19. Juli 2014
Das Wormser Theater:
Als 2011 Vico von Bülow alias Loriot starb, ging nicht nur ein großer Komiker, sondern auch ein Opernliebhaber und profunder Kenner Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“. Beeindruckt von dem 16 stündigen Monumentalwerk, machte er es sich zur Aufgabe, den Zyklus zu einer Drei-Stunden-Version zusammenzufassen.
1992 wurde seine Fassung für Erzähler, Sänger, und Orchester in Mannheim uraufgeführt. Im Rahmen des Kulturprogramms der Festspiele wurde diese nun auch im ausverkauften Wormser Theater zu Gehör gebracht. Den Part des Erzählers übernahm der Charakterdarsteller Rudolf Kowalski, der auch in diversen Sketchen mit Loriot selbst vor der Kamera stand. Die Idee hinter der dezent ironisierenden Fassung war es, auf verständliche Weise die vieldeutige Tiefe des Ring Zyklus näher zu bringen. Unterstützung fand Kowalski im Klangkörper der Deutschen Staatsphilharmonie, die kraftvoll und präzise Wagners geniale Komposition zum Leben erweckte, während die schwierigen Arien von ausgebildeten Opernsängern vorgetragen wurden. Trotz Loriots schmunzelnder Sichtweise war dies aber alles andere als leichte Kost und erforderte viel Konzentration, was angesichts schweißtreibender Temperaturen im Theater gar keine so einfache Angelegenheit war. Bereichernd waren Loriots Beiträge allemal, gelang es ihm doch auf bestechende Art und Weise, den Inhalt des Mehrteilers auf den Punkt zu bringen. „Die Täter im gewaltigsten Drama der Musikgeschichte sind eigentlich ganz nette Leute. Nur eine gemeinsame Leidenschaft wird ihnen zum Verhängnis: Sie wollen mehr besitzen, als Weißsie sich eigentlich leisten können, mehr Macht, als ihnen zusteht. In blindem, lieblosem Gewinnstreben vernichten sie sich selbst und ihre Welt. Zum Glück gibt es dergleichen nur auf der Opernbühne.“ Mehr ist dem nicht hinzuzufügen.
FAZIT: Lehrreicher und unterhaltsamer Abend, der es schaffte, in nur drei Stunden Wagners 16 Stunden Zyklus gekonnt zusammenzufassen. Überdies brillant gespielt und vorgetragen.