Anscheinend gehört es zur örtlichen Streitkultur zwingend mit dazu, dass man diejenigen, die eine andere Meinung vertreten, grundsätzlich erst mal durch den Kakao ziehen muss. Als die politischen Vertreter im Streit um das geplante Gewerbegebiet „Am hohen Stein“ auf eine gut informierte und fundiert argumentierende Bürgerinitiative getroffen sind, ging die einzige Polemik von Seiten der Politik aus. Das Ergebnis ist bekannt: Die Vernunft hat gesiegt, das Gewerbegebiet ist gescheitert. Als sich nun mehr als 16.000 Wormser gegen eine Bebauung am Südportal des Wormser Kaiserdoms aussprachen, wussten sich die Vertreter der Domgemeinde nicht anders zu helfen, als der fleißig Stimmen sammelnden Bürgerinitiative Betrug zu unterstellen, um in der öffentlichen Meinung besser da zu stehen. Es macht in diesem Zusammenhang einfach nur wütend, dass man Leuten, die ehrenamtlich und uneigennützig ihre Freizeit opfern, um für ihre Überzeugung zu kämpfen, unrechtmäßig vorwirft, sie hätten manipuliert. Dabei hätte es die BI doch so einfach haben können, wenn man den umstrittenen Limburger Bischof Tebartz-van Elst genauso hervorgekramt hätte, wie die unsäglichen Missbrauchsgeschichten innerhalb der katholischen Kirche, um Stimmung gegen das Bauvorhaben der Domgemeinde zu machen. Nichts davon ist passiert, man hat nur argumentiert und Gegenvorschläge gemacht – fernab jeglicher Polemik. Als Dankeschön wurde man von der Gegenseite als Lügner und Betrüger abgestempelt. Umso wichtiger war es, dass die BI den ungeheuerlichen Vorwurf der Domgemeinde umgehend mit notarieller Hilfe entkräftet hat und die Wormser weiterhin sicher sein können, dass sie der Bürgerinitiative vertrauen können. Dagegen haben die Vertreter der Domgemeinde, was das Thema Glaubwürdigkeit angeht, einiges an Kredit verspielt und man wäre gut beraten, alle relevanten Informationen rauszurücken. Dazu gehört eben auch ein Bild aus der Sicht eines Fußgängers, der von der Andreasstraße kommt – so wie von der Bürgerinitiative „Kein Haus am Dom“ gefordert. Dann würde wohl auch den Bürgern, die den neuen Entwurf stumm durch gewunken hätten, erst so richtig bewusst, dass sich beim Blick auf den Dom so wahnsinnig viel nicht ändern wird, denn die Sichtbehinderung auf den Westteil des Doms und die Nikolauskapelle bliebe ähnlich wie beim ersten Entwurf. Warum die Domgemeinde bzw. Architekt Jörg Springer diese Animation nicht rausrücken, obwohl sie mit ziemlicher Sicherheit längst vorliegt, wurde bereits mehrfach erwähnt: Man will halt die Fehler vom letzten Mal nicht wiederholen. Aber nach diesem ungeheuerlichen Betrugsvorwurf wäre die Domgemeinde wieder an der Reihe, ein paar Bonuspunkte zu sammeln. Man will ja die Leute schließlich überzeugen und nicht überrumpeln.
Alternativvorschläge der BI „Kein Haus am Dom“ :
Die BI respektierte schon immer den Wunsch der beiden Kirchengemeinden nach einem adäquaten Gemeindehaus. Auf den vorgesehenen Standort sollte aber verzichtet werden, alternative Standorte ernsthaft geprüft werden. Außer dem von der BI empfohlenen Umbau bzw. Ausbau des Lioba-Hauses wäre durchaus auch an einem anderen Standort ein Neubau möglich, wenn man es wollte. So bietet sich der südliche Teil des Kreuzgangbereiches zur Bebauung an. Noch vor 200 Jahren stand hier ein Stiftgebäude mit Kreuzgang. Hier könnte der Neubau, beginnend hinter dem sogenannten Dom-Kiosk, parallel zum Langhaus des Doms und parallel der „Domhäuser“, Andreasstraße 8-12, auf der hintersten Freifläche des Kindergartens errichtet werden. Das Flachdach des Domkiosks könnte als Aussichtsterrasse des von uns vorgeschlagenen Gemeindehauses dienen. Das neue Gemeindehaus wäre nur ca. 25 Meter vom Dom entfernt und somit direkt im Blickfeld der Dombesucher. Über einen zu errichtenden Laubengang kann diese Strecke dorthin trockenen Fußes erreicht werden und ein Laubengang, beginnend an der Tür hinter der Nikolauskapelle, würde zugleich eine Kreuzgangbegrenzung im Osten darstellen.
WO! meint: Ein Vorschlag, über den man durchaus nachdenken könnte…