ausgefallen. Und kommen Sie mir jetzt nicht mit dem Nibelungenland auf dem Festplatz. Das kann allenfalls nostalgische Gefühle hervorgerufen, aber mit einem richtigen Backfischfest kann man das nicht vergleichen. Und ohne das Backfischfest ist ein echter Wormser einfach nicht vollkommen. Als staatlich geprüfter Schiffschaukelbremser werde ich jedes Jahr aufs Neue an meine Ausbildungszeit zurückerinnert, als ich als junger Bursche in jeder freien Minute auf mein Gefährt gestiegen bin, um endlich meinen ersten Salto zu schaffen. Später wurden daraus locker hundert Salti am Stück. Noch heute, im hohen Alter, lasse ich es mir nicht nehmen, eine Schiffschaukel zu besteigen, um nach den ersten 50 Überschlägen den Applaus der Backfischfestbesucher einzuheimsen. Auch dieser Applaus fehlt mir, schließlich ist der Applaus das Brot eines Schiffschaukelüberschlagschampionsleaguekandidaten. Um meine narzisstische Ader auch in Zeiten von Corona bedienen zu können, hatte ich mir deshalb extra für das auf Ende September verschobene „Spectaculum“ eine Ganzkörperritterrüstung im Stil von Sir Lancelot zugelegt. Darunter selbstverständlich mit einem Mund-Nasen-Schutz und einem hautengen, äußerst figurbetonten Latexanzug, den ich zuletzt 1998 im Kitkat-Klub in Berlin getragen habe, wähnte ich mich ausreichend geschützt gegen Corona, Pest oder Cholera, denn auch die beiden letztgenannten Seuchen kann man auf einem Mittelaltermarkt nicht gänzlich ausschließen. Und dann wurde das Spectaculum genauso abgesagt wie die Nibelungen Festspiele zuvor schon. Dabei wäre ich auch für die Nibelungen bestens vorbereitet gewesen und wollte mir für den roten Teppich – zum Schutz vor den Aerosole ausstoßenden Menschen hinter den Barrieren – das Ganzkörperkondom von Lieutenant Frank Drebin aus „Die nackte Kanone“ überstreifen. Aber auch daraus wird wohl nichts. Ich hätte nie gedacht, dass ich sogar dieses aus heutiger Sicht völlig unhygienische „Bussi-links-Bussi-rechts“ bei den Nibelungen Festspielen vermissen würde, das in Zeiten von Corona völlig undenkbar wäre. Am Ende gerät man noch an einen Superspreader, der einem das Coronavirus förmlich in die Weinschorle hustet. Ja, sogar das Konzert von der (ehemaligen) Pandafresse Cro, der dieses Jahr beim Jazz & Joy aufgetreten wäre, hätte ich mir reingezogen. Aber was soll man dazu sagen, außer: „Hätte, hätte – Fahrradkette“. Oder wie der großartige fränkische Philosoph Lothar Matthäus einst meinte: „Wäre, wäre – Fahrradkette“.

ENDLICH! DIE STADT HILFT DER GASTRONOMIE UND UNTERHALTUNGSBRANCHE
In Anbetracht einer dahindarbenden Unterhaltungsbranche und einer kränkelnden Gastronomie hat sich die Stadt Worms dazu entschlossen, in dieser Situation mit einem Hilfsfonds zu unterstützen. Bis zu zwölf Gewerbetreibende können auf Antrag einen Betrag in Höhe von max. 300 Euro erhalten. „Wir hoffen, dass wir mit dem Hilfsfonds einen kleinen Beitrag leisten können, die existenziellen Nöte zu verringern“, erklärte hierzu Oberbürgermeister Kessel. Die Betonung liegt allerdings ganz klar auf „kleinen“. Denn selbstverständlich kann man mit dem Geld existenzielle Nöte verringern. Und zwar exakt um 300 Euro. So mancher wird sich bestimmt sagen: „Ob ich 10.000 Euro Schulden habe oder nur 9.700 Euro – das ist ein gewaltiger Unterschied!“ Für alle anderen gilt: „Wegen 300 Euro pumpe ich doch nicht die Stadt an…!“ Bei allem Respekt vor den städtischen Bemühungen, helfen zu wollen, gilt auch hier mal wieder: „Gut gemeint, ist nicht immer gut gemacht.“ Vielleicht sollte man die 3.600 Euro lieber nur einem Geschäftsmann geben, den es, warum auch immer, besonders hart getroffen hat. Das würde allerdings gegen das in der Politik so gerne angewandte „Gießkannenprinzip“ verstoßen.

NOCH WEITERE SCHLECHTE WITZE
Dabei ist die Veranstaltungsbranche doch schon gebeutelt genug und jetzt will Jens Spahn ein halbes Jahr vorher bereits die Fastnacht 2021 absagen. Angeblich könne er mitfühlen, wie wichtig Karneval für viele Millionen Deutsche sei, schließlich käme er aus einer Karnevalshochburg und sei selbst Kinderprinz gewesen. Davon abgesehen, dass die mit den rosa Kleidchen doch eigentlich Prinzessinnen waren, kann unser Gesundheitsminister nicht einmal ansatzweise ahnen, wie schnurzegal mir die Fastnacht ist. Ich würde mich sogar auf den Deal einlassen, dass wir die närrischen Tage frühzeitig absagen, wenn dafür im Sommer 2021 wieder normal Weinfeste, Theaterstücke, Konzerte und Festivals stattfinden können. Aber natürlich fühle ich als Satiriker an dieser Stelle ganz tief mit den vielen karnevalistischen Recken, die sich jedes Jahr aufs Neue ein paar schlechte Witze für die Allgemeinheit aus den Rippen leiern müssen. So geht es mir schließlich Monat für Monat. Einen schlechten Witz, neben dem homophoben „Lacher“ etwas weiter oben, habe ich mir für ganz am Schluss aufgehoben und er handelt erneut von unserem Gesundheitsminister. Der Mann, der einst über Hartz IV sagte: „Jeder hat, was er zum Leben braucht“, und der im Zuge des Corona-Lock-Downs die Menschen in Deutschland zur Enthaltsamkeit anhielt, hat sich zusammen mit seinem Lebensgefährten – einfach mal so, mitten in einer Pandemie – eine schicke Luxusvilla in einem Berliner Nobelviertel für 4,2 Millionen Euro gekauft. Die Wohlstandsblase, in der sich Jens Spahn dauerhaft bewegt, hat ihm offensichtlich ganz gewaltig den Verstand vernebelt. Da fällt selbst mir nichts mehr dazu ein.

Sprachlos – bis zum nächsten Monat!
Ihr Bert Bims