16. Juni 2017 | Weckerlingplatz in Worms:
Es ist schon eine lang währende Tradition. Während beim Sonderkonzert sozusagen der Joy-Teil des Drei-Tage-Festivals abgefeiert wird, widmet sich die Volksbank-Bühne dem eigentlichen Eröffnungskonzert, das natürlich dem Jazz im Titel verpflichtet ist. Nach Größen wie Klaus Doldinger, Till Brönner und Incognito wurde diese Ehre in diesem Jahr „Matt Bianco & New Cool Collective“ zuteil. Matt wer?
Ja, richtig! Da war doch mal was in den 80ern! Genau, die mit dem Copacabana Sound und dem Video mit der Band, die am Studiostrand vor einer Fototapete spielte. Die hatten doch den Hit „Half a minute“, hört man dann den ein oder anderen sagen. Sofort verfällt man in nostalgische Gedanken und gedenkt der weiteren Hits, die diese Band für eine gewisse Zeit immer wieder in die Charts spülte, und die bis heute auf ordentlichen 80er Jahre Partys nicht fehlen dürfen. Nach dieser kleinen Reihe von Hits in Folge verschwand die Band unauffällig aus Charts und Gedächtnis, ehe sie unverhofft im Mai dieses Jahres bei der Pressekonferenz ankündigt wurde. Ganz weg war die Band allerdings nie. Zwar wechselten die Musiker, doch mit steter Regelmäßigkeit konnte man in Amerika und Fernost weiterhin Erfolge für sich verbuchen. Die Band, das heißt vor allem Gründungsmitglied Mark Reilly. Matt Bianco wiederum hat nie existiert und ist lediglich ein Pseudonym, das auf die damalige Begeisterung der Band für Spionagefilme verweist. Trotz des Wandels der Zeit und der Musiker, ist das Projekt dennoch seinem Stil treu geblieben. Wie sympathisch Matt Bianco vielen Hörern heute noch ist, konnte man den zahlreichen positiven Stimmen im Vorfeld des Konzerts entnehmen. Stil, das heißt in erster Linie Jazz-Pop mit einem ordentlichen Bossa- Nova-Hintergrund. Man könnte auch einfach Easy Listening sagen, denn das war es, was die meiste Zeit bei dem Konzert zu hören war. Unterstützt von den milden Sommertemperaturen, glich so der Weckerlingplatz einem Platz, der auch irgendwo in Südeuropa hätte sein können. Gemütlich plauschte man ein wenig, trank den gut gekühlten Wein, genoss eine kleine Leckerei und ließ die Musik im Hintergrund angenehm plätschern. Das ist sicherlich für einen stilvollen Abend eine zufriedenstellende Angelegenheit, aber für ein mitreißendes, begeisterndes Eröffnungskonzert dann doch zu wenig. Lediglich wenn sich die hervorragenden Instrumentalisten, sprich Schlagzeug und Percussion, gegenseitig die Rhythmusbälle zuspielten, stellte sich ein bisschen Live-Fieber ein. Selbstverständlich vermochten die grundsympathischen Hits von damals auch heute noch zu begeistern. Doch ehe die Begeisterung zu dem letzten Zuhörer, kurz vor der Magnuskirche, überschwappen konnte, war der Copacabana-Zauber auch schon wieder vorbei. Was blieb, war ein nostalgisch verklärter Blick zurück und die simple Erkenntnis, dass auch Helden von einst einfach nur älter und gemütlicher werden.
FAZIT: Gediegen ist ein Ausdruck, der im Zusammenhang mit Musik immer einen seltsamen Geschmack hinterlässt, aber im Falle des neuen Matt Bianco durchaus zutrifft. Nett anzuhören, aber für einen fulminanten Start in ein Festival-Wochenende zu wenig.